Ryanair hält sich über der Nulllinie

Lufthansa-Konkurrent wettert gegen "illegale Staatshilfen" für Rivalen und Luftverkehrs-Missmanagement

Ryanair hält sich über der Nulllinie

Ryanair-Chef Michael O’Leary hofft auf Schnäppchen, wenn die Pandemie Flughäfen zu Gebührennachlässen und Wettbewerber zum Verkauf von Flugzeugen zwingt. Kein Wunder, dass er gegen “illegale Staatshilfen” für Rivalen wettert. Das abgelaufene Quartal lief für den Lufthansa-Rivalen vergleichsweise gut.hip London – Der Lufthansa-Rivale Ryanair hat für das Ende September abgelaufene Quartal trotz aller Unsicherheit rund um die Coronavirus-Pandemie auf operativer Ebene schwarze Zahlen geschrieben. Wie der irische Billigflieger mitteilt, flog er ein Plus von 10,8 Mill. Euro ein. Ein Jahr zuvor hatte an dieser Stelle allerdings noch ein Gewinn von gut 1 Mrd. Euro gestanden. Gleichwohl schrieb Gerald Khoo, der Luftfahrtexperte von Liberum Capital, dass Ryanair die einzige europäische Airline sein könnte, die für diesen Zeitraum einen operativen Gewinn zeigt. Der Umsatz schrumpfte auf ein Drittel des Vorjahreswerts. Zum Vergleich: Bei der British-Airways-Mutter IAG war der Erlös auf weniger als ein Fünftel zusammengeschnurrt. Unter dem Strich stand bei Ryanair ein Verlust von 22,6 Mill. Euro. Analysten hatten im Schnitt ein Minus von 58,9 Mill. Euro auf der Rechnung.Das Management nannte kein konkretes Gewinnziel für das noch bis Ende März laufende Geschäftsjahr, geht aber davon aus, rund 38 Millionen Passagiere zu befördern. Es könnten aber auch weniger sein, “sollten EU-Regierungen ihr Missmanagement des Luftverkehrs fortsetzen und diesen Winter weitere unkoordinierte Reisebeschränkungen und Lockdowns verhängen”, heißt es in der Pflichtveröffentlichung. Ryanair rechnet für das laufende Jahr mit einem höheren Verlust als im vorangegangenen, was sich zum Teil mit dem jahreszeitlich bedingt niedrigeren Interesse an Ferienflügen erklären lässt. Die britische Regierung kündigte am Wochenende einen weiteren landesweiten Lockdown an, der am Donnerstag beginnen und mindestens bis zum 2. Dezember dauern soll. Verzerrter WettbewerbDas Ryanair-Management beklagt auch, das EU-Regierungen ihre Flaggschiffe mit “illegalen Staatshilfen” über Wasser halten, und nennt dabei unter anderem Alitalia, Air France-KLM und Lufthansa. Die Staatshilfen verzerrten den Wettbewerb und ermöglichten den Empfängern, über Jahre hinweg Tickets zu Preisen anzubieten, die unter ihren Kosten lägen.”Wir erwarten, dass die Entwicklung der innereuropäischen Luftverkehrskapazität in den kommenden Jahren gedämpft bleiben wird”, teilte die Fluggesellschaft mit. Das werde Ryanair die Gelegenheit bieten, etwa von gesenkten Flughafengebühren und Flugzeugen zu reduzierten Preisen zu profitieren, die sich – aus Sicht des Managements unvermeidlicherweise – durch die Krise ergeben werden. “Ryanairs Sinkflug in die Verlustzone zeigt, wie dramatisch sich die Geschicke der Fluggesellschaften durch die Covid-Krise gewendet haben”, schrieb Susannah Streeter, Analystin bei Hargreaves Lansdown. Das Management glaube zwar, einen Hoffnungsschimmer hinter den Sturmwolken auszumachen, doch das könne sich als Wunschdenken erweisen.CEO Michael O’Leary sorgte derweil mit der Äußerung auf BBC Radio 5 für Furore, Meldungen über Kunden, deren Flüge abgesagt wurden und die immer noch auf Kostenerstattung warteten, seien “falsch”, “Hörensagen” und “faktisch nicht korrekt”. Zu den zahlreichen Meinungsäußerungen in den sozialen Medien gehörte auch ein Tweet von einem Anwalt, dessen Klient angeblich auf die Erstattung eines Flugs wartet, der im Mai stattfinden sollte.