Ryanair vergrätzt Anleger mit Gewinnwarnung

Verschärfter Preiswettbewerb drückt Erlöse - Aktie des irischen Billigfliegers sackt um 15 Prozent ab

Ryanair vergrätzt Anleger mit Gewinnwarnung

ste Hamburg – Zum ersten Mal seit einer Dekade könnte Europas führende Billigfluggesellschaft Ryanair ihr Jahresgewinnziel verfehlen. Hatten Analysten nach dem ersten Quartal des Ende März 2014 ablaufenden Geschäftsjahres angesichts betonter Risiken noch von einem “übervorsichtigen” Ausblick des irischen Unternehmens gesprochen (vgl. BZ vom 30. Juli), so sorgte Ryanair nach dem Ende der Sommerferien mit einer Gewinnwarnung für noch mehr Verstimmung bei Anlegern. Branchenexperten zeigten sich überrascht, nachdem die Billigfluglinie in den vergangenen Jahren wiederholt nach zunächst geübter Vorsicht im Verlauf des weiteren Geschäftsjahres Ergebnisprognosen hochgeschraubt hatte.Sollten sich Ticketpreise und Erlöse in der anstehenden Wintersaison weiter abschwächen, könne es “keine Garantie” geben, dass der Geschäftsjahresgewinn das untere Ende der im Mai vorgegebenen und Ende Juli noch bestätigten Spanne von 570 Mill. bis 600 Mill. Euro erreicht, hieß es. Analysten hatten im Schnitt einen um Sonderfaktoren bereinigten Nettogewinn von knapp 650 (i. V. 569) Mill. Euro erwartet. An der Börse Dublin gab die Ryanair-Aktie in der Spitze um fast 15 % und damit so kräftig wie seit dem 16. Oktober 2009 nicht mehr nach und zog auch andere europäische Fluglinien in Mitleidenschaft. Aus dem Handel ging das Papier, das in den vergangenen zwölf Monaten noch um rund 45 % geklettert ist, bei 6,03 Euro mit einem Tagesverlust von 11 %.Wie Ende Juli bereits erläutert, hätten vor allem die Hitzewelle im Norden Europas sowie ein schwächerer Pfundkurs zum Euro dazu geführt, dass die Erlöse bei den Spätbuchungen im Juli geringer ausfielen als erwartet, erklärte Ryanair-Vorstandschef Michael O’Leary. Im August habe sich das Buchungsaufkommen zwar normalisiert. Ryanair geht auf dieser Basis unverändert davon aus, dass das Halbjahresergebnis etwas höher als im Vorjahr ausfallen wird. Doch eine Hochstufung der Jahresprognose werde es nicht geben, der Gewinn sei am unteren Ende der geltenden Spanne zu erwarten. Merklicher AbfallIn den vergangenen Wochen sei es zu einem “merklichen Abfall” bei den kalkulierbaren Ticketpreisen und Erlösen in den Monaten September bis November gekommen, klagte O’Leary. Zurückzuführen sei dies auf einen verschärften Preiswettbewerb und Kapazitätssteigerungen in Märkten wie Großbritannien, Skandinavien, Spanien und Irland, auf die andauernde Konjunkturflaute und Haushaltskonsolidierung in Europa sowie auf den schwächeren Kurs der britischen Währung. Ryanair erwirtschaftet einen Viertel des Jahresumsatzes in Großbritannien. Der ungünstige Wechselkursverlauf sei der wichtigste Grund, warum das Unternehmen nun einen geringeren Gewinn erwarte, so O’Leary.Der Ryanair-Chef betonte in einer Telefonkonferenz, die Revision der Guidance sei marginal und dokumentiere eine “allgemeine Schwäche” im europäischen Luftverkehrsmarkt. Er kündigte an, angesichts der Aussicht auf geringere Umsätze die Winterkapazitäten “selektiv” zu reduzieren. Statt 50 würden 70 bis 80 Flugzeuge am Boden bleiben. Statt eines im Vorjahresvergleich bereits abgeschwächten Zuwachses der Passagierzahl von 3 % auf 81,5 Millionen stellt Ryanair nun ein Aufkommen von “unter 81 Millionen” in Aussicht.Neben dem britischen Billigflugrivalen Easyjet macht sich auch die Konkurrenz der sogenannten Legacy-Carrier wie Lufthansa oder British Airways/Iberia bemerkbar, die mit Ablegern wie Germanwings und Vueling verstärkt in das Niedrigpreissegment drängen. Kritisch für Ryanair sind in dieser Phase zudem Forderungen von Pilotenvertretern an die Flugaufsicht, die Folgen der Beschäftigungspraktiken bei der Billigfluglinie für die Flugsicherheit zu prüfen. Das Unternehmen bekräftigte gestern den Plan für Aktienrückkäufe über 400 Mill. Euro im laufenden Geschäftsjahr und für eine Sonderdividende oder Rückkäufe von 600 Mill. Euro im kommenden Turnus.—– Wertberichtigt Seite 8