Ryanair droht Kostenschub

Piloten fordern mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen - Streiks angekündigt

Ryanair droht Kostenschub

hei Frankfurt – Dem irischen Billigflieger Ryanair drohen die ersten Streiks seiner Geschichte, und das gleich europaweit. Angekündigt sind Ausstände in Italien und Spanien, auch am Heimatflughafen Dublin und in London haben sich die gewerkschaftlich organisierten Piloten für Streiks ausgesprochen. Allerdings ist der Organisationsgrad im Unternehmen bisher gering. Hierzulande unterstützt die Vereinigung Cockpit (VC) die Ryanair-Piloten. Sie hat an zehn deutschen Standorten zu Ausständen aufgerufen.Die Gewerkschaften werfen dem 1985 gegründeten Low Cost Carrier vor, den europaweiten Flugbetrieb mit unsozialen Arbeitsbedingungen nach irischem Recht für die inzwischen rund 4 000 Piloten zu organisieren. Es gebe keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine verbindlichen Dienstpläne, keine Altersvorsorge und ein weit verbreitetes System von scheinselbständigen Piloten, kritisierte VC-Präsident Ilja Schulz auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Die VC fordert das Ryanair-Management zu Tarifverhandlungen mit dem Ziel “marktgerechter Arbeits- und Vergütungsbedingungen” für die rund 400 Ryanair-Piloten hierzulande auf. Ein Tarifvertrag solle sich am Vorbild der Tuifly orientieren, die wie Ryanair eine Flotte von Boeing-B737-Flugzeugen betreibt. Bei Tuifly liege die Vergütung etwa 30 % über dem Niveau der Ryanair, so Schulz.Die irische Fluggesellschaft hat Gespräche mit der VC wie mit anderen Gewerkschaften bisher strikt abgelehnt und stattdessen auf lokaler Ebene Verträge geschlossen. Das Management gab sich angesichts der Streikdrohungen gelassen. Experten fürchten allerdings, dass dem Unternehmen auf Dauer ein Lohnkostenschub droht, der den Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen europäischen Airlines schrumpfen lässt. Ryanair hält sich zugute, bei den Stückkosten (ohne Treibstoff) einen Kostenvorteil von 48 % zum nächstteureren Wettbewerber Wizzair zu haben, wie aus einer Unternehmenspräsentation zu den Halbjahresergebnissen hervorgeht. Im Vergleich zu Easyjet betrage die Differenz 89 %, die Stückkosten der Lufthansa sollen gar 248 % höher sein.Die Piloten nutzen bei Ryanair die Gunst der Stunde, da ein Mangel an Flugzeugführern die Gesellschaft zu tausenden von Flugausfällen gezwungen hat. Außerdem hat laut VC jeder vierte der 4 000 Piloten zum Jahresende gekündigt, um eine bessere Stelle anzutreten. Die Branche hat insgesamt mit Pilotenmangel zu kämpfen. Rasch wachsende arabische und chinesische Carrier locken mit hohen Gehältern.