Triebwerksbauer

Rolls-Royce-Chef malt düsteres Bild

Der neue Chef von Rolls-Royce verglich die Lage des britischen Technologiekonzerns mit einer brennenden Ölplattform. Er werde nicht überleben, wenn sich die Arbeitsweisen nicht änderten.

Rolls-Royce-Chef malt düsteres Bild

hip London

Der neue Chef des britischen Technologiekonzerns Rolls-Royce hat die Lage des Unternehmens in einer Rede am Standort Derby mit einer brennenden Ölplattform verglichen. Das Unternehmen müsse seine Arbeitsweisen ändern, oder es werde nicht überleben. „Nach allem. was ich aus Gesprächen mit Investoren weiß, ist das unsere letzte Chance“, zitiert die „Financial Times“ den ehemaligen BP-Manager Tufan Ergin­bilgic, der zu Jahresbeginn Warren East an der Spitze des Triebwerksbauers abgelöst hat. Der Zeitung wurden Teile der Videoübertragung an die gesamte Belegschaft zugespielt. „Mit jeder Investition, die wir tätigen, zerstören wir Wert“, zitiert das Blatt daraus. „Wir liefern eine schlechtere Performance als jeder Wettbewerber da draußen.“ So könne es nicht weitergehen. „Das hat nichts mit Covid zu tun, lassen Sie mich das klar sagen“, zitiert ihn das Blatt. „Covid hat eine Krise hervorgerufen, aber das Problem, um das es geht, hat nichts damit zu tun.“

Erginbilgic übernimmt Rolls-Royce zu einem Zeitpunkt, an dem die harte Restrukturierungsarbeit bereits abgeschlossen ist. Die Luftfahrtbranche verzeichnet eine rasante Erholung. East hatte das Unternehmen 2021 nach einem Milliardenverlust wieder in die Gewinnzone geführt. Als er im Juli 2015 vom Board zum CEO ernannt wurde, hofften viele, dass er die schwerfälligen bürokratischen Strukturen des Konzerns runderneuern würde. Denn East kam aus einer Branche, in der ein anderes Tempo herrscht als im Geschäft mit Kraftwerksturbinen oder Flugzeugtriebwerken. Der Oxford-Absolvent war Chef des britischen Chipdesigners Arm Holdings, dessen Chiparchitektur die Grundlage des mobilen Internets bildet. Er entrümpelte die Führungsetage. Mächtige Be­reichs­fürsten mussten weichen. Doch Rolls-Royce war in den vergangenen Jahren immer für eine negative Überraschung gut – von Bestechungsvorwürfen bei der internationalen Geschäftsanbahnung über Wertberichtigungen auf Absicherungsgeschäfte in Milliardenhöhe bis hin zu den nicht enden wollenden Problemen mit den Triebwerken vom Typ Trent 1000. Und dann sorgte auch noch die Corona-Pandemie dafür, dass Wartungserlöse ausblieben, weil Verkehrsflugzeuge weltweit am Boden blieben.

Sein Nachfolger saß bereits im Board mehrerer Industrieunternehmen, zuletzt fungierte er unter anderem beim Lkw-Hersteller Iveco und bei Türkiye Petrol Rafinerileri (Tupras) als Non-Executive Director. „Das Problem ist, dass es vielleicht keine einfachen Lösungen gibt“, sagte der Bernstein-Analyst George Zhao. Schon unter East seien zahlreiche Restrukturierungsrunden und Teilverkäufe durchgeführt worden.