Italien

Rom will 20 Prozent vom TIM-Festnetz

Der italienische Staat hat sich mit dem US-Investor KKR auf eine Beteiligung an dessen Offerte für das Festnetzgeschäft von Telecom Italia (TIM) geeinigt. Rom will Mitsprache bei strategischen Entscheidungen. Noch gibt es aber eine Reihe von Hindernissen.

Rom will 20 Prozent vom TIM-Festnetz

Rom will 20 Prozent vom TIM-Festnetz

Einigung mit KKR – Verbindliche Offerte soll bis zum 30. September vorgelegt werden – Auch Vivendi muss zustimmen

Der italienische Staat will zusammen mit dem US-Investor KKR in das Festnetzgeschäft von Telecom Italia (TIM) einsteigen. Voraussetzung ist, dass KKR bis zum 30. September ein verbindliches Angebot für die Sparte abgibt, das von TIM akzeptiert wird. Zustimmen muss auch der TIM-Großaktionär Vivendi.

bl Mailand

Die italienische Regierung hat sich mit dem US-Investor KKR über die Möglichkeit eines Einstiegs des Staates bei der Festnetzsparte (Netco) von Telecom Italia (TIM) geeinigt. Beide Seiten unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung. Der italienische Staat soll dem Vernehmen nach bis zu 20% der Anteile übernehmen und damit eine entscheidende Mitsprache bei strategischen Fragen bekommen.

KKR verhandelt mit TIM über den Kauf der Sparte und würde etwa zwei Drittel der Anteile übernehmen, weitere italienische Anteilseigner wie F2i und womöglich die mehrheitlich staatliche italienische Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) insgesamt 13%, heißt es in italienischen Medien. Dabei könnte der Infrastrukturfonds F2i angeblich um die 10% übernehmen, die CDP, die derzeit mit 10% bei TIM beteiligt ist, 3%. TIM dagegen würde Presseberichten zufolge ganz aussteigen aus der Netco. KKR hält bereits 37,5% an der TIM-Glasfasergesellschaft Fibercorp.

TIM muss sich mit KKR einig werden

Voraussetzung für die Realisierung der Pläne ist, dass sich TIM mit KKR über einen Verkauf einigt. Nachdem zuvor auch die australische Macquarie zusammen mit der CDP ein unverbindliches Angebot vorgelegt hatte, nahm TIM vor einigen Wochen Exklusivverhandlungen mit KKR über den Verkauf der Festnetzsparte, die aus dem Unternehmen herausgelöst werden soll, auf. Die Amerikaner sollen angeblich bis zu 23 Mrd. Euro dafür geboten haben – inklusive Schuldenübernahme und inklusive der Unterwasserkabel-Gesellschaft Sparkle. Eine verbindliche Offerte muss bis zum 30. September vorgelegt werden.

TIM-Chef Pietro Labriola will einen Teil der Nettoverschuldung von 26 Mrd. Euro, die Rede ist von bis zu 10 Mrd. Euro, an die Netco übertragen. TIM soll sich dann ganz auf die Dienstleistungssparte für Unternehmen und Privatkunden konzentrieren. Dazu soll, zumindest vorerst, auch das sehr ertragsstarke Brasilien-Geschäft gehören, das derzeit etwa 30% zum Gewinn beiträgt.

Rom fordert Mitsprache

Mit der Absichtserklärung ist die Sache aber noch längst nicht in trockenen Tüchern. Denn noch liegt das verbindliche Angebot nicht vor. Die Beteiligung des italienischen Staates an der KKR-Offerte löst aber zumindest ein Problem: Denn Rom betrachtet das Festnetz als strategisch und fordert deshalb Mitsprache bei strategischen Fragen. Dieses Thema ist mit der Absichtserklärung vom Tisch. Offen ist bis dato jedoch, wie die Regierung angesichts der angespannten Haushaltslage den Erwerb der Beteiligung finanzieren will.

Ein weiteres Problem besteht in Form des TIM-Großaktionärs Vivendi, der 23,9% der Anteile kontrolliert. Die Franzosen, für die das Investment bisher ein Minusgeschäft war, zeigten sich bisher skeptisch im Hinblick auf eine Abtrennung der Festnetzsparte und halten die KKR-Offerte überdies für viel zu niedrig. Sie fordern bis dato 31 Mrd. Euro. Bis zu einer endgültigen Einigung könnte es also noch ein weiter Weg sein. Bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen Anfang August hatte Labriola einen Zeitraum von bis zu einem Jahr bis zur Realisierung des Vorhabens veranschlagt. Die Frage einer Neuordnung von TIM ist seit Jahren Thema.

Der TIM-Aktienkurs, der in den letzten Tagen aufgrund von Indiskretionen im Markt um etwa 10% zugelegt hatte, stieg am Freitag leicht.

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