Ryanair bietet Verkauf von Aer-Lingus-Anteil an

Billigfluglinie will Beteiligung an andere EU-Gesellschaft abgeben - Analysten: Kein Käufer in Sicht

Ryanair bietet Verkauf von Aer-Lingus-Anteil an

ste London – Europas größte Billigfluggesellschaft Ryanair bietet an, ihre 29,8-prozentige Beteiligung an der ehemaligen irischen Staatsfluglinie Aer Lingus zu verkaufen, sollte ein anderer Carrier aus der Europäischen Union (EU) eine Offerte abgeben, die die Zustimmung von mindestens 50,1 % der Aer-Lingus-Aktionäre erhält. Das Verkaufsangebot “ohne Vorbehalte” ist die neueste Wendung im Ringen um die Übernahme des heimischen Rivalen, die von der EU-Kommission Ende Februar dieses Jahres zum wiederholten Mal blockiert wurde. Ryanair droht eine Verfügung der britischen Wettbewerbskommission, die Beteiligung an Aer Lingus zu verkaufen. Eine Entscheidung will die Competition Commission (CC) nach einem zweimonatigen Aufschub spätestens am 5. September bekannt geben.Das Verkaufsangebot begründete Ryanair in einer Ad-hoc-Mitteilung damit, die “gegenstandslosen und erfundenen Bedenken” der Wettbewerbskommission, die Beteiligung des größten Aktionärs behindere die Übernahme von Aer Lingus durch eine andere EU-Fluggesellschaft, ausräumen zu wollen. Am “vehementen Widerspruch” gegen die “offenkundig falsche Schlussfolgerung” der britischen Wettbewerbshüter, dass Ryanair Einfluss nehme auf die kommerzielle Strategie von Aer Lingus und dass die sechseinhalb Jahre alte Minderheitsbeteiligung von Ryanair an Aer Linus zu einer Verringerung des Wettbewerbs geführte habe, ändere sich durch die Offerte nichts. Dieser Schlussfolgerung stünden Hinweise aus sechseinhalb Jahren und Erkenntnisse der EU-Kommission vom Februar entgegen, dass sich der Wettbewerb zwischen Ryanair und Aer Lingus verschärft habe. Selbst Aer Lingus und die irische Regierung, die seit dem Börsengang der Fluggesellschaft im Herbst 2006 noch mit 25,1 % beteiligt ist, hätten dies gegenüber der EU angegeben.Ryanair hatte die vor rund sieben Wochen angedeutete Entscheidung der britischen Wettbewerbskommission, die Billigfluglinie müsse ihre Beteiligung wegen Einflussnahme auf Geschäftspolitik und Strategie teilweise oder vollständig abbauen, damals bereits als “unhaltbar” bezeichnet und angekündigt, gegebenenfalls Berufung einzulegen (vgl. BZ vom 4. Juni). Nach dem dritten fehlgeschlagenen Übernahmeversuch seit 2007 hatte das Unternehmen signalisiert, dass es sich nicht freiwillig zurückziehen werde.Die EU-Kommission hatte Ende Februar erklärt, seit der ersten Blockade 2007 hätten sich die Marktpositionen der beiden Gesellschaften verbessert: Statt auf 35 Routen vor sechs Jahren würden sie nun auf 46 Strecken von und nach Irland direkt miteinander konkurrieren. Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia hatte die Ablehnung der im Juni 2012 bekannt gemachten Übernahmeofferte aber mit dem Hinweis begründet, dass die Transaktion ein Monopol oder eine dominante Position auf diesen Strecken schaffen könne. Zugeständnisse von Ryanair, 43 Routen auf die Verluste einfliegende britische Billigfluglinie Flybe zu übertragen und diese mit 100 Mill. Euro Kapital zu unterstützen, um einen neuen Wettbewerber – Flybe Ireland – zu etablieren, waren der EU-Kommission nicht ausreichend. Da kein vergleichbarer Konkurrent wie Aer Lingus absehbar gewesen sei, habe er keine Alternative gesehen, als den Übernahmeversuch zu vereiteln, so Almunia (vgl. BZ vom 28. Februar).Ryanair-Kommunikationschef Robin Kiely erklärte nun, die Billigfluggesellschaft sei bereit, die Aer-Lingus-Anteile zum gleichen Preis zu verkaufen, zu dem die Aer-Lingus-Aktionäre mehrheitlich auch den Einstieg einer anderen EU-Airline genehmigen würden. Ein nichteuropäischer Käufer wie Etihad Airways, die mit einem Anteil von 3 % an Aer Lingus beteiligt ist und Interesse an einer Aufstockung durchblicken ließ, kommt für Ryanair offenbar nicht in Betracht. Der jüngste Vorstoß von Ryanair ändere nichts, weil es keinen Käufer gebe, so ein Analyst von Goodbody Stockbrokers. An der Börse Dublin legte die Aer-Lingus-Aktie um 1,8 % auf 1,68 Euro zu, während Ryanair um 3 % auf 7,03 Euro nachgab..—– Wertberichtigt Seite 8