Umstrukturierung

Samsung Electronics sortiert sich neu

Samsung legt sein Consumer- und sein Mobile-Segment zusammen. Der größte Umbau des Konzerns seit dem Jahr 2017 geht auch mit Änderungen im Management einher.

Samsung Electronics sortiert sich neu

mf Tokio

Der südkoreanische Elektronikriese Samsung Electronics ordnet seine Sparten überraschend neu und baut sein Management um. Bei der größten Umstrukturierung seit 2017 wird das kleine Segment für Unterhaltungselektronik, das von Fernsehern bis zu Kühlschränken reicht, mit dem Mobilfunkgeschäft inklusive Smartphones und Netzwerken verschmolzen. Dadurch besteht Samsung künftig nur noch aus der neu geschaffenen sowie der Halbleiter-Sparte.

Ursprünglich waren Beobachter von einem unveränderten Top-Management ausgegangen. Immerhin konnte der Hardware-Riese aus Suwon in den ersten drei Quartalen dieses Jahres seinen Betriebsgewinn um 40% zum Vorjahr steigern. Dennoch müssen alle drei bisherigen Spartenchefs das Feld räumen. Der Chef der Verbraucherelektronik, Kim Jyung-suk, sowie Mobilfunk-CEO Koo Dong-jin treten komplett ab. Halbleiter-CEO Kim Hyun-suk wechselt an die Spitze des konzerneigenen Samsung Advanced Institute for Technology.

Der neue starke Mann heißt Han Jong-hee, bisher für die Entwicklung und Forschung bei Bildschirmen und Fernsehern zuständig. Der 59-Jährige übernimmt die Führung der neuen Sparte. Ein Ziel dürfte die Vernetzung aller Geräte durch ein einheitliches Betriebssystem sein. Gleichzeitig steigt Han zum zweiten Vize-Chairman des Konzerns neben Gründerenkel Lee Jae-yong auf. Das Halbleiter-Geschäft mit dem Großteil des Umsatzes übernimmt Kyung Kye-hyun, der bisherige CEO der Samsung-Tochter Electro-Mechanics und ein Experte für das Design von Speicherchips.

Erbe bringt neuen Wind

Durch den Umbau wollen die Südkoreaner nach eigenen Angaben in die nächste Wachstumsphase eintreten und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Der eigentliche Auslöser sind jedoch Beschwerden von jüngeren Mitarbeitern über die starren Strukturen des größten südkoreanischen Unternehmens. Daher hatte Samsung vor einer Woche die Mindestjahre für Beförderungen abgeschafft und die Hierarchien verschlankt. Die Reform trägt die Handschrift des Konzernerben Lee. Nach seiner vorzeitigen Entlassung aus dem Gefängnis im August durch eine offizielle Begnadigung hatte Lee erklärt, er wolle „ein besseres Samsung erzeugen“.

Der 53-Jährige verbüßte über die Hälfte seiner 30-monatigen Haftstrafe wegen Bestechung der Ex-Präsidentin Park Geun-hye und ihrer Vertrauten. Jedoch darf er seine offizielle Funktion als Vize-Chairman, die er seit 2012 innehat, aufgrund seiner Haftstrafe ohne eine Sondererlaubnis der Regierung nicht wahrnehmen. Dennoch tourte der Enkel des Konzerngründers kürzlich durch die USA und segnete den Bau einer Chipfabrik in der Stadt Taylor im US-Bundesstaat Texas ab.

In dieser Woche besucht er mehrere arabische Länder. Allerdings muss er jeden Donnerstag in Seoul vor Gericht erscheinen. Dort wird ihm Manipulation des Aktienmarktes und Bilanzbetrug wegen der Fusion von zwei Samsung-Töchtern im Jahr 2015 vorgeworfen. Das Urteil wird für das kommende Jahr erwartet.