Rocket-Rückkauf läuft ins Leere

Keine Aktien erlangt - Erwerbsangebot für Rückzug von der Börse folgt - Verlust im ersten Halbjahr

Rocket-Rückkauf läuft ins Leere

hek Frankfurt – Der Start-up-Finanzierer Rocket Internet hat bei seinem jüngsten Rückkaufangebot keine eigenen Aktien über die Börse erworben. Das teilt das Unternehmen im Halbjahresbericht mit. Grund ist der niedrige Preis von 18,57 Euro. An der Börse notierte die Aktie während der zweiwöchigen Laufzeit des Programms leicht darüber.Das am 1. September angekündigte Programm galt für bis zu 8,84 % des Grundkapitals und sollte den Angaben zufolge die Aktionäre in die Lage versetzen, vor Vollzug des angekündigten Delisting-Rückerwerbsangebots Aktien an die Gesellschaft zu verkaufen. Diese hatten daran aber offensichtlich kein Interesse. Das Angebot ist am 15. September ausgelaufen. Rocket Internet will sich sechs Jahre nach ihrem milliardenschweren IPO wieder von der Börse zurückziehen. Daher ist für kommenden Donnerstag eine außerordentliche Hauptversammlung in virtueller Form angesetzt, die ein Rückkaufangebot an alle außenstehenden Aktionäre und eine Kapitalherabsetzung durch Einziehung der erworbenen Aktien beschließen soll. Geboten werden ebenfalls 18,57 Euro je Aktie. Dieser Betrag entspricht lediglich dem gesetzlichen Mindestpreis, also dem durchschnittlichen Sechs-Monats-Börsenkurs (vgl. BZ vom 2. September).Im ersten Halbjahr haben die Berliner einen kleinen Verlust eingefahren. Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von 12 Mill. Euro. Er wird nicht zuletzt auf niedrigere Bewertungen der Beteiligungen zurückgeführt. Im Vorjahreszeitraum hatten Anteilsverkäufe, darunter Hellofresh-Aktien, und Bewertungserträge dem Start-up-Investor einen Gewinnsprung auf 548 Mill. Euro beschert. Der Periodenverlust von 162 Mill. Euro, den Rocket im ersten Quartal eingefahren hatte, wurde im folgenden Jahresviertel fast vollständig abgebaut. Denn das Finanzergebnis drehte von tiefrot in den ersten drei Monaten weit in den schwarzen Bereich, so dass hier jetzt nach sechs Monaten 80 Mill. Euro Ertrag zu Buche stehen.Der Ergebnisanteil assoziierter Gesellschaften und Gemeinschaftsunternehmen, eine der wichtigsten Positionen der Gewinn-und-Verlust-Rechnung, drehte um 345 Mill. Euro auf einen Verlust von 84 Mill. Euro, insbesondere weil im ersten Halbjahr kaum noch Veräußerungserträge anfielen. “Unsere privaten Unternehmen sind in Summe weiter stark von den negativen Covid-19-Auswirkungen betroffen”, sagt CEO und Gründer Oliver Samwer. Dagegen hätten sich viele Börsenkurse im zweiten Quartal positiv entwickelt. Sowohl in den privaten Märkten als auch an den Börsen sei das erste Halbjahr von hoher Volatilität geprägt worden. Es drohen Insolvenzen Bei vielen Netzwerkunternehmen seien ein geringeres Wachstum und teilweise starke Umsatzeinbußen im Vergleich zum Vorjahr zu erwarten, heißt es im Ausblick des Zwischenberichts. Zudem könne die Pandemie erhebliche negative Auswirkungen auf die gewährten Darlehen und den Zeitwert der Firmen des Netzwerks haben. Das Management befürchtet, dass die Insolvenzquote höher ausfallen wird als in den vergangenen Jahren. Die Pandemie treffe vor allem die Branchen Reise, B2B-Catering und Fitness. Nicht länger tragfähige Geschäfte seien eingestellt oder verkauft worden. Die Zahl der voll konsolidierten Unternehmen ging um zwei auf 76 zurück.Ende August verfügte Rocket netto über 1,2 Mrd. Euro liquide Mittel, nachdem es Ende April noch 1,9 Mrd. Euro waren. Den beiden wesentlichen Beteiligungen, dem auf Schwellenländer ausgerichteten Online-Modehändler Global Fashion und dem Online-Möbelverkäufer Home24, bescheinigt Rocket eine operativ gute Entwicklung. Global Fashion hat im zweiten Quartal überraschend operativ schwarze Zahlen geschrieben und erstmals einen positiven Cash-flow erzielt. Home24 erreichte aufgrund eines starken Margenanstiegs im zweiten Quartal über einen Zeitraum von zwölf Monaten erstmals ein ausgeglichenes operatives Ergebnis.