Salzgitter nutzt erneut Aurubis-Beteiligung
Salzgitter nutzt erneut Aurubis-Beteiligung
Salzgitter nutzt erneut Aurubis-Beteiligung
Stahlhersteller platziert auf Aktien des Kupferkonzerns begebene Wandelanleihe – Erlöse dienen Projekt zur Dekarbonisierung
Die Salzgitter AG nutzt erneut ihre Aurubis-Anteile, um über eine Umtauschanleihe Finanzmittel einzuwerben. Die wichtige Beteiligung am Hamburger Kupferkonzern steht für den Stahlkocher nicht in Frage. Die Erlöse aus der Emission sollen unter anderem in den Umbau zur grünen Stahlproduktion fließen.
ste Hamburg
Der Stahlkonzern Salzgitter verschafft sich mit der Emission einer Wandelanleihe frisches Geld für sein Dekarbonisierungsprojekt „Salcos“ und nutzt dazu einen Teil seiner Beteiligung von knapp 30% am Multimetallanbieter und Kupferrecycler Aurubis. Der Ankündigung vom Vorabend folgte am Mittwochmorgen die Mitteilung von Salzgitter, vorrangige, unbesicherte Schuldverschreibungen platziert zu haben, die in Aurubis-Aktien getauscht werden können.
Der Gesamtnennbetrag der Emission beläuft sich auf 500 Mill. Euro. Die Schuldverschreibungen mit Fälligkeit im Jahr 2032 sollen um den 22. Oktober ausgegeben werden. Sie sind mit anfänglich 3,4 Millionen Aurubis-Aktien hinterlegt, was 7,6% des Grundkapitals des Hamburger MDax-Unternehmen entspricht, wie Salzgitter erklärte. Während die im SDax gelistete Aktie des zweitgrößten deutschen Stahlproduzenten mit einem Kursaufschlag von knapp 2% bei 31,30 Euro in den Handelstag startete, lag das Aurubis-Papier zu Beginn mit 108,40 Euro um 6,3% unter dem Vortagesschlusskurs von 115,70 Euro.
Delta-Platzierung
Banken hatten einen Anteil der Aurubis-Aktien über Nacht bereits bei Investoren platziert, um Kursrisiken für Käufer der Wandelanleihe auszuschließen. Der Preis für die im Rahmen dieser sogenannten Delta-Platzierung verkauften Aktien betrug 108,00 Euro je Aktie. Als Joint Global Coordinators involviert waren BNP Paribas, Commerzbank in Kooperation mit Oddo BHF, Deutsche Bank und Unicredit. Erlöse aus dem Aktienverkauf im Rahmen der Delta-Platzierung fließen Salzgitter den Angaben zufolge weder direkt noch indirekt zu.
Der Stahlkonzern hatte mitgeteilt, die Erlöse aus der Emission der mit 3,375% pro Jahr verzinsten Wandelanleihe für allgemeine Geschäftszwecke, für Restrukturierungsmaßnahmen sowie für weitere Ausgaben im Zusammenhang mit der ersten Stufe des Mehrjahresprojekts zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion zu verwenden. Für die erste Stufe von „Salcos“ zur Umstellung auf grünen Stahl, die bis zum ersten Halbjahr 2027 umgesetzt werden soll, sind Investitionen von inzwischen rund 2,5 Mrd. Euro vorgesehen. Vom Bund und vom Land Niedersachsen, das mit 26,5% an Salzgitter beteiligt ist, wird die erste Ausbaustufe mit insgesamt knapp 1 Mrd. Euro gefördert.
Projektstufen verschoben
Im September hatte Salzgitter angekündigt, die zweite und dritte Stufe des Projekts um etwa drei Jahre zu verschieben. „Wir werden somit erst im Jahr 2028/29 über die nächsten Investitionen beraten und nicht, wie bislang geplant, 2026“, sagte Vorstandschef Gunnar Groebler der Nachrichtenagentur Reuters. Die Verschiebung begründete er mit einer erheblichen Verschlechterung der wirtschaftlichen und politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen seit 2022. Die ursprünglich bis 2033 geplante vollständige Realisierung des Projekts verzögert sich nun nach Unternehmensangaben bis Mitte der 2030er Jahre. Durch die Verschiebung der weiteren Ausbaustufen sollen dem Vernehmen nach Mittel von rund 1 Mrd. Euro frei werden.
Käufer der angekündigten Schuldverschreibungen können ihre Papiere frühestens vom 12. November 2030 an tauschen, sofern der Aurubis-Aktienkurs um 30% über dem dann gültigen Umtauschpreis liegt. Der anfängliche Umtauschpreis liegt bei 145,80 Euro. Er wurde mit einer Prämie von 35% über dem Preis von 108 Euro im Zuge der Delta-Platzierung festgesetzt.
Die Investmentbank Jefferies, die bei einem Kursziel von 25 Euro zum Halten der Salzgitter-Aktie rät, erklärte, der Stahlproduzent könne sich mit der angekündigten Emission eine günstigere Finanzierung für seinen Investitionsbedarf sichern, ohne seine Aurubis-Beteiligung kurzfristig verkaufen zu müssen. Bei einer Aurubis-Marktkapitalisierung von 5,2 Mrd. Euro hatte der Salzgitter-Anteil am Dienstag einen Börsenwert von knapp 1,6 Mrd. Euro. Die Marktkapitalisierung des Stahlherstellers belief sich auf rund 1,85 Mrd. Euro.
Bekanntes Instrument
Das Finanzierungsinstrument einer auf Aurubis-Aktien begebenen Umtauschanleihe nutzte die Salzgitter AG bereits in der Vergangenheit. Einen im Zuge der Tilgung reduzierten Aurubis-Anteil hatte der Stahlhersteller später erhöht. Einer Stimmrechtsmitteilung zufolge verfügte Salzgitter im Herbst 2018 wieder über eine Sperrminorität. An einen strategischen Abbau des Anteils denkt man bei dem Stahlkonzern auch jetzt nicht: „Wir sind sehr zufrieden mit unserer langjährigen Beteiligung an der Aurubis AG“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage.