Salesforce hält SAP auf Distanz

Führender Anbieter von Software aus der Cloud hebt Umsatzprognose an - Ebbe in der Kriegskasse

Salesforce hält SAP auf Distanz

Salesforce, der führende Anbieter von Mietsoftware, wächst auch bald 15 Jahre nach der Gründung rasant und hält Konkurrenten wie SAP auf Abstand. Im Vergleich mit den Walldorfern fehlen dem US-Konzern aber die Mittel, um sich künftiges Wachstum einzukaufen. Salesforce setzt zuletzt auf Partnerschaften.sp Frankfurt – Der US-Konzern Salesforce marschiert im Geschäft mit Mietsoftware (Cloud Computing) für Unternehmen vorne weg und hält Branchengrößen wie SAP und Oracle auf Distanz. Analysten sorgen sich dennoch um die langfristigen Wachstumsaussichten, weil derzeit Geld für weitere Zukäufe fehlt. Die Aktie fiel im frühen Handel um gut 4 % auf 53,24 Dollar.In der kurzen und mittleren Frist sind die Aussichten des 1999 gegründeten Cloud-Pioniers gänzlich ungetrübt: Im Schlussquartal (per Ende Januar) peilt das Unternehmen 1,12 Mrd. bis 1,13 Mrd. Dollar Umsatz an und würde damit die durchschnittlichen Erwartungen der Marktbeobachter leicht übertreffen. Auch die Prognose für das Gesamtjahr hat Salesforce etwas angehoben auf 4,05 Mrd. bis 4,06 Dollar.Ausschlaggebend für die verbesserten Aussichten ist die im Sommer für rund 2,5 Mrd. Dollar erworbene Exact Target, die mit ihrer Marketingsoftware schneller vorankommt als erwartet und bis Jahresende 180 Mill. statt bisher maximal 145 Mill. Dollar Umsatz beisteuern könnte. Im nächsten Turnus, der im Januar 2015 endet, will Salesforce 5,15 Mrd. bis 5,2 Mrd. Dollar umsetzen. 36 Prozent WachstumSAP, die im vergangenen Jahr die Führung bei Software für das Management von Kundenbeziehungen (CRM, Customer Relationship Management) an Salesforce abgeben musste, hatte vor wenigen Wochen verkündet, dass ihre Erlöse in der Cloud, auf zwölf Monate hochgerechnet, mittlerweile mehr als 1 Mrd. Euro erreichen, womit Erzrivale Oracle in diesem Geschäft auf Platz 2 verwiesen wurde. Salesforce schaffte allein im dritten Quartal einen Umsatz von 1,1 Mrd. (i. V. 788 Mill.) Dollar und legte bei Subskriptionserlösen und Support, die den Löwenanteil des Geschäfts ausmachen, immerhin noch ein Wachstum von 36 % hin.Die Walldorfer, die sich erst 2012 mit Success Factors und Ariba im großen Stil in die Cloud eingekauft haben, legten hier zuletzt 162 % zu und streben im Gesamtjahr 750 Mill. Euro Umsatz in der Cloud an. Auch bei den abgegrenzten Umsätzen, also bei der bereits entrichteten “Miete” für noch zu erbringende Leistungen, liegt der DaxKonzern nach neun Monaten hinter Salesforce (siehe Grafik). Bis 2015 will SAP das Geschäft auf 2 Mrd. Euro skalieren und profitabel machen.Bei Salesforce stehen unter dem Strich derzeit wieder rote Zahlen. Nachdem das erste Halbjahr mit einem kleinen Gewinn abgeschlossen wurde, weitete sich der operative Verlust im dritten Quartal auch wegen der steigenden Ausgaben für Marketing und Vertrieb auf 98 (54) Mill. Dollar aus. Unter dem Strich grenzte Salesforce die roten Zahlen auf 124 (220) Mill. Dollar ein, wobei eine geringere Steuerbelastung mithalf. Im Schlussquartal erwarten die Kalifornier ein bereinigtes Ergebnis von 5 bis 6 Cent je Aktie. Analysten hatten bisher im Mittel 7 Cent auf dem Zettel stehen.Um das Wachstumstempo hoch zu halten und ihr Produktportfolio über CRM hinaus abzurunden, muss Salesforce nach Einschätzung von Analysten zukaufen. Nachdem Gründer und CEO Marc Benioff seit 2011 allein für die Marketingsoftware von Buddy Media, Radian 6 und zuletzt Exact Target insgesamt mehr als 3 Mrd. Dollar ausgegeben hatte, rief er zuletzt allerdings ein einjähriges Moratorium für größere Zukäufe aus. Anders als die relativ spät in die Cloud gestarteten Platzhirsche SAP und Oracle kann sich Benioff mit Salesforce nicht auf den steten Cash-flow aus dem Geschäft mit Lizenzsoftware und lukrativen Wartungsverträgen stützen. Salesforce hat sich zuletzt wohl auch deshalb auf erfolgversprechende Partnerschaften etwa mit Oracle und Hewlett-Packard konzentriert.