Rosenkrieg schon vor der Hochzeit

Übernahme von Tiffany durch LVMH droht zu scheitern

Rosenkrieg schon vor der Hochzeit

wü Paris – Neuer Paukenschlag in der Luxusgüterindustrie: Die 16,2 Mrd. Dollar schwere Übernahme von Tiffany durch LVMH droht endgültig zu platzen und in eine Schlammschlacht auszuarten. Der US-Juwelier will deshalb die weltweite Nummer 1 der Branche verklagen. Die Akquisition wäre die bisher größte der Branche. Nach einer Reihe von Ereignissen, die sich nachteilig auf die Transaktion auswirken könnten, habe der Verwaltungsrat erneut über das Vorhaben beraten, erklärte LVMH. Dabei habe er vor allem einen Brief des Außen- und Europa-Ministers zur Kenntnis genommen, in dem dieser den Konzern bitte, angesichts der von den USA angedrohten Strafzöllen auf französische Produkte die Akquisition des amerikanischen Juweliers auf nach dem 6. Januar 2021 zu verschieben.Nach Angaben von LVMH hat Tiffany zudem gebeten, das Abschlussdatum für die Transaktion auf den 31. Dezember zu verschieben. Das Closing war bereits Ende August um drei Monate verschoben worden. Angesichts all dieser Ereignisse sehe sich LVMH derzeit nicht in der Lage, die Akquisition wie geplant durchzuführen, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Die Antwort des US-Juweliers ließ nicht lange auf sich warten. Er schaltete ein Gericht in Delaware ein. “Wir bedauern diese Entscheidung, aber LVMH hat uns keine andere Wahl gelassen, als ein Streitverfahren zu eröffnen, um unsere Gruppe und unsere Aktionäre zu schützen”, erklärte Tiffany-Verwaltungsratschef Roger N. Farah.Es gebe im französischen Recht keine Grundlage für die Bitte der französischen Regierung, das Abschlussdatum der Transaktion zu verschieben, argumentiert der US-Konzern. Der Juwelier wirft dem Luxusgüterriesen vor, Proteste gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner sowie die Covid-19-Pandemie als Vorwand nutzen zu wollen, um den Preis zu drücken. LVMH hatte seine Offerte für Tiffany Ende November auf 135 Dollar je Aktie erhöht. Mittwoch gab die Aktie des Juweliers an der New Yorker Börse zeitweise auf 111,75 Dollar nach. Bewertung steigtDer gebotene Preis entspricht laut Bloomberg inzwischen dem 18-Fachen des operativen Ergebnisses (Ebitda) von Tiffany, nachdem deren Geschäft wegen der Coronakrise eingebrochen ist. Ursprünglich entsprach der Preis dem 15-Fachen des Ebitda. LVMH-Finanzchef Jean-Jacques Guiony wies die Vorwürfe des Juweliers in einer Telefonkonferenz zurück. Der Luxusgüterkonzern habe nie versucht, den Preis oder die Bedingungen der geplanten Übernahme neu zu verhandeln, sagte er. Es zeuge von böser Absicht, dass Tiffany LVMH beschuldige, die Übermittlung notwendiger Dokumente für die Zustimmung europäischer Wettbewerbshüter zu verzögern.