Sainsbury's zieht an Tesco vorbei

Milliardenfusion mit Wal-Mart-Tochter Asda zur Nummer 1 des britischen Lebensmitteleinzelhandels

Sainsbury's zieht an Tesco vorbei

Aldi und Lidl müssen sich warm anziehen. In Großbritannien entsteht ein neuer Branchenriese, der mit Preissenkungen von 10 % an den Start gehen will. Wal-Mart erhält von J Sainsbury (Sainsbury’s) für Asda knapp 3 Mrd. Pfund in bar und 42 % am fusionierten Unternehmen. hip London – Der britische Supermarktbetreiber J Sainsbury (Sainsbury’s) und die Wal-Mart-Tochter Asda wollen sich zur neuen Nummer 1 der Branche zusammenschließen. Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilt, sollen dadurch zahlreiche Güter des täglichen Bedarfs für die Verbraucher um ein Zehntel billiger werden. Damit erhöht sich der Druck auf Discounter wie Aldi und Lidl, die den traditionellen britischen Lebensmitteleinzelhändlern bislang schwer zu schaffen machen. Das neue Unternehmen werde dynamischer, anpassungsfähiger und robuster sein und einen noch größeren Beitrag zur britischen Volkswirtschaft leisten, sagte Mike Coupe, der CEO von J Sainsbury, der selbst einmal für Asda arbeitete. Er verstehe sowohl die Kultur als auch das Geschäft; die beiden Firmen könnten nicht besser zueinander passen. Die Fusion soll jährlich Einsparungen von 500 Mill. Pfund bringen. Auf Grundlage der jüngsten Daten des Marktforschers Kantar Worldpanel kommen die beiden Unternehmen zusammen auf einen Marktanteil von 31,4 % und ziehen damit am bisherigen Branchenprimus Tesco vorbei, der zuletzt 27,6 % erreichte.Asda erwirtschaftete im vergangenen Jahr mit 146 000 Beschäftigten bei 22,2 Mrd. Pfund Umsatz ein operatives Ergebnis von 720 Mill. Pfund. Die Aktie von J Sainsbury stieg in London um 15 % auf 309 Pence. Die Wettbewerbsaufsicht dürfte den Deal nach Einschätzung von Branchenexperten nicht einfach durchwinken. Es werden wohl ein paar der 2 800 Niederlassungen verkauft werden müssen. Zuletzt hatte die Competition & Markets Authority die Übernahme des Großhändlers Booker Group durch Tesco nicht beanstandet; allerdings ging es dabei nicht um horizontale, sondern um vertikale Integration. Dabei schloss die Behörde in ihrer Definition des Marktes auch Discounter wie Aldi und Lidl mit ein. Damit hat sich die Wettbewerbslandschaft deutlich verbreitert. Nicht ganz auf Augenhöhe Asda wird für den Deal mit 7,3 Mrd. Pfund bewertet. Der Börsenwert von J Sainsbury hatte vor Bekanntwerden der Fusionspläne bei 5,9 Mrd. Pfund gelegen. Wal-Mart soll knapp 3 Mrd. Pfund in bar und 42 % am fusionierten Unternehmen erhalten. Bei Abschluss der Transaktion sollen es nicht mehr als 29,9 % der Stimmrechte sein. J Sainsbury wird von UBS und Morgan Stanley beraten, Wal-Mart von Rothschild. Als Break-up Fee für den Fall, dass eine der beiden Seiten abspringen sollte, wurde 1 % der Marktkapitalisierung von J Sainsbury festgelegt.Beide Marken sollen weitergeführt werden. Aus der gemeinsamen Beschaffung verspricht sich das Management Synergieeffekte von 350 Mill. Pfund. Die Größe macht’s: Es gibt eine klare Korrelation zwischen Umsatz und Einkaufspreisen (siehe Grafik). Sainsbury’s zahlte den Analysten der UBS zufolge bislang 1,6 % mehr als Tesco, Asda 2,3 % mehr, Morrisons 4,6 % mehr. Nach ihrer Rechnung sinken die Beschaffungskosten mit jeder zusätzlichen Milliarde Umsatz um drei Zehntelpunkte. “Der Zusammenschluss hat in einer von Größenvorteilen getriebenen Branche wirtschaftlich Sinn”, urteilte David McCarthy, Head of Consumer Research bei HSBC. J Sainsbury hatte vor zwei Jahren die Home Retail Group gekauft, um sich Argos zu sichern. Die Filialen sollten die großen Märkte auf der grünen Wiese attraktiver machen. Der Immobilienbestand soll Einsparungen von 75 Mill. Pfund ermöglichen, etwa die Ansiedlung von Argos-Filialen in Asda-Märkten. Aus nicht weiter erläuterten “operativen Kosteneffizienzen” verspricht sich das Management weitere 75 Mill. Pfund. Schließungen von Niederlassungen seien nicht geplant. Die zur Realisierung der Synergieeffekte erforderlichen Einmalkosten wurden auf 150 Mill. Pfund beziffert. Zudem würden Investitionen von 600 Mill. Pfund erforderlich, vor allem für die Umstellung der IT-Systeme. —– Wertberichtigt Seite 8