SAP setzt auf Qualtrics und Microsoft

Vertriebspartnerschaft treibt Cloud-Wachstum - Mit robuster Auftragspipeline ins wichtige Schlussquartal

SAP setzt auf Qualtrics und Microsoft

Der Softwarekonzern SAP spürt von der zunehmenden Konjunkturabschwächung bislang reichlich wenig. Die neue Doppelspitze sieht sich nach einem starken dritten Quartal auch für die traditionell starke Schlussperiode gut aufgestellt. Für Optimismus sorgen eine neue Partnerschaft mit Microsoft und die wachstumsstarke Tochter Qualtrics.scd Frankfurt – SAP hat den guten Vorabzahlen zum dritten Quartal einen positiven Zwischenbericht folgen lassen und mögliche Sorgen wegen einer Abkühlung des Weltwirtschaftsklimas beruhigt. “Unsere weltweite Auftragspipeline vor dem Start in unser traditionell starkes viertes Quartal ist robust”, versicherte die neue Co-Konzernchefin Jennifer Morgan, die auf dem Kapitalmarkttag am 12. November gemeinsam mit Co-CEO Christian Klein detaillierte Pläne für die Zukunft von SAP vorstellen will. Morgan strich am Montag heraus, dass die neue Tochter Qualtrics zuletzt einige beeindruckende Aufträge an Land gezogen habe. Insbesondere die Integration in die Personalmanagement-Software Success Factors habe der Plattform zusätzliche Nachfrage gebracht. Qualtrics-CEO Ryan Smith sprach von einem massiven Schub für die Wachstumsrate, aber auch der Chance auf Kooperationen mit spannenden Partnern – eine davon sei gerade mit EY gestartet worden. “Ich könnte nicht zufriedener sein.”Präzise Zahlen zur Qualtrics-Entwicklung weist SAP zwar nicht aus. Dem Zwischenbericht zufolge hat der Bereich Customer and Experience Management, der zum wesentlichen Teil aus Qualtrics besteht, den Umsatz verglichen mit der Vorjahresperiode aber um drei Viertel auf 371 Mill. Euro gesteigert. Wie wachstumsstark der Bereich organisch ist, wird sich im neuen Jahr zeigen. SAP hatte die im November 2018 verkündete Qualtrics-Übernahme im Januar 2019 abgeschlossen. Wandel im Umsatz-MixBereits im laufenden vierten Quartal soll derweil eine in den vergangenen Monaten mit Microsoft geschlossene Partnerschaft zum Umsatzwachstum beitragen. Die Vertriebs- und Produktkooperation habe bereits 18 Prozentpunkte zum Wachstum der Neuaufträge in der Cloud (New Bookings) beigetragen, die um 39 % auf 572 Mill. Euro im dritten Quartal anzogen. Der Vertrag mit dem weltgrößten Softwarekonzern soll SAP-Kunden die Migration zur Unternehmenssoftware-Plattform S/4Hana auf Microsofts Cloud-Plattform Azure erleichtern. Der Vertrag habe eine Laufzeit von drei Jahren, wobei die Erlöse ab dem vierten Quartal 2019 realisiert würden, teilte SAP mit. Auch für die Cloud-Plattformen von Microsofts Wettbewerbern Google und Amazon hat der Walldorfer Softwarekonzern Partnerschaften vereinbart. Bereinigt man die neuen Cloud-Buchungen um das wenig lukrative Infrastructure-as-a-Service-Geschäft (IaaS), das bei SAP einen schrumpfenden Anteil ausmachen soll, betrug das Plus der Cloud-Buchungen mehr als 50 %.Der Wandel im Cloud-Umsatzmix macht sich auch zunehmend in der Marge bemerkbar, die bereits auf gut 69 % gesteigert wurde und damit deutlich über dem Vorjahresniveau liegt (siehe Grafik). Zeitnahe Erfolge erwartet sich SAP auch aus dem laufenden Effizienzprogramm. Finanzvorstand Luka Mucic betonte noch einmal, bei diesem gehe es nicht um Kostensenkungen, sondern eine bessere Allokation der Investitionen in die Bereiche, von denen sich SAP mehr Wachstum verspreche – darunter etwa Qualtrics.”Im April haben wir einen stärkeren Fokus auf die operativen Margen versprochen und wir haben geliefert. Besonders freut mich, dass uns das gelungen ist bei anhaltend hohem Wachstumstempo”, sagte Mucic, der sich mit der Entwicklung in allen Regionen mehr als zufrieden zeigte. So legte der Cloud- und Software-Umsatz in Amerika um 16 %, in Europa um 10 % und in Asien um 9 % zu – jeweils leicht unterstützt von positiven Währungseffekten. Vertriebschefin Adaire Fox-Martin zeigt sich trotz einiger konträrer Konjunktursignale auch im Heimatmarkt Deutschland weiterhin optimistisch für das vierte Quartal. SAP sei mit einem vollen Orderbuch ins dritte Quartal gegangen und habe sich entsprechend gut entwickelt.Laut Finanzvorstand Mucic waren Deutschland und Großbritannien für SAP die Highlights im europäischen Cloud-Geschäft. “Wir starten hier auch ins vierte Quartal mit einer ziemlich vollen Pipeline”, erklärte Fox-Martin. SAP beobachte die Situation aufmerksam, bleibe aber recht optimistisch. In China beobachte man zumindest einige Kunden, die bei Investitionen zögerlicher seien.Den Ausblick für das Gesamtjahr behielt SAP am Montag wie schon bei den vorläufigen Zahlen bei. Demnach soll der bereinigte Cloud-Umsatz 6,7 Mrd. bis 7,0 Mrd. Euro erreichen, wobei schon eine Stagnation der Erlöse auf dem Niveau des abgelaufenen Vierteljahres genügen dürfte, um nahe des oberen Endes dieser Spanne herauszukommen. Insgesamt soll der währungsbereinigte Cloud- und Softwareumsatz (Non-IFRS) um 8,5 bis 10 % auf 22,4 Mrd. bis 22,7 Mrd. Euro zulegen. Nach neun Monaten steht SAP hier bei 16,2 Mrd. Euro und ist so mit einem Zehntel über der Vorjahresperiode auf Kurs, das obere Ende der Prognose zu erreichen. Der operative Gewinn und der freie Cash-flow legten ebenfalls kräftig zu.Der Co-Vorstandschef Klein lobte dann auch das starke Fundament, das Vorgänger Bill McDermott hinterlassen habe, und versprach Kontinuität. Die SAP-Aktie verteuerte sich um 2,4 % auf 118,60 Euro.