S-Klasse soll Daimler den Weg an die Spitze ebnen

Zetsches Bilanz zum Halbjahr: "Es war ein guter Start" - Großraumlimousine liefert hohen Margenbeitrag

S-Klasse soll Daimler den Weg an die Spitze ebnen

Von Sebastian Schmid, Toronto”Magic Body Control” heißt ein optionales Extra bei Daimlers neuer S-Klasse, das Konzernchef Dieter Zetsche nach eigenem Bekunden mit am besten gefällt. Mit der elektronischen Fahrhilfe werden Unebenheiten auf der Fahrbahn wie von magischer Hand ausgeglichen. “Man sieht die Straßenwellen, spürt sie aber nicht”, schwärmt Zetsche am Rande der Vorstellung der runderneuerten Flaggschiff-Reihe im kanadischen Toronto. Abstand wächstDie Unebenheiten, die Mercedes-Benz auf dem steinigen Weg zurück an die Spitze der Premiumhersteller erwarten, lassen sich dagegen weniger leicht wegdrücken. Im ersten Halbjahr hat Mercedes weltweit mit 694 000 Autos zwar 6,4 % mehr abgesetzt. Der Abstand zu BMW ist aber weiter gewachsen. Der Münchener Erzrivale verkaufte 804 000 Autos – 7,7 % mehr als ein Jahr zuvor. Toronto, wo derzeit mehr Wolkenkratzer als in jeder anderen nordamerikanischen Metropole aus dem Boden schießen, wurde nicht zufällig ausgewählt, um die wichtige Modellreihe vorzustellen. Von 2005 bis 2012 hat Mercedes-Benz den Absatz in Kanada gut verdreifacht, erklärt Klaus Rehkugler, Leiter des Produktmanagements der S-Klasse. Beim nördlichen Nachbarn des wichtigen Absatzmarktes USA kommt der deutsche Autobauer damit auf Wachstumsraten, von denen er in anderen Regionen nur träumen kann.An der S-Klasse, die nun eine neue Version erhält, liegt dies indes nicht. Laut Zetsche ist man mit der Luxuslimousine weltweit Nummer 1. Im zweitwichtigsten Markt USA wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres erneut mehr S-Klasse-Wagen als 7er BMW verkauft, obwohl sich die Mercedes-Autos am Ende ihres Produktlebenszyklus befinden, während das Konkurrenzmodell der Bayerischen Motoren Werke erst 2016 in einer neuen Version erwartet wird.In China, wo gut 40 % der weltweit verkauften S-Klasse-Fahrzeuge ausgeliefert werden, führt Daimler in der Königsklasse des Premiumsegments deutlich. Auch weil im Reich der Mitte praktisch ausschließlich S-Klasse-Wagen mit langem Radstand verkauft werden, sei bei der neuen Generation erstmals die Langversion als Basis für die Entwicklung herangezogen worden, erläutert Rehkugler. Ein Schritt, der angesichts der Verkaufsrelationen allerdings längst überfällig erscheint: Gut 70 bis 80 % der weltweit verkauften S-Klasse-Autos werden laut Rehkugler in der Langversion geordert. Stagnation in ChinaEin Problem Daimlers bleibt allerdings, dass der sich Erfolg der S-Klasse nur bedingt auf den Erfolg der kleineren Versionen übertragen lässt. Insgesamt hat der Absatz in China im ersten Halbjahr bei 108 000 stagniert.Mit der neuen S-Klasse besteht zwar die berechtigte Hoffnung, dass der Absatz in der zweiten Jahreshälfte wieder anzieht. Das Absatzplus wird indes kaum reichen, um den globalen Rückstand auf BMW und Audi wettzumachen. Für Zetsche zählt bei der neuen S-Klasse indes vor allem ihr hoher Margenbeitrag. “Sie ist wichtig für unsere Bottom Line”, betont er in Toronto. Daimler hatte nach einem Ergebniseinbruch im ersten Quartal die zweite Gewinnwarnung binnen weniger Monate aussprechen müssen, mit den Ergebnissen des zweiten Quartals aber positiv überrascht.Der Konzernchef, der sich zunehmender Investorenkritik gegenübersieht und dessen Vertrag zuletzt nur noch um drei statt um fünf Jahre verlängert wurde, gibt sich zuversichtlich für das laufende Jahr. “Es war ein guter Start”, zieht Zetsche ein knappes Halbzeitfazit. Bis zur Marktführerschaft, die er für 2020 als Ziel ausgegeben hat, mag es noch ein weiter Weg sein. Im Kraftstoffverbrauch, lange Zeit eine Schwachstelle des Stuttgarter Autobauers, hat Mercedes-Benz mehr als nur Anschluss an die Spitze hergestellt. Mit dem S300 BlueTec Hybrid bringt der Konzern ein Luxusauto mit nur 4,4 Litern kombiniertem Verbrauch auf den Markt. 2014 soll sogar ein S-Klasse-Wagen mit weniger als 4 Litern Verbrauch folgen.”Als ich 2006 den Vorstandsvorsitz übernommen habe, waren wir bezogen auf die Verbrauchswerte noch klar hinter BMW. Jetzt sind wir Klassenbester”, stellt Zetsche fest. Die Anleger werden wohl erst zufrieden sein, wenn er das bezogen auf Umsatz und Ergebnis ebenfalls konstatieren kann.