Italien

Rom stoppt TIM-Kauf durch staatliche CDP

Die italienische Regierung hat die geplante Übernahme des Festnetzgeschäfts von Telecom Italia (TIM) durch die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Deposit e Prestiti (CDP), Macquarie und Open Fiber zur Bildung einer staatlich dominierten Festnetzgesellschaft gestoppt.

Rom stoppt TIM-Kauf durch staatliche CDP

bl Mailand

Die italienische Regierung hat die geplante Übernahme des Festnetzgeschäfts von Telecom Italia (TIM) durch die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), Macquarie und die Netzgesellschaft Open Fiber ge-stoppt. Industrieminister Adolfo Urso und der für die Telekommunikation zuständige Staatssekretär Alessio Butti kündigten an, bis zum Jahresende marktfähige Alternativlösungen unter Einbeziehung des TIM-Großaktionärs Vivendi (23,9%) suchen zu wollen. Der TIM-Aktienkurs reagierte auf die Ankündigung mit einem kräftigen Minus.

Die Ankündigung der Regierung erfolgte unmittelbar vor einer TIM-Verwaltungsratssitzung, bei der ur-sprünglich endgültig über die Abtrennung des Netzes entschieden werden sollte. TIM-CEO Pietro Labriola hatte in den letzten Monaten einen Plan für die Aufspaltung in eine Festnetz- und Dienstleistungssparte erarbeitet, der auch die Aufteilung der Schulden von 25 Mrd. Euro und einen umfangreichen Personalabbau beinhaltete. Er wollte Schulden in Höhe von mindestens 10 Mrd. Euro an die Festnetzsparte übertragen.

Doch der von der Regierung Draghi unterstützte Plan stieß bei der neuen Premierministerin Giorgia Meloni von Anfang an auf Ablehnung. Meloni strebt zwar eine staatliche Kontrolle des Festnetzgeschäfts an. Doch eine Übernahme durch die CDP wäre ohne eine Kapitalerhöhung mit hohen Kosten für den Staat kaum möglich gewesen. Und im Hinblick auf die Bewertung des Festnetzgeschäfts bestanden große Differenzen zwischen der CDP, die Interesse an einem niedrigen Wert hatte, und Vivendi, das eine hohe Bewertung bevorzugt. Zudem hätten wohl auch kartellrechtliche Einwände der EU gegen die Bildung einer mehrheitlich staatlichen monopolistischen Netzgesellschaft bestanden. Auch die Gewerkschaften machten massiv Front gegen eine Aufspaltung des Unternehmens und den damit verbundenen Personalabbau.

Die Unsicherheit über die Zukunft von TIM hält nun an. Es ist mehr als fraglich, ob die Regierung angesichts der schwierigen Gemengelage tatsächlich eine Lösung bis zum Ende des Jahres findet.

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