Salesforce zahlt Rekordsumme für Slack
Der Cloud-Softwarepionier Salesforce hat sich mit der Bürokommunikationsplattform Slack Technologies auf eine Übernahme für knapp 28 Mrd. Dollar verständigt. Für den SAP-Rivalen wäre der Deal der mit Abstand größte der Firmengeschichte. Die Übernahme füllt eine Lücke im Portfolio verglichen mit Wettbewerbern wie Microsoft. scd Frankfurt – Die Coronakrise hat nicht nur die Digitalisierung in zahlreichen Branchen vorangetrieben. Auch in der Digitalindustrie selbst passen die Unternehmen ihre Strategien für ein verändertes Umfeld an. Der US-Cloudsoftware-Spezialist Salesforce hat am Dienstag nach Börsenschluss mit dem Zwischenbericht zum dritten Quartal auch die Akquisition des Bürokommunikationsdienstleisters Slack Technologies verkündet. Der SAP-Rivale ist bereit, zum Montagsschlusskurs knapp 28 Mrd. Dollar in bar und Aktien für Slack auf den Tisch zu legen. Volldigitalisierte Welt Dabei setzt Salesforce darauf, dass die digitale Kommunikation und Interaktion in der Zusammenarbeit auch nach einer erfolgreichen Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie zentraler Bestandteil des alltäglichen Geschäfts in Unternehmen bleiben wird. Die Ereignisse dieses Jahres hätten dazu geführt, dass Unternehmen und Regierungen ihre Schritte in Richtung einer volldigitalen Welt beschleunigen, heißt es in der Mitteilung. In der volldigitalisierten Welt passiere die Arbeit dort, wo die Menschen seien – “egal ob zu Hause, im Büro oder irgendwo dazwischen”. Daher sei es wichtiger denn je, dass Mitarbeiter reibungslos zusammenarbeiten können, egal, wo sie sich aufhalten. “Zusammen werden Salesforce und Slack die Zukunft der Unternehmenssoftware prägen und die Art und Weise transformieren, in der die Menschen in einer volldigitalisierten Welt interagieren”, verspricht Salesforce-CEO und Mitgründer Marc Benioff.Für die Chance, die bereits mit allen großen Enterprise-Software-Plattformen zusammenarbeitende Slack tiefer in die Salesforce-Plattform zu integrieren, ist Benioff bereit, tief in die Tasche zu greifen. Das Transaktionsvolumen von knapp 28 Mrd. Dollar ist fast das Doppelte dessen, was 2019 für den Analytiksoftware-Spezialisten Tableau ausgegeben wurde – den mit knapp 16 Mrd. Dollar bisher teuersten Zukauf des Unternehmens. Zudem war der Kauf von Tableau damals ein reiner Aktiendeal. Bei Slack muss mehr als die Hälfte der Offerte in bar beglichen werden, falls sowohl die Aktionäre des Unternehmens als auch die Regulierungsbehörden zustimmen. Slack-Anteilseigner sollen demnach 26,79 Dollar in bar sowie 0,0776 Salesforce-Aktien für jeden ihrer Anteilscheine erhalten. Zum Kurs vom Dienstagabend entsprach der Aktienanteil je 18,73 Dollar, so dass sich die Offerte rechnerisch auf 45,52 Dollar belief. Den Baranteil will Salesforce zum Teil über die Aufnahme neuer Schulden und zum Teil über Barreserven in der Bilanz finanzieren. Zum 31. Oktober verfügte Salesforce über knapp 9,5 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln. Zudem hat das US-Unternehmen die Zusage für einen unbesicherten Brückenkredit über 10 Mrd. Dollar von Citigroup, Bank of America und J.P. Morgan.Mit Abschluss der Übernahme, die für das zweite Quartal 2021 erwartet wird, soll Slack unter der Leitung von CEO Stewart Butterfield eine eigenständige Geschäftssparte von Salesforce werden. Dabei soll die Bürochat-Plattform weiterhin nicht nur für Salesforce-Kunden, sondern auch für die Anwender der Software von Wettbewerbern wie SAP und Oracle verfügbar bleiben.Der unmittelbare Beitrag der Bürokommunikationsplattform zum Geschäftserfolg von Salesforce dürfte zunächst überschaubar bleiben. Slack hat am Dienstagabend für das Ende Oktober abgelaufene dritte Quartal eine Umsatzsteigerung um 39 % auf 234 Mill. Dollar berichtet. Nach neun Monaten beträgt die Erlössteigerung knapp 45 %. Salesforce kommt nach neun Monaten auf eine Steigerung um 26 % auf 15,4 Mrd. Dollar. Zudem ist Salesforce mittlerweile hoch profitabel, während Slack noch immer Verluste produziert (siehe Grafik). Nach einem starken dritten Quartal hat Salesforce den Ausblick für das Ende Januar abgelaufene Geschäftsjahr um gut 300 Mill. auf 21,1 bis 21,11 Mrd. Dollar angehoben. Noch deutlicher fiel die Anpassung beim Ergebnis je Aktie aus, das nun mit 4,62 bis 4,63 Dollar um 90 Cent über der bisherigen Prognose ins Ziel kommen soll. Trotz des Ausblicks und einer unerwartet optimistischen Guidance für das kommende Geschäftsjahr geriet die Salesforce-Aktie am Mittwoch unter Druck. Analysten kritisierten den Übernahmepreis als teuer. Am späten Vormittag notierte die Aktie mit 221,89 Dollar um gut 8 % unter dem Vortagesschluss. Die Offerte für Slack belief sich damit nur noch auf 44,00 Dollar.