SAP bügelt Sommerdelle aus

Software-Konzern wächst im dritten Quartal kräftig und steigert die Marge - Kostensenkungen greifen

SAP bügelt Sommerdelle aus

Nach der Gewinnwarnung vom Sommer ist SAP im dritten Quartal eine positive Überraschung gelungen. Das margenschwächere Cloud-Geschäft wächst kräftig. Dennoch hat der Konzern die operative Marge über die 30-Prozent-Marke gehoben. Auch für das Gesamtjahr und mittelfristig bleibt SAP zuversichtlich.hei Frankfurt – SAP hat mit einem starken dritten Quartal die Scharte vom Sommer ausgewetzt und bei Umsatz und Gewinn kräftig zugelegt. Während das Unternehmen in den Monaten April bis Juni mit den Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen USA und China und einer entsprechenden Verunsicherung der Kunden zu kämpfen hatte, liefen die Geschäfte von Juli bis September wieder besser. Der Wachstumstreiber Cloud-Software zeigte sich mit neuen Buchungen (New Cloud Bookings) von +38 % auf 570 Mill. Euro robust, die Cloud-Erlöse kletterten um 37 % auf 1,81 Mrd. Euro. Dabei blieben die herkömmlichen Software-Lizenzverkäufe, die zuvor schon stärker rückläufig waren, mit einem Minus von 1 % auf 930 Mill. Euro fast stabil. Software-Verkäufe und -Wartung machten zusammen gleichwohl noch 3,84 (3,7) Mrd. Euro aus, zwei Drittel der Einnahmen aus Cloud-Geschäft und Software insgesamt.Bei einem Gesamtumsatz von 6,8 Mrd. Euro stieg das Betriebsergebnis um 36 % auf 1,6 Mrd. Euro. In der bereinigten Rechnung (Non-IFRS), in der sich SAP mit dem Wettbewerb vergleicht, gelang ein Plus von 20 % auf 2 Mrd. Euro. Damit kam die entsprechende Marge auf 30,6 % voran. Unterm Strich stand nach IFRS ein Gewinnsprung von 30 % auf 1,26 Mrd. Euro. Das Ergebnis je Aktie stieg um 28 % auf 1,04 Euro.Finanzvorstand Luka Mucic betonte, dass die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen bereits greifen, so dass ein “sehr starkes Betriebsergebnis” erreicht worden sei. Das Effizienzsteigerungsprogramm war noch vom scheidenden Konzernchef Bill McDermott angestoßen worden, der das Zepter mit sofortiger Wirkung an das neue Führungsduo Jennifer Morgan und Christian Klein übergibt. Beide erklärten, den eingeschlagenen Kurs beibehalten zu wollen.Am Aktienmarkt wurde der Wechsel an der Spitze und auch das neue Führungsduo wohlwollend aufgenommen und auch das starke Quartalsergebnis sorgte für Erleichterung, weil nach der Gewinnwarnung im Sommer Zweifel aufgekommen waren, dass SAP ihre Margenziele erreichen werde. Die Aktie schoss um mehr als 10 % in die Höhe und ist nur noch rund 8 % von ihrem 52-Wochen-Hoch bei 124,98 Euro entfernt.Die “eindrucksvolle Umsatz- und Ergebnisentwicklung” erfülle ihn mit Stolz, sagte McDermott. Mucic betonte, SAP bestätige ihren Ausblick für 2019 “mit voller Zuversicht”. Das Unternehmen plant mit Cloud-Erlösen in einer Spanne von 8,6 bis 9,1 Mrd. Euro bei Gesamteinnahmen von 28,6 bis 29,2 Mrd. Euro und einem Betriebsergebnis (Non-IFRS) von 8,8 bis 9,1 Mrd. Euro. Auch die Mittelfristzielsetzungen bleiben intakt, wobei insbesondere die Entwicklung des Cloud-Geschäfts und der Ertragskraft im Fokus stehen. Die operative Marge soll durchschnittlich pro Jahr um 1 Prozentpunkt vorankommen.Analysten stuften den plötzlichen Abgang des Konzernchefs als überraschend ein. Es sei die allgemeine Konsenserwartung gewesen, dass McDermott seinen Vertrag bis 2021 erfüllen werde, zumal er Mitte November auf dem Kapitalmarkttag noch eine Rosskur und Umbaupläne des Unternehmens näher vorstellen wollte. Die meisten Experten werteten das Quartalsergebnis sehr positiv und beließen ihre Einstufung der SAP-Aktie unverändert, wobei “Halten” und Kaufempfehlungen durchweg dominieren.