RWE hofft auf Wachstum in Osteuropa

Erneuerbare und Vertrieb mit Potenzial - Ungarn-Sparte vor Neuordnung - Synergien aus Retail-Integration

RWE hofft auf Wachstum in Osteuropa

ahe Düsseldorf – Beim Energieversorger RWE stehen Umstrukturierungen im Osteuropageschäft an. Nichtsdestotrotz rechnet der Konzern mit weiteren Wachstumsmöglichkeiten in der Region, wie der CEO von RWE East, Martin Herrmann, am Dienstag in einem Online-Pressegespräch ausführte.RWE ist heute in acht osteuropäischen Ländern aktiv, wozu auch die Türkei gezählt wird. 15 % des konzernweiten Gasabsatzes fallen hier an und knapp 10 % des Stromabsatzes. Mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von zuletzt 913 Mill. Euro entfiel 2014 zudem 13 % des operativen Konzerngewinns auf den Geschäftsbereich RWE East. Teile dieses Geschäfts werden allerdings nicht in der Osteuropa-Sparte des Konzerns, sondern im Bereich der erneuerbaren Energien (Innogy) oder der Erzeugungssparte verbucht.Künftig wird die Aufteilung nach Angaben von Herrmann wohl noch weiter gehen und im Zuge der aktuell stattfindenden Neuaufstellung des Konzerns weitere Geschäfte in Osteuropa den neu formierten Netz- oder Vertriebsorganisationen von RWE zugeschlagen.Hermann selbst wurde im September vom Konzern die Verantwortung für die Neuorganisation des internationalen Vertriebs und damit der virtuellen Gesellschaft Retailco übertragen, die er in Personalunion zu seinen heutigen Ämtern seit Anfang Oktober führt. Ohne konkrete Ziele zu nennen, kündigte Hermann “Synergieeffekte” im Zuge der stärkeren Integration an. Diese würden unter anderem über eine Angleichung der IT-Systeme oder auch über eine stärkere Zusammenarbeit der einzelnen Vertriebsabteilungen erreicht. Herrmann will zudem die schlanken Führungsmodelle, die er aus seiner Arbeit bei RWE East kennt, auch auf den Vertrieb übertragen. Er gilt seit seiner Berufung zum “Sponsor” bei der Neuaufstellung des Vertriebs auch als Kandidat für den RWE-Konzernvorstand. Starkes NetzgeschäftBisher stammte fast die Hälfte des operativen Gewinns in Osteuropa aus dem Netzgeschäft. Dieses ist allerdings stark vom Regulierungsumfeld abhängig. Potenzial für weiteres Wachstum in der Region sieht der RWE East-CEO künftig daher vor allem im Erneuerbare-Energien- und im Vertriebsgeschäft. Im Vertrieb rechnet RWE in den nächsten Jahren mit “dramatischen Veränderungen”. Zudem gilt der osteuropäische Markt als besonders preissensitiv, da die Menschen hier prozentual vom Einkommen mehr als das Doppelte für Energie ausgeben. RWE hat in Osteuropa zurzeit 5,4 Millionen Strom- und Gaskunden.In Polen hat der Konzern gerade die Bauarbeiten für zwei weitere Windparks abgeschlossen. Das Windportfolio in dem Land soll noch weiter auf 300 von aktuell 240 Megawatt ausgebaut werden. In Ungarn hat der Konzern gerade die größte Fotovoltaikanlage des Landes in Betrieb genommen.In Ungarn stehen allerdings größere Veränderungen noch bevor. RWE verhandelt aktuell mit der Regierung in Budapest über einen Verkauf des regulierten Endkundengeschäfts mit rund 2 Millionen Kunden. Der Staat wolle auch die dazugehörende Servicesparte übernehmen, sagte Herrmann. Zudem wolle RWE den Staat als Partner für das Netzgeschäft mit einem Anteil von 49 % gewinnen. RWE wolle aber in Ungarn aktiv bleiben und wolle den Vertrieb in den freien Markt und auch eine Braunkohle-Beteiligung behalten.