SAP profitiert von digitaler Transformation
Für SAP machen sich höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit kräftigem Erlöswachstum bezahlt. Der Walldorfer Softwarekonzern hat deshalb auch den Ausblick für die Umsatzentwicklung im Gesamtjahr angehoben. Die Marge hat sich allerdings verschlechtert. Dies geht auch auf die Cloud und den Ausbau des Beratungsgeschäfts zurück.scd Frankfurt – “Praktisch alle unserer Kunden beschäftigen sich in der einen oder anderen Form mit der digitalen Transformation”, stellt SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott fest. Bei dem Walldorfer Softwarekonzern, der diese dabei nur allzu gerne unterstützt, hat das im zweiten Quartal zu stark steigenden Erlösen in allen Bereichen geführt. Mit Cloud-Diensten wurden knapp 30 % mehr erlöst. Der Softwarelizenzumsatz legte trotz der ungebrochenen Mietsoftwarenachfrage um 5 % zu. Die vom Beratungsgeschäft dominierte Servicesparte erlöste mit rund 1 Mrd. Euro gut 17 % mehr. Konzernweit zog der Umsatz im zweiten Quartal damit unerwartet kräftig um ein Zehntel auf knapp 5,8 Mrd. Euro an. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt nur 5,66 Mrd. Euro auf dem Zettel.SAP hebt angesichts der positiven Erlösentwicklung den Ausblick für das Gesamtjahr an. Der Umsatz mit Softwarelizenzen, Wartung und Cloud-Diensten soll demnach 2017 um 6,5 bis 8,5 % anziehen – einen halben Prozentpunkt mehr, als bislang in Aussicht gestellt worden war. Konzernweit werden 23,3 Mrd. bis 23,7 Mrd. Euro Umsatz prognostiziert – ebenfalls etwas mehr als bislang. Für Betriebsergebnis und Cloud-Umsatz wurden die bisherigen Ziele bestätigt und zugleich ein Aktienrückkauf über 500 Mill. Euro angekündigt. Die Aktionäre sollen an der besseren Finanzlage partizipieren. Binnen zwölf Monaten wurden die Finanzschulden von 8,6 Mrd. auf 6,8 Mrd. Euro zurückgeführt. Organisch wachsenObwohl SAP seit Jahren keinen großen Zukauf mehr getätigt hat, sehen McDermott und CFO Luka Mucic hier derzeit weiterhin keinen Handlungsbedarf. McDermott hob hervor, dass das kräftige Wachstum rein organisch erzielt worden sei und der Konzern damit kräftiger aus eigener Kraft zulegte als sämtliche Konkurrenten vergleichbarer Größe. Ein noch kräftigeres Wachstum wurde von einer unerwarteten Schwäche in Amerika verhindert. Hier legten die Cloud-Erlöse wechselkursbereinigt nur um 16 % zu – ein Drittel der Steigerungsrate, die in Emea (Europa, Nahost und Afrika) oder Asien-Pazifik erzielt wurde.Darauf angesprochen versicherte McDermott, es handle sich um eine Ausnahme. Einige größere Deals hätten sich in das zweite Halbjahr verschoben. “Ich gehe davon aus, dass wir eine substanzielle Wachstumsbeschleunigung im dritten und vierten Quartal sehen werden”, kündigte er an. “Es gibt kein Problem mit dem Cloud-Geschäft in den Vereinigten Staaten.”Auch margenseitig war die Cloud-Sparte bei SAP zuletzt unter Druck. Finanzvorstand Mucic zeigte sich “selbst ein wenig überrascht”. Allerdings investiere SAP deshalb dieses Jahr kräftig, um 2018 höhere Cloud-Margen zu erzielen. Konzernweit zog das Ergebnis um Sondereffekte – darunter mehr als 230 Mill. Euro Restrukturierungskosten – bereinigt um 14 % auf 94 Cent je Aktie an. Damit übertrafen die Walldorfer den Mittelwert der Analystenschätzungen laut Thomson Reuters um 1 Cent. Nach Rechnungslegungsstandard IFRS schrumpfte der Gewinn allerdings um 18 % auf 56 Cent je Anteilschein. Ursächlich für den Gewinnrückgang war neben höheren Forschungskosten auch die gestiegene Bedeutung der margenschwächeren Servicesparte (siehe Grafik). Die SAP-Aktie gab gestern leicht nach.