SAP krempelt ihr Geschäft in der Cloud um

Zweiter Managementwechsel in sieben Monaten - Software aus der Datenwolke rückt für den Vertrieb des Dax-Konzerns ins Zentrum

SAP krempelt ihr Geschäft in der Cloud um

SAP vermeldet den nächsten personellen Wechsel an der Spitze ihres Geschäfts in der Cloud. Bob Calderoni, der vor sieben Monaten für den überraschend zurückgetretenen Lars Dalgaard eingesprungen war, verlässt den Dax-Konzern. Auch im Vertrieb von Software aus der Datenwolke stehen Veränderungen an.sp Frankfurt – Der Softwarekonzern SAP muss bereits zum zweiten Mal innerhalb von etwas mehr als einem halben Jahr das Management des Geschäfts in der sogenannten “Cloud” umbauen. Bob Calderoni, der Ende Mai für den überraschend zurückgetretenen Cloud-Vorstand Lars Dalgaard eingesprungen war (vgl. BZ vom 25.5.2013), ohne in den Vorstand aufzurücken, verlässt das Unternehmen, wie ein Sprecher von SAP auf Anfrage der Börsen-Zeitung bestätigte.Die Nachricht war am Dienstag auf dem Online-Blog “SpendMatters” verbreitet worden. An die Stelle von Calderoni rückt Shawn Price, der seit einem Jahr für SAP arbeitet und hier zuletzt das Geschäft des Cloud-Spezialisten Success Factors verantwortet hatte.Die von Dalgaard gegründete Success Factors hatte der Dax-Konzern Ende 2011 für mehr als 3 Mrd. Dollar gekauft. Calderoni war als CEO von Ariba ebenfalls im Zuge einer Übernahme zu SAP gestoßen. Der Anbieter von Beschaffungssoftware, über dessen Cloud-gestützte Plattform heute etwa 1,2 Millionen Unternehmen Transaktionen im Wert von jährlich gut 500 Mrd. Dollar abwickeln, war den Walldorfern 2012 mehr als 4 Mrd. Dollar wert. Zusammen stehen die beiden Zukäufe bei SAP heute für knapp drei Fünftel des Geschäfts mit “Software aus der Steckdose” (siehe Grafik).Wie bei Dalgaard im Frühjahr 2012 führt SAP auch zum Abgang von Calderoni persönliche Gründe für den Abschied an. Wie der umtriebige Däne, der sich der Venture-Capital-Gesellschaft Andreessen Horowitz angeschlossen hat, soll auch der US-Manager den Walldorfern in beratender Funktion erhalten bleiben. Beide gelten als Typen, die mit Vorliebe außerhalb von festen Konzernstrukturen nach unternehmerischen Herausforderungen suchen.Interessanter als die Personalie selbst ist die Verschiebung der Zuständigkeiten. Denn anders als seine Vorgänger wird Price nicht nur für die Angebote in der Cloud, sondern auch für die entsprechenden Softwarepakete Verantwortung tragen, die SAP-Kunden auf ihren eigenen Servern (“On Premise”) installieren können.Konkret heißt das, dass der US-Manager zum Beispiel nicht nur die vornehmlich für das Personalmanagement eingesetzte Software von Success Factors im Auge haben, sondern auch sicherstellen wird, dass die Vertriebsmannschaft alle relevanten On-Premise-Angebote mit im Gepäck hat. Bisher waren bei SAP verschiedene Vertriebsteams mit Software aus der Cloud und On Premise bei den Kunden vorstellig geworden. Co-CEO startet Phase 2Co-CEO Jim Hagemann Snabe hatte die Veränderung in der Marktbearbeitung schon Anfang Dezember bei einer Investorenveranstaltung von Credit Suisse angekündigt. In einer ersten Phase nach den Übernahmen von Success Factors und Ariba habe SAP sich darauf konzentriert, den Vertrieb der neuen Tochtergesellschaften parallel zum bestehenden On-Premise-Geschäft hochzufahren. In einer zweiten Phase werde die Cloud noch stärker ins Zentrum rücken, dabei aber in Verbindung mit On-Premise-Software angeboten. Damit komme SAP der steigenden Nachfrage nach kombinierten Angeboten nach, sagte ein Sprecher.Ob SAP neben dem Management und der Marktbearbeitung auch die Mittelfristziele in der Cloud anpasst, wird sich schon am 21. Januar zeigen, wenn der Konzern die Bilanz des Geschäftsjahres 2013 zieht. Nach den bestehenden Plänen soll das Segment bis 2015 wenigstens 2 Mrd. Euro oder 10 % des Umsatzes beisteuern und profitabel wirtschaften. Im abgelaufenen Jahr haben die Walldorfer wohl bereits 750 Mill. Euro Umsatz in der Cloud erzielt und mit einer Run Rate von mehr als 1 Mrd. Euro hier auch den Erzrivalen Oracle hinter sich gelassen. Nur Salesforce macht in der Cloud mehr Geschäft mit Unternehmenssoftware. Mit gut 30 Millionen Nutzern hat SAP nach eigenen Angaben aber bereits die größere Reichweite als der Cloud-Spezialist.”Warum ändern, was als erfolgreicher Cloud-only-Ansatz im Vertrieb zu funktionieren scheint?”, fragen Analysten der UBS in einer Studie. Mit Business by Design habe SAP vor einigen Jahren einen ähnlichen Ansatz mit wenig Erfolg versucht. Nach Investitionen in Milliardenhöhe nutzen das Softwarepaket für die Cloud aus der SAP-eigenen Entwicklung heute weniger als 1 000 Kunden.