Samsung Electronics droht historischer Streik
Samsung Electronics droht ein
historischer Streik
Gewerkschaft verlangt „legale“ Tarifverhandlungen
mf Tokio
Eine große Firmengewerkschaft hat der Geschäftsführung von Samsung Electronics mit der Arbeitsniederlegung gedroht, falls sie nicht zum Verhandlungstisch zurückkehrt. Es wäre der erste Streik in der 54-jährigen Geschichte des Elektronikherstellers aus Südkorea. Im April hatte das Management eine Einigung im „Arbeiter-Manager-Komitee“ über ein Lohnplus von 4,1% für 2023 verkündet. Eine Gewerkschaft, die 9.000 bzw. 7,4% der 121.000 Beschäftigten vertritt, erklärte die Vereinbarung jedoch für ungültig, da sie daran nicht beteiligt war.
Die insgesamt vier Firmengewerkschaften besitzen das legale Streikrecht, nachdem die Nationale Kommission für Arbeitsbeziehungen am Dienstag ihre Schlichtung wegen „einer unüberbrückbaren Kluft“ beendet hatte. Vor einem Streik müssten die Gewerkschaften nur noch eine Urabstimmung ansetzen. Im Vorjahr hatten sie sich das Streikrecht ebenfalls gesichert, aber auf einen Arbeitskampf verzichtet, weil die Konzernführung den ersten Tarifvertrag mit Gewerkschaften in der Firmengeschichte geschlossen hatte.
Doch in diesem Jahr kehrte die Geschäftsleitung zur vorherigen Praxis zurück, die Lohnerhöhung im „Arbeiter-Manager-Komitee“ zu verkünden. Die Vertreter der Arbeitnehmer in dem Gremium werden zwar von den Beschäftigten gewählt, aber von Samsung aufgestellt. „Das größte Problem ist, dass Tarifverhandlungen in dem Gremium illegal sind“, erklärte die Gewerkschaft.
Die Konzernleitung hatte parallel mit den Gewerkschaften direkt verhandelt, aber die Forderungen lagen weit auseinander. Samsung wollte nur 2% mehr für alle und weitere 2,1% als Leistungszulage zahlen, während die Gewerkschaften zuletzt mindestens 6% verlangten.
Samsung erwartet 2023 wegen einer Absatzkrise bei Chips und Smartphones einen Gewinneinbruch, gleichzeitig stemmt das Unternehmen rekordhohe Investitionen.