Roche greift nach der Krone

Wie Noch-König Pfizer den Thron gegen die Basler verteidigen will

Roche greift nach der Krone

dz Zürich – Roche hat, ähnlich wie Novartis, ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr hinter sich. Einer der beiden könnte im laufenden Jahr zum weltgrößten Pharmakonzern aufsteigen. Roche erzielte 2019 einen Gesamterlös aus dem Verkauf von Arzneien und Diagnostika von 61,4 Mrd. sfr (+8 %). Dazu trugen die Pharmazeutika allein 48,5 Mrd. sfr (+11 %) bei. Damit liegt Roche um rund 5 % vor dem Lokalrivalen. Aber noch heißt der weltgrößte Medikamentenhersteller Pfizer.Dieser will die Krone nicht kampflos aus der Hand geben. Soeben hat der Viagra-Erfinder einen Frontalangriff auf die umsatzstärksten Roche-Medikamente lanciert. Avastin, Rituxan und Herceptin brachten 2019 fast 20 Mrd. sfr Umsatz ein. Doch auch diese biologischen Krebsmedikamente sind in die Jahre gekommen. In Europa und Japan haben sie ihren Patentschutz bereits verloren. Roche-Chef Severin Schwan bezifferte die Umsatzeinbußen durch die Konkurrenz billigerer Nachahmerprodukte im Berichtsjahr mit 1,5 Mrd. sfr. Nun sind die Patente auch im weltgrößten Markt USA hinfällig geworden. Für Avastin und Rituxan hat Pfizer unlängst bereits Nachahmerprodukte mit Preisabschlägen in Höhe von etwa 23 % auf den Markt gebracht. Im Februar soll die Lancierung eines um 24 % billigeren Generikums für Herceptin folgen, schreibt das amerikanische Branchenportal Fiercepharma.com.Schwan rechnet für 2020 mit weiteren konkurrenzbedingten Umsatzeinbußen von 4 Mrd. Dollar. Es sei eine realistische Schätzung, sagte er gestern an der Jahresbilanzpressekonferenz in Basel. Sorgen scheint man sich deswegen aber nicht zu machen. Roche rechnet auch für das laufende Jahr mit einer Zunahme der Verkäufe um bis zu 5 %. Die Wirkstoffe der jüngeren Generation zeigen einen bemerkenswerten Markterfolg. Ocrevus (multiple Sklerose) Perjeta (Brustkrebs) und Tecentriq spülten im vergangenen Jahr schon 9,1 Mrd. sfr in die Kasse von Roche – 3,2 Mrd. sfr mehr als im Jahr davor. Tecentriq könnte im laufenden Jahr die Zulassung für eine weitere Indikation (Leberkrebs) erhalten und das starke Wachstum fortsetzen.Im Vertrauen auf den starken Nachschub an neuen Medikamenten zeigt sich das Management trotz zunehmender Konkurrenz zuversichtlich. Dies umso mehr, als die in den vergangenen Jahren verschlankte Organisation die Erfolge an der Verkaufsfront auch mit weniger Reibungsverlusten in der Produktion und im Vertrieb in Gewinne ummünzen kann. Im Berichtsjahr nahm das operative Ergebnis um 19 % auf 17,5 Mrd. sfr zu. Der Reingewinn stieg sogar um 30 % auf 14,1 Mrd. sfr. Davon sollen gut die Hälfte oder 9 sfr pro Aktie (+3 %) an die Aktionäre fließen. Der Kurs der Genussscheine legte leicht zu und steht mit 327 sfr knapp unter dem Allzeithoch.