Energie

RWE steckt Gewinne in Ausbau von Grünstrom

RWE präsentiert sich als Good Corporate Citizen: Die hohen Gewinne werden in den Ausbau der Erneuerbaren gesteckt, und auf die Gasumlage wird verzichtet.

RWE steckt Gewinne in Ausbau von Grünstrom

ab Köln

RWE forciert die Investitionen in den Ausbau der Erneuerbaren. Allein in diesem Jahr sollen mehr als 5 Mrd. Euro in die Hand genommen werden, das sind 30 % mehr als ursprünglich geplant, sagte RWE-Chef Markus Krebber bei der Vorlage des Zwischenberichts. Allein im ersten Halbjahr seien etwa 2 Mrd. Euro in die Expansion des grünen Portfolios geflossen. In Betrieb genommen wurden im ersten Halbjahr Windkraft- und Solaranlagen mit einer Kapazität von 1,2 Gigawatt (GW), im Bau befinden sich Projekte mit einer Kapazität von 4,8 GW.

Nicht zuletzt der forcierte Ausbau der Grünstrom-Kapazitäten habe zu den satten Ergebnissteigerungen beigetragen, führte der Konzernchef aus. Zudem seien die Anlagen besser ausgelastet gewesen. Da in Europa vielerorts ungewöhnlich viel Kraftwerkskapazität nicht zur Verfügung stand, seien insbesondere auch die flexiblen Kraftwerke zum Einsatz gekommen. Last but not least spülten aber auch höhere Erzeugungsmargen sowie ein außergewöhnlich gutes Handelsgeschäft den Essenern satte Gewinne in die Kasse.

Diese Entwicklung hatte RWE vor zwei Wochen zur Erhöhung der Ergebnisprognose um 1,5 Mrd. Euro veranlasst. Statt eines bereinigten operativen Ergebnisses (Ebitda) im Konzern von 3,6 bis 4 Mrd. Euro sollen nun 5 bis 5,5 Mrd. Euro verdient werden. Im ersten Halbjahr warf das Kerngeschäft ein operatives Ergebnis von 2,4 (i. V. 1,2) Mrd. Euro ab, inklusive Kohle und Kernenergie waren es 2,9 Mrd. Euro.

„Das Ergebnis, das wir erwirtschaften, wird der Energiewende zugutekommen“, versprach Krebber und kündigte an, auf die Gasumlage, die zum 1. Oktober eingeführt wird und Gasimporteuren zugutekommen soll, zu verzichten. RWE sei ein finanzstarkes Unternehmen und werde die Mehrkosten für die Ersatzbeschaffung selbst tragen, sagte Krebber.

RWE sitzt auf Gasverträgen mit russischen Produzenten im Umfang von 15 Terawattstunden (TWh), diese Verträge laufen bis Ende 2023. Das mit diesen Verträgen einhergehende Risiko im Fall der Nichtlieferung bzw. Lieferkürzung hat der Energiekonzern über Absicherungsgeschäfte inzwischen auf null gesenkt. Die damit verbundenen Kosten, die im bereinigten Ebitda verarbeitet wurden, wollte RWE jedoch nicht beziffern. Es sei nicht klar, wie viel des kontrahierten russischen Gases am Ende geliefert werde, hieß es zur Begründung. Von den vertraglich vereinbarten Mengen aus Russland kämen derzeit nur 20 % an. RWE werde prüfen, ob Schadenersatzforderungen geltend gemacht werden könnten. Anders als Uniper, die im Zuge der staatlichen Rettung ge­zwungen war, ihre Klage gegen die Niederlande im Zusammenhang mit dem Energiecharta-Vertrag zurückzuziehen, sucht RWE den Angaben zufolge weiter nach „einer einvernehmlichen Lösung“.

Zur Diskussion über die Laufzeitverlängerung der drei noch verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland – das Kraftwerk Emsland gehört RWE – wollte sich Krebber nicht näher äußern. „Wichtig ist, dass jetzt ein Stresstest gemacht wird. Auf Basis des Stresstests wird die Politik dann die Entscheidung treffen, und die warten wir ab.“ Die Kapazität des Kraftwerks sei jedoch überschaubar und somit auch der etwaige Gaseinspareffekt. Auch zur heiß diskutierten Übergewinnsteuer gab sich Krebber schmallippig: „Dazu habe ich nichts zu sagen, das entscheidet die Politik.“ Zugleich hält sich RWE bedeckt, ob der Konzern in Italien, Großbritannien oder Spanien von diesen Sondersteuern betroffen ist.

RWE
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Umsatz161888448
Bereinigtes Ebitda28581751
 Offshore Wind632459
 Onshore Wind/Solar491−42
 Wasser/Biomasse/Gas755297
 Energiehandel545525
 Kohle/Kernenergie501545
Bereinigtes Ebit21041042
Nettoergebnis20831432
Ber. Nettoergebnis1566870
Free Cashflow7923405
Investitionen21542004
Nettofinanzposition1892360*
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung
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