RTL strebt an Frankfurter Börse

Bertelsmann gibt Startschuss für Sekundärplatzierung - Streubesitz steigt auf bis zu 25 Prozent

RTL strebt an Frankfurter Börse

Der Kurszettel in Frankfurt dürfte sich schon in Kürze um die Sendergruppe RTL verlängern. Im Rahmen der Sekundärplatzierung strebt der Medienkonzern Bertelsmann für seine Tochter auch eine Notierung in Frankfurt an. Rechnerisch hat das Aktienpaket, von dem sich die Gütersloher trennen wollen, einen Wert von 1,5 Mrd. Euro.ab Düsseldorf – Der Medienkonzern Bertelsmann macht Ernst. Am Donnerstag gaben die Gütersloher den Startschuss für die Sekundärplatzierung von RTL-Aktien. Bertelsmann beabsichtigt, seinen Anteil von derzeit 92,3 % auf bis zu 75 % zu reduzieren. Da die Aktie aufgrund des geringen Streubesitzes recht illiquide ist, wird der geplante Aktienverkauf praktisch wie ein IPO organisiert.Im Zuge des öffentlichen Angebots wird auch eine Notiereung im regulierten Markt in Frankfurt angestrebt. Bislang ist die Aktie der Fernsehgruppe nur in Luxemburg und Brüssel notiert. Damit werde der Bedeutung des deutschen Geschäfts – hierzulande spielt die RTL-Gruppe gut die Hälfte ihres operativen Ergebnisses ein – Rechnung getragen, kommentieren die beiden Co-Chefs Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch. Angesichts einer Marktkapitalisierung von aktuell 8,7 Mrd. Euro rückte selbst mit einem Streubesitz von nur 25 % die Aufnahme in den MDax in Reichweite. Wie es heißt, wird der erste Handelstag an der Frankfurter Wertpapierbörse noch vor der Sommerpause angestrebt. Im Markt wird bereits über einen Termin Mitte Mai spekuliert.Der Erlös aus der Sekundärplatzierung fließt vollständig nach Gütersloh, RTL werde kein frisches Kapital im Zusammenhang mit der Sekundärplatzierung einsammeln, heißt es. Doch auch nach dem Teilrückzug behalten die Gütersloher eine qualifizierte Mehrheit an der Cash-flow-starken Tochter und sichern sich damit das Sagen. Zwar hatte RTL im zurückliegenden Turnus beim Ergebnis Federn lassen müssen, gleichwohl steuerten die Luxemburger noch immer fast 60 % zum operativen Ergebnis von Bertelsmann bei. Zur WachstumsfinanzierungBertelsmann will mit dem Geld den eingeschlagenen Wachstumskurs des Medienkonzerns finanzieren. Dabei wird auch mit dem Einstieg in neue Geschäftsfelder geliebäugelt. Von Großakquisitionen wie dem zum Verkauf stehenden Wissenschaftsverlag Springer Science wollen die Bertelsmänner jedoch die Finger lassen, wie Vorstandschef Thomas Rabe erst kürzlich erläuterte (vgl. BZ vom 27. März).Basierend auf dem aktuellen Marktwert von RTL würde der Aktienverkauf Bertelsmann 1,5 Mrd. Euro in die Kasse spülen. Das Vorhaben hatten die Gütersloher Ende Januar annonciert, damals brachte RTL noch 11,7 Mrd. Euro auf die Waage. Zwischenzeitlich haben die Luxemburger jedoch eine Sonderausschüttung vorgenommen. Insgesamt wurden 1,6 Mrd. Euro ausgekehrt, das 2,7-Fache des auf die RTL-Aktionäre entfallenden Nettoergebnisses.Finanziert wurde die Ausschüttung teils mit einem Gesellschafterdarlehen des Mutterkonzerns. Dadurch dreht sich die Nettocash-Position. Mit einer Relation der Nettoverschuldung zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von lediglich 0,5 sind die Luxemburger im Branchenvergleich jedoch weiterhin recht konservativ unterwegs. Als globale Koordinatoren und Bookrunner sind Deutsche Bank und Morgan Stanley mandatiert, Bank of America Merrill Lynch, Citigroup, Credit Suisse und Goldman Sachs fungieren als Joint Bookrunners. BNP Paribas und Société Générale sind Co-Lead-Managers, Financial Advisor ist Lazard. In Deutschland und Luxemburg sollen die Aktien privaten und institutionellen Investoren im Rahmen eines öffentlichen Angebots offeriert werden. Außerhalb dieser Länder werden die Papiere institutionellen Investoren im Rahmen einer Privatplatzierung angeboten.