SAP wächst auch im zweiten Quartal

Lizenzerlöse schrumpfen weniger als befürchtet - Cloud-Umsatz legt erneut kräftig zu - Ergebnissprung - Aktie auf Rekordhoch

SAP wächst auch im zweiten Quartal

Das plötzliche Ende der Doppelspitze und zahlreiche Wechsel führender Manager haben dem Geschäft von Europas größtem Software-Konzern SAP offenbar nichts anhaben können. Der Dax-Konzern hat im zweiten Quartal nach vorläufigen Zahlen nicht nur den Umsatz gesteigert, sondern auch einen kräftigen Gewinnsprung hingelegt.scd Frankfurt – “Ich bin sehr stolz darauf, dass unsere Teams das sehr schwierige Umfeld erfolgreich gemeistert und ein besseres Quartalsergebnis erreicht haben als erwartet”, resümiert der seit Anfang Mai alleinige SAP-CEO Christian Klein das zweite Quartal. Das Unternehmen habe auf der Kostenseite schnell auf die Krise reagiert und dadurch Betriebsergebnis und Marge kräftig gesteigert, stimmte Finanzvorstand Luka Mucic in den positiven Tenor ein.Anders als der US-Wettbewerber Oracle, dessen Erlös im Ende Mai abgeschlossenen Vierteljahr leicht schrumpften, steigerte Europas größter Software-Konzern im Quartal per Ende Juni den Umsatz auf Konzernebene. Wie SAP basierend auf vorläufigen Zahlen in der Nacht auf Donnerstag mitteilte, kletterte der Umsatz nach IFRS in den Monaten April bis Juni um 2 % zum Vorjahresquartal auf 6,74 Mrd. Euro. Von Bloomberg befragte Analysten hatten im Schnitt mit 6,6 Mrd. Euro gerechnet.Das Betriebsergebnis schoss um 55 % auf 1,28 Mrd. Euro hoch. Allerdings hatten im Vorjahresquartal die Kosten für ein Restrukturierungsprogramm das operative Ergebnis nach IFRS gedrückt. Um derartige Sonder- und auch Währungseffekte bereinigt kletterte das Ergebnis der Walldorfer den vorläufigen Zahlen zufolge aber noch immer überproportional um 7 % auf 1,96 Mrd. Euro. Die bereinigte operative Marge zog um 1,6 Prozentpunkte auf 28,9 % an. Der Software-Konzern hat an einer ganzen Reihe von Kostenschrauben gedreht, um die Marge in der Coronakrise zu stärken. So wurden weniger neue Mitarbeiter eingestellt, die kurzfristig anpassbaren Ausgaben verringert und daneben auch Einsparmöglichkeiten wie weniger Geschäftsreisen oder virtuell ausgerichtete Veranstaltungen genutzt.Die Coronakrise und die damit verbundenen Einschränkungen haben SAP im zweiten Quartal offenbar ebenso wenig gebremst wie die Personalrochaden in den Führungsebenen. Dabei gab es neben dem abrupten Abschied von Co-CEO Jennifer Morgan Ende April weitere Ab- und Zugänge. Erst am Mittwoch hatte SAP gemeldet, dass Anuj Kapur vom Netzwerkausrüster Cisco zu SAP wechselt, wo er als President für Corporate Development & Strategy direkt an Klein berichten wird.Im zweiten Quartal trugen erneut vor allem die Clouderlöse zu der positiven Entwicklung bei. Sie zogen um gut ein Fünftel auf 2,04 Mrd. Euro an. Währungsbereinigt lag das Plus bei 18 %. Den Current Cloud Backlog – also die vertraglich zugesicherten Clouderlöse in den kommenden zwölf Monaten – beziffert SAP auf 6,65 Mrd. Euro und damit ebenfalls etwa ein Fünftel höher als vor Jahresfrist. Es gebe weiterhin starke Nachfrage nach digitalen Logistikketten, E-Commerce, der Cloudplattform und Qualtrics-Lösungen, teilt SAP weiter mit.Die starke Cloud-Entwicklung gelang trotz einigem Gegenwind. So wurden etwa wegen der Pandemie sicher deutlich weniger Geschäftsreisen über Concur abgerechnet, was auf die entsprechenden Clouderlöse gedrückt haben dürfte. SAP schreibt in der Mitteilung über “geringere volumenabhängige Transaktionsumsätze”. Asien-Geschäft zieht anDas Software-Lizenzgeschäft war zwar wie in einer Krise üblich rückläufig, sank aber nur um 18 % im Vergleich zum Vorjahr auf 0,77 Mrd. Euro, wie SAP mitteilt. Das war eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ersten Quartal, als die Lizenzerlöse um gut 30 % eingebrochen waren (vgl. BZ vom 22. April). “Die Software-Lizenzerlöse in Asien verzeichneten eine solide Erholung”, befand Finanzvorstand Mucic. Zu anderen Regionen äußerte sich SAP in der Vorabmitteilung nicht.Anleger und Analysten zeigten sich am Donnerstag in ersten Reaktionen begeistert. UBS-Analyst Michael Briest, der die Aktie bei einem Kursziel von 142 Euro zum Kauf empfiehlt, nannte die Eckdaten weit besser als erwartet – insbesondere mit Blick auf die Profitabilität. Auch Goldman Sachs und Jefferies zeigten sich zufrieden und blieben bei ihren Kaufempfehlungen. Am euphorischsten war die Commerzbank, die das Kursziel ihrer Kaufempfehlung von 140 auf 170 Euro anhob.Die SAP-Aktie kletterte am Donnerstagvormittag um 7,7 % auf den Rekordkurs von 138,68 Euro, womit die Marktkapitalisierung mehr als 165 Mrd. Euro betrug. Negative Tendenzen an der Wall Street zogen die europäischen Aktien und damit auch SAP am Nachmittag aber mit nach unten. Aus dem Handel ging die SAP-Aktie 4,6 % über dem Vortagesschluss bei 134,68 Euro. Ausblick bestätigtDer bisherige Ausblick für 2020 wurde bestätigt. Die Clouderlöse (Non-IFRS und währungsbereinigt) sollen von 7,01 Mrd. im vergangenen Jahr auf 8,3 Mrd. bis 8,7 Mrd. Euro steigen. Das entspricht einer Wachstumsrate von 18 bis 24 %. Nach sechs Monaten liegt SAP mit 22 % in der oberen Hälfte der Zielspanne. Konzernweit wird ein Umsatzanstieg um 1 bis 3 % auf bis zu 28,5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Das Betriebsergebnis (Non-IFRS und währungsbereinigt) wird weiter zwischen 8,1 Mrd. und 8,7 Mrd. Euro prognostiziert. Am unteren Ende der Spanne wäre das ein Rückgang um 1 %. Im ersten Halbjahr steht ein Plus von 4 % zu Buche. Auch die Mittelfristziele für das Geschäftsjahr 2023 ließ SAP unverändert.Bis zur Veröffentlichung ihrer vollständigen Ergebnisse für das zweite Quartal 2020 am 27. Juli gelte weiter die Quiet Period, ließ SAP am späten Mittwochabend wissen.