Rüstungsboom macht Rheinmetall reich
Von Christoph Ruhkamp, DüsseldorfRheinmetall profitiert von dem bevorstehenden mehrjährigen Rüstungsboom, der von den überall in Europa steigenden Budgets für Verteidigung ausgelöst wird. Ursache dafür sind die geopolitischen Spannungen mit Russland und der ungewöhnliche Druck der USA auf die europäischen Verbündeten, die Ausgaben für Militär zu erhöhen. Der wachsende Bedarf der Bundeswehr, die derzeit gut ein Viertel zum Geschäft von Rheinmetall beiträgt, dürfte den Umsatz des Konzerns weiter nach oben treiben.Das Analysehaus Equinet erwartet deshalb für Rheinmetall ein beschleunigtes Wachstum des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern um jährlich 18 % bis 2021 sowie deutlich erhöhte Margen in der Rüstungssparte, die um 2,7 Prozentpunkte höher ausfallen dürften als bisher. Für die Autozuliefersparte erwarten die Analysten eine weiter starke Nachfrage nach Produkten für “grüne Mobilität”, die die Emissionen mindern – solange Verbrennungsmotoren noch im Einsatz sind. Zwar komme die Marge der Automotive-Sparte unter Druck, werde aber weiter oberhalb des langfristigen Zielwerts von 8 % liegen.In Europa, wo Rheinmetall fast die Hälfte vom Umsatz macht, ist eine starke Verpflichtung zu beobachten, die Militärausgaben erheblich zu erhöhen. Auslöser für das Umdenken war die Annexion der Krim durch Russland und der darauf folgende militärische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Börsenwert verdoppeltDer Kurs der Rheinmetall-Aktie büßte am Montag leicht auf 87,92 Euro ein. Der Börsenwert hat sich aber auch so noch seit Februar 2015 – also binnen zweieinhalb Jahren – verdoppelt auf 3,8 Mrd. Euro.Die unerwartet aggressive Haltung Russlands weckte Ängste in Europa. Das verstärkte Bewusstsein der Verantwortung Europas für eine eigene Verteidigungspolitik dürfte am Beginn einer länger anhaltenden Phase höherer Militärausgaben stehen. So haben sich die Nato-Vertragsstaaten eigentlich darauf geeinigt, mindestens 2 % vom Bruttoinlandsprodukt in ihre Verteidigungsbudgets zu investieren. Doch während die USA mehr als 3 % vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Rüstung ausgeben, kostet das Militär in Deutschland bisher nur 1,2 % vom BIP. Deshalb soll der BIP-Anteil in Deutschland binnen sieben Jahren auf 2 % steigen. Das wäre beinahe eine Verdoppelung der Verteidigungsausgaben von 37 Mrd. Euro auf 70 Mrd. Euro. Angesichts dessen erwartet Equinet-Analyst Zafer Rüzgar, dass der Umsatz der Rüstungssparte von Rheinmetall bis 2021 um jährlich 8,5 % wächst.Der Umsatz, den Rheinmetall mit der Bundeswehr macht, werde sich voraussichtlich von derzeit 770 Mill. Euro auf 1,2 Mrd. Euro 2020 erhöhen – was einem jährlichen Wachstum von 12 % entspräche. Deutschlands Anteil an Rheinmetalls Rüstungsumsatz werde sich von gut einem Viertel auf beinahe ein Drittel im Jahr 2021 erhöhen – vor allem getrieben durch die Sparte für Fahrzeugsysteme, die Rad- und Kettenpanzer herstellt. Jeder Anstieg des Marktanteils von Rheinmetall um 1 Prozentpunkt beschert dem Konzern ein zusätzliches Umsatzvolumen von jährlich 40 Mill. Euro, so dass der Umsatz in den nächsten fünf Jahren um jährlich knapp 13 % wachsen dürfte.Equinet schätzt, dass das operative Ergebnis des Konzerns vor Zinsen und Steuern (Ebit) um jährlich 10 % auf 570 Mill. Euro im Jahr 2021 zunehmen wird. Rund 90 % oder 200 Mill. Euro des Zugewinns seien der Rüstungssparte zuzurechnen. Innerhalb der Rüstungssparte sei zu erwarten, dass die Fahrzeugsysteme mit einem Anteil von 56 % oder 110 Mill. Euro am meisten zum operativen Gewinn beitragen. Dadurch werde die operative Marge in der Rüstungssparte von 5 % im Jahr 2016 auf 7,7 % im Jahr 2021 steigen. “Grüne Mobilität” im TrendIn der Autozuliefersparte werde die Nachfrage nach Produkten für “grüne Mobilität” hoch bleiben. Die Sparte Mechatronics, die auf die Verringerung von Emissionen spezialisiert ist und 54 % vom Umsatz sowie 61 % vom operativen Gewinn der Automotive-Sparte liefert, werde in den nächsten Jahren um jährlich 5 % wachsen. Die Sparte für Emissionsreduktion trage damit mehr als 80 % zum Umsatzwachstum der Automotive-Sparte bei.