SAP kann Zögern der Kunden nicht mehr ausgleichen
SAP kann Zögern der Kunden nicht mehr ausgleichen
SAP kann Zögern der Kunden nicht mehr ausgleichen
Walldorfer passen Jahresprognose wegen verspäteter Abschlüsse an – Zusätzliche Kosteneinsparungen durch KI – CFO nennt EU-Vorwürfe „paradox“
knd Frankfurt
SAP, der wertvollste Dax-Konzern, kann seine eigenen Erwartungen an die Cloud-Erlöse in diesem Jahr nur knapp erfüllen. Analysten zeigen sich dennoch zufrieden mit der jüngsten Entwicklung, und auch die Aktie stieg letztlich. Gegenwind bekommt SAP von der EU in Form von Wettbewerbsvorwürfen.
Für SAP ist „der schlimmste Fall“ eingetreten. Finanzvorstand Dominik Asam hatte im Sommer noch angekündigt, dass der Ausblick des Softwarekonzerns alle Eventualitäten abdecke, auch wenn sich der Handelskonflikt weiter in die Länge ziehe. Schlimmstenfalls lande man am unteren Ende der Prognose. Genau das haben die Walldorfern nun mit der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal verkündet – zumindest in Bezug auf die Cloud-Erlöse. Das, was durch das Zögern der Kunden bisher 2025 nicht in die Bücher geflossen sei, „können wir in diesem Jahr nicht mehr aufholen“, sagte Asam am Donnerstag im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Dafür habe SAP „viele Marktanteile gewonnen in diesem Jahr. Kein US-Mitbewerber hat diese Wachstumsraten in der Cloud“. Der Umzug der Kunden in die Cloud laufe nach Plan – und auch auf der Kostenseite präsentiert sich SAP stark: Daher peilt das Unternehmen beim operativen Gewinn nun das obere Ende der angepeilten Spanne in diesem Jahr an. Dass SAP im Zuge seines Restrukturierungsprogramms und der damit zusammenhängenden Verjüngung der Belegschaft bereits Kosten einsparen konnte, ist nicht neu.
Zusätzlich verweist der Konzern nun auf Effizienzen, die sich durch den Einsatz von KI ergeben. Allein in der Finanzorganisation habe der Konzern in diesem Jahr Tausende von Stunden Arbeit eingespart.
Analysten zufrieden
Im dritten Quartal wuchs der wichtige Cloud-Umsatz der Walldorfer um 22% auf 5,29 Mrd. Euro. Auch der Gesamtumsatz und das Betriebsergebnis konnten erneut deutlich zulegen. Zusätzlich könne SAP für das vierte Quartal auf eine starke Auftragspipeline bauen, hieß es von Seiten des Konzerns.
Analysten zeigten sich insgesamt zufrieden. Johannes Schaller von der Deutschen Bank beschreibt die Quartalszahlen in einer Analyse „besser als befürchtet“. Trotz der verzögerten Vertragsabschlüsse entwickele sich SAP gut. Oliver Frey von Metzler Research bezeichnet die Zahlen zum dritten Quartal als solide und im Rahmen der Erwartungen. Die Aktie des Dax-Schwergewichts lag dennoch über weite Teile des Tages im Minus und drehte erst am Nachmittag wieder ins Plus, zuletzt mit rund 2%. Das zögerliche Verhalten der Kunden hatte das Papier auch schon vorher belastet.
SAP investiert stark in das Thema „Souveräne Cloud“. Erst im September hatte der Konzern angekündigt, seine Ausgaben in diesem Bereich drastisch zu erhöhen und das Angebot zu erweitern. Allerdings schauten normale Unternehmen bei dem Thema „derzeit vor allem auf die Kosten“, erläuterte Finanzvorstand Asam. „Und die meisten haben auch noch ein Grundvertrauen in die Hyperscaler.“ Kostenintensive Angebote mit einem hohen Maß an Souveränität würden vor allem von Unternehmen aus der kritischen Infrastruktur nachgefragt. Bei der souveränen Cloud geht es darum, wer die Kontrolle über Anwendungen und Daten hat. Die US-Hyperscaler sind wegen ihrer Nähe zur Regierung von US-Präsident Donald Trump in die Kritik geraten.
Asam nennt Vorwürfe „paradox“
Abseits der Quartalszahlen sieht sich SAP derweil mit Ermittlungen der EU-Kommission wegen möglicher Wettbewerbsverstöße konfrontiert. Finanzvorstand Asam sieht aktuell allerdings nicht, dass sich die Vorwürfe irgendwann in den Büchern auswirken: „Die Diskussionen mit der EU verlaufen konstruktiv. Daher erwarte ich von dieser Seite erstmal keinen finanziellen Schaden.“
Konkret geht es bei den Ermittlungen der EU um mögliche Wettbewerbsverzerrungen beim Wartungs- und Kundenservice. Die Kommission sagt, der Konzern sichere sich hier eine Vormachtstellung, Kunden hätten im Rahmen der Verträge nicht die Möglichkeit, sich für andere Anbieter zu entscheiden. Asam bezeichnete die Vorwürfe als „paradox“. SAP werde vorgeworfen „dominant in der Wartung seiner Software“ zu sein, so Asam. Es gebe einen Unterschied zur Wartung bei einem Auto: Da ginge es darum, den Ursprungszustand aufrecht zu erhalten. Bei SAP bedeute Wartung Weiterentwicklung und Innovation. „Und natürlich haben wir ein großes Interesse, unsere eigene Software weiterzuentwickeln.“
In diesem Zusammenhang kritisiert Asam generell das Thema Regulierung in der EU: „Auf die Schwüre zu mehr Wettbewerbsfähigkeit müssen jetzt Taten folgen.“ Wettbewerbsfähigkeit werde stark von KI beeinflusst, die EU müsse hier jetzt die Weichen stellen.