Ergebnissprung

SAP kommt gut aus den Startlöchern

SAP-Finanzchef Dominik Asam hält einen operativen Ergebnissprung von 10% im laufenden Jahr für "erreichbar", wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Neue Mittelfristziele sollen auf der Firmenmesse Sapphire im Mai vorgestellt werden.

SAP kommt gut aus den Startlöchern

SAP kommt gut aus den Startlöchern

CFO Asam: Plus von 10 Prozent beim Betriebsergebnis „erreichbar“ – Akquisitionen „schauen wir ganz nüchtern an“ – Neue KI-Partner in Aussicht

SAP-Finanzchef Dominik Asam hält einen operativen Ergebnissprung von 10% im laufenden Jahr für "erreichbar"., wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Neue Mittelfristziele sollen auf der Firmenmesse Sapphire im Mai vorgestellt werden. Über die Verwendung des Verkaufserlöses für Qualtrics sei noch nicht entschieden.

hei Frankfurt

Der Walldorfer Softwareriese SAP bleibt mit der nun angesagten Zielspanne von 8,6 bis 8,9 Mrd. Euro beim bereinigten Betriebsergebnis (Non IFRS) nach Einschätzung des neuen Finanzvorstands Dominik Asam auf Kurs. Bereinigt um den Beitrag von Qualtrics, die SAP an Silver Lake abstößt, handele es sich „mit Blick auf die fortgeführten Aktivitäten im Grunde um eine Bestätigung unseres Ausblicks“, sagte der Manager im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der Konzern rechnet demnach fürs Gesamtjahr mit einem operativen Ergebnisanstieg von 8 bis 11%. Bisher hatte das Management stets versprochen, dass die Kennziffer nach dem Kraftakt der Transformation des eigenen Geschäftsmodells in die Cloud mit Beginn dieses Jahres zweistellige Sprünge machen werden. Beim Geschäftsergebnis sehe er „ein Plus von 10% als durchaus erreichbar an“, betonte Asam mit Blick auf die Spanne. Daran arbeite das Unternehmen hart.

Im Startquartal gelang SAP beim bereinigten operativen Ergebnis ein Anstieg von 12% auf 1,9 Mrd. Euro, der Umsatz kam um 10% voran. Die Cloud-Erlöse sprangen um rund ein Viertel auf 3,18 Mrd. Euro und das Kerngeschäft in der Cloudversion S/4Hana entwickelte sich mit einem Sprung um 77% auf 716 Mill. Euro besonders dynamisch. CEO Christian Klein erklärte im Pressegespräch, er rechne hier auch nicht mit einer Abschwächung auf „absehbare Zeit“. Damit trotzt SAP einem eingetrübten markroökonomischen Umfeld. Dass der Konzern im Gesamtjahr das Ergebniswachstum der ersten drei Monate nicht halten kann, führt Asam pirmär auf einige Softwarelizenzverkäufe zurück. „Das waren ein paar weiße Elefanten in diesem Abschnitt, die das Ergebnis nach oben gebracht haben“, erklärte der Manager mit Blick darauf, dass Softwareverkäufe im Vergleich zum Mietmodell künftig eine immer geringere Rolle im SAP-Zahlenwerk spielen werden. Sie machten im ersten Vierteljahr nur noch 3% vom Gesamtumsatz aus und waren damit gegenüber dem Vorjahresabschnitt um 13% rückläufig. Im Vorquartal war der Rückschritt mit -34% allerdings schon deutlich stärker ausgefallen.

SAP will auf der im Mai anstehenden Firmenmesse Sapphire neue Mittelfristziele bis 2025 ausgeben, wobei „das Rahmenwerk, also die einzelnen maßgeblichen Kennziffern, dieselben bleiben, um den Investoren eine verlässliche Vergleichbarkeit zu bieten“, unterstrich Asam. Bislang peilt der Konzern bis dahin 36 Mrd. Euro Umsatz an. Über die Verwendung der Einnahmen aus dem Qualtrics-Verkauf hat der Vorstand noch nicht entschieden. Der Manager geht davon aus, „dass der Verkauf von Qualtrics, den wir im zweiten Halbjahr abschließen wollen, auf Kurs ist“. Grundsätzlich stehe „der gesamte Werkzeugkasten“ zur Verfügung, das heißt sowohl ein Aktienrückkauf, eine Sonderdividende oder ein Zukauf kämen in Betracht. Während CEO Klein betonte, dass er keine Notwendigkeit sieht, Akquisitionen in Betracht zu ziehen, um den Umsatz zu stärken, präzisierte Asam, das schließe Zukäufe dennoch nicht aus. „Das schauen wir uns ganz nüchtern an“, sagte er, auch mit Blick auf die derzeit fallenden Bewertungen im Technologiesektor.

Kein Wertverfall

Er ließ allerdings durchblicken, dass er im vergleichsweise noch immer hochbewerteten Softwaresektor nicht unbedingt mit einem bedeuteten Wertverfall rechnet und zeigt auch keine Scheu, gegebenenfalls tiefer in die Tasche zu greifen. „Es hat sich oft gezeigt, dass es besser ist, für ein gutes Unternehmen etwas mehr Geld auszugeben als ein weniger gut aufgestelltes Asset zu nehmen, um zu sparen“, so Asam.

Die Weiterentwicklung des Portfolios mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) ist auch für SAP ein Schwerpunkt, jedoch setzt das Unternehmen hier Asam zufolge stärker auf Partnerschaften als auf Zukäufe. „Wir werden auf der Sapphire neue Partner im Bereich KI vorstellen“, erklärte er. Die eigenen Investitionen, also die rund 6 Mrd. Euro, die SAP jährlich in Forschung und Entwicklung steckt, sollen aber primär in jene Bereiche des Kerngeschäfts fließen, wo der Softwareriese seine ureigenen Stärken hat, also im Bereich ERP und Supply Chain (Lieferkettenmanagement). KI sei nur sinnvoll „im Kontext gute Kenntnisse der Kundendaten und ihrer Geschäftsmodelle“, betonte der Finanzchef. SAP hat Klein zufolge bereits mehr als 60 KI-Anwendungen bei Firmensoftware zur Personalsuche, für Service-Center oder zum Finanzmanagement.

Mit Blick auf das Zahlenwerk des Startquartals wies Asam darauf hin, dass der Knick beim Cashflow, der um 6% absackte, ein temporäres Phänomen aufgrund von Einmaleffekten sein sollte. Der Free Cashflow (Non IFRS) fiel sogar um 9% auf 1,96 Mrd. Euro. „Bereinigt um den Forderungsverkauf und die laufende Restrukturierung hat sich der Free Cash Flow im ersten Quartal proportional zum Anstieg im non-IFRS-Betriebsergebnis entwickelt. Für den weiteren Jahresverlauf gilt natürlich unser Ausblick. Dabei wird der Cash out für den Rest der Restrukturierung als Gegenwind wirken.“ SAP hat für die Restrukturierung 260 Mill. Euro zurückgestellt. Im Startquartal belastete ein „mittlerer zweistelliger Mill. Euro-Betrag.“ Auch infolgedessen schrumpfte das berichtete Betriebsergebnis um 45% auf 803 Mill. Euro. Außerdem schlugen Auszahlungen für Aktien-Boni zu Buche. Der Nettogewinn sackte um knapp ein Fünftel auf 509 Mill. Euro ab. Der Beitrag von Qualtrics ist weiterhin im Konzerngewinn aus dem nicht fortgeführten Geschäft ent-
halten.

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