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RTL zollt schwachen Werbemärkten Tribut

Die Sendergruppe RTL hat den sich abschwächenden TV-Werbemärkten im ersten Halbjahr getrotzt. Dennoch schraubt die Bertelsmann-Tochter die Ergebnisprognose zurück.

RTL zollt schwachen Werbemärkten Tribut

ab Köln

Vor allem dank Portfolio- und positiven Wechselkurseffekten hat die RTL Group im ersten Halbjahr mit 3,3 Mrd. Euro ( 8,7 %) den höchsten Umsatz der Firmengeschichte erwirtschaftet. Organisch blieb der Umsatz stabil, wie Vorstandschef Thomas Rabe bei der Vorlage des Zwischenberichts sagte. Dennoch sprach der Manager, der in Personalunion auch Vorstandschef von Bertelsmann ist, angesichts der sich seit März abschwächenden TV-Werbemärkte von einem „sehr soliden“ Ergebnis. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) wuchs zeitgleich um 3,7 % auf 501 Mill. Euro. Dass unter dem Strich mit 245 Mill. Euro nur ein Bruchteil des Vorjahresergebnisses ankam, ist hohen Veräußerungsgewinnen (745 Mill. Euro) im Vorjahr geschuldet. 

Die Schwäche der Werbemärkte ist es auch, die RTL zur Absenkung der Prognose zwingt. Statt eines bereinigten operativen Ergebnisses (Ebita) von 1,15 (i. V. 1,5) Mrd. Euro wird das Ergebnis nur noch in einer Bandbreite von 1,05 bis 1,15 Mrd. Euro erwartet. Im Worst Case werde im zweiten Halbjahr mit einem Rückgang der Werbemärkte um 8 % kalkuliert. In diesem Fall werde der untere Prognoserand erreicht, erläuterte Rabe.

Der Umsatz wird zugleich in einer Spanne von 7,3 bis 7,5 Mrd. Euro gesehen, bisher hatte RTL die Erlöse in einer Größenordnung von 7,4 Mrd. Euro erwartet. Die Anlaufverluste im wachsenden Streaminggeschäft werden dagegen unverändert auf 250 Mill. Euro taxiert nach −166 Mill. Euro im Vorjahr.

Strategisch von weitaus größerer Bedeutung sind allerdings die Fusionsvorhaben in Frankreich und den Niederlanden. Erst vor gut einer Woche hatte die französische Wettbewerbsbehörde in einer vorläufigen Einschätzung erhebliche wettbewerbsrechtliche Bedenken gegen den geplanten Zusammenschluss von TF1 (Bouygues) und M6 (RTL) geltend gemacht. Die Auflagen sind für die Fusionspartner jedoch inakzeptabel. Die finale Entscheidung soll im Oktober fallen.

Streitpunkt ist die Abgrenzung des relevanten Marktes. Während die Unternehmen der Ansicht sind, dass der gesamte Werbemarkt herangezogen werden müsse, stellt das französische Kartellamt auf den TV-Werbemarkt ab. „Es gibt keinen Plan B“, sagte Rabe, räumte aber ein, dass die RTL-Tochter M6 wirtschaftlich gut dastehe und auch stand-alone weitergeführt werden könne.

Im Herbst steht darüber hinaus die Kartellentscheidung zum geplanten Zusammenschluss von RTL Nederland mit Talpa Network ins Haus. Anders als in Frankreich würde RTL in den Niederlanden die Führung in dem Gemeinschaftsunternehmen übernehmen. RTL Nederland stehe „so gut da wie nie“, sagte Rabe. Von daher müsse man sich um die Fortführung keine Gedanken machen. Tatsächlich war RTL Nederland der einzige Ländermarkt, der im ersten Halbjahr einen höheren operativen Gewinn erwirtschaftete.

RTL Group
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Umsatz32763014
Bereinigtes Ebita501483
Ebit4871202
Konzernergebnis304929
 RTL-Aktionäre245863
Operativer Cashflow84214
Nettofinanzposition35657*
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung