RWE startet Investitionsoffensive

5 Mrd. Euro für Erneuerbare - Dividende steigt - Ausblick enttäuscht - Neue Konzernstruktur

RWE startet Investitionsoffensive

Noch in alter Aufstellung hat RWE alle Ziele im abgelaufenen Turnus erreicht, teils sogar übertroffen. Der Ausblick sorgte gleichwohl für Enttäuschung. Das lag wohl auch am mageren Dividendenversprechen für 2020. Das Geld benötigen die Essener für den Umbau zum Ökostromerzeuger.ab Köln – Dank sprudelnder Gewinn im Energiehandel hat RWE 2019 ein stolzes Jahresergebnis erzielt. Der Ausblick auf den neuen Turnus gerät gleichwohl konservativ, wenngleich RWE-Chef Rolf Martin Schmitz in der Pressekonferenz sagte: “Jetzt wachsen und liefern wir.” In den Ausbau des Ökostromgeschäfts will RWE in den nächsten drei Jahren netto 5 Mrd. Euro investieren.Mit dem Geld soll die installierte Kapazität in Windkraft- und Solaranlagen von heute 8,7 Gigawatt (GW) auf 13 GW ausgebaut werden. Davon befänden sich schon 2,7 GW in Bau. Im Fokus stünden dabei Europa und Nordamerika. Doch auch den asiatisch-pazifischen Raum will RWE künftig in den Blick nehmen.Nach dem Tauschgeschäft mit Eon und dem absehbaren Ende der Kohleverstromung verpasst sich der Konzern zudem eine neue Struktur. Das Kerngeschäft besteht künftig aus vier Segmenten, hinzu kommt das Auslaufsegment Kohle/Kernenergie, dem die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle und der Kernenergie zugeordnet ist.Zum künftigen Kerngeschäft gehören Offshore Wind, Onshore Wind und Solar, der Bereich Wasser, Biomasse und Gas sowie der Energiehandel. Im Kerngeschäft will RWE im Zeitraum 2020 bis 2022 jährlich im Schnitt mit 7 bis 10 % wachsen. Für den laufenden Turnus wird dabei ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 2,15 bis 2,45 Mrd. Euro avisiert. Pro forma gerechnet erwirtschaftete das künftige Kerngeschäft im abgelaufenen Turnus 2,18 Mrd. Euro. Inklusive des Segments Kohle/Energie wird das bereinigte Ebitda in einer Spanne zwischen 2,7 und 3 Mrd. Euro erwartet, 2019 waren es 2,5 Mrd. Euro. Unter dem Strich wird allerdings weniger als im abgelaufenen Turnus herauskommen. Wird für das bereinigte Nettoergebnis doch lediglich eine Spanne zwischen 850 Mill. und 1,15 Mrd. Euro prognostiziert, nach 1,2 Mrd. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr.Das sorgte an der Börse für Verdruss. Mit einem Verlust von in der Spitze 19 % gehörte der Wert gestern zu den größten Verlierern im Dax. Die Dividende für den abgelaufenen Turnus will RWE wie angekündigt auf 0,80 (i.V. 0,70) Euro erhöhten. Als Zielgröße für die Ausschüttung im kommenden Jahr werden dagegen nur 0,85 Euro je Aktie in Aussicht gestellt. Hier hatte sich der Markt offenbar mehr erhofft.Im abgeschlossenen Geschäftsjahr, über das RWE noch “stand-alone” (also ohne die Erneuerbaren von Innogy) berichtet, haben die Essener die Ziele erreicht. So landete das bereinigte Ebitda mit 2,1 Mrd. Euro am oberen Rand der Zielspanne. Das bereinigte Nettoergebnis hat sich auf 1,2 Mrd. Euro sogar mehr als verdoppelt. Grund dafür war insbesondere das florierende Handelsgeschäft, das ein Segment-Ebitda von 702 Mill. Euro bescherte. Hier wird für 2020 mit einer Rückkehr auf den Mittelwert der vergangenen Jahre von 250 Mill. Euro gerechnet.Für den Wachstumskurs sieht sich RWE auch finanziell gerüstet und verweist auf ein historisch niedriges Verschuldungsniveau. Die Nettoverschuldung in neuer Aufstellung belaufe sich auf etwa 7 Mrd. Euro, sagte Finanzchef Markus Krebber. Daraufhin hat Moody’s den Ausblick von stabil auf positiv gehoben. Die Anhebung des Ausblicks spiegele die Einschätzung, dass sich das Geschäftsprofil im Zuge der Transformation zum Ökostromanbieter verbessere.