jh – Uli Hoeneß (64) ist wieder da. Das kann jeder, der sich auch nur ein wenig für Fußball und Bundesliga interessiert, weder übersehen noch überhören. Gleich auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München vor einem Monat wechselte der verurteilte Steuerhinterzieher von Demut auf Angriff. Ein so schnelles Umschaltspiel von Defensive auf Offensive beherrschen die Profis auf dem Rasen selbst im Formhoch nicht. Kaum war Hoeneß zum Präsidenten des Vereins gewählt worden, feuerte er ein Geschoss gegen den sowohl finanziell als auch sportlich starken Aufsteiger RB Leipzig: “Wir haben neben Dortmund einen zweiten Feind, den wir jetzt endlich wieder attackieren können.” Eindeutig, die wortgewaltige Fußballgröße ist auch nach 21 Monaten Haft noch ganz die Alte. Ein RätselDoch sogar ein Dickschädel ist manchmal für Überraschungen gut. Am Tag nach der Verbalattacke entschuldigte sich Hoeneß für seine Wortwahl. War es echte Reue, nur Taktik oder ließ er sich von Beratern überzeugen? Menschlich bleibt der gebürtige Ulmer jedenfalls ein Rätsel. Bevor die ganze Steuergeschichte nach einer Selbstanzeige publik wurde, spielte Hoeneß in der Öffentlichkeit – zum Beispiel in Talkshows im Fernsehen – den strengen Verfechter von Moral und Ehrlichkeit.Umso größer war das Erstaunen, dass ausgerechnet er gegen Gesetze verstieß. Von 2001 bis 2006 hatte Hoeneß an der Börse mit hohen Summen und in einer Häufigkeit spekuliert, die krankhaft erschien. Basis war ein geheimes Konto in der Schweiz. Der Prozess gegen ihn im März 2014 endete mit einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Das Landgericht München sprach ihn wegen Hinterziehung von mindestens 28,5 Mill. Euro Steuern schuldig. Nach sieben Monaten im Gefängnis wurde er Freigänger und arbeitete tagsüber in der Jugendabteilung des FC Bayern. Ende Februar 2016 folgte die vorzeitige Entlassung aus der Haft.Jetzt kann Hoeneß wieder den Verein gestalten, den er wirtschaftlich zum stärksten in Deutschland gemanagt hat. Auch in der Europaliga spielt der FC Bayern ganz vorn mit: Der Umsatz stieg im vergangenen Geschäftsjahr (30. Juni) um ein Fünftel auf knapp 627 Mill. Euro, der Nettogewinn sogar um fast 40 % auf 33 Mill. Euro.Auf dem Platz war Hoeneß ein pfeilschneller Rechtsaußen. Nach dem frühen Karriereende wegen einer Knieverletzung bewies er schon im Alter von 27 Jahren als jüngster Manager in der Bundesliga-Geschichte viel Geschäftssinn – auch als Gründer und Unternehmer einer Nürnberger Wurstfabrik. Nach seinem tiefen Fall führt er jetzt sein Lebenswerk “FC Bayern” fort. Hoeneß hat Wort gehalten: “Das war’s noch nicht.” Er ist wieder da.