Nach Abstieg aus dem Dax

Sartorius erfreut Anleger mit „geschärfter“ Prognose

Sartorius zeigt sich nach den ersten neun Monaten optimistischer gestimmt für das laufende Geschäftsjahr. Anleger reagieren erfreut.

Sartorius erfreut Anleger mit „geschärfter“ Prognose

Sartorius kommt bei Anlegern mit „geschärfter“ Prognose gut an

Biopharmazulieferer und Laborausrüster überzeugt mit Entwicklung im Hauptsegment – Vorzugsaktie zieht bis zu 13 Prozent an

ste Hamburg

Der im September aus dem Dax in den Nebenwerteindex MDax abgestiegene Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius zeigt sich nach dem dritten Quartal zuversichtlicher für das laufende Geschäftsjahr gestimmt. Das Unternehmen aus Göttingen hob mit der Veröffentlichung von Neunmonatszahlen Finanzziele für 2025 leicht an. Anleger applaudierten den Aussagen zu Erlöswachstum und verbesserter Profitabilität. Die Vorzugsaktie, zuvor seit Jahresende noch mit 1,3% im Minus, zog am Donnerstag um bis zu 13,3% auf 240,50 Euro an.

„Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung“, sagte der seit Anfang Juli amtierende Sartorius-Vorstandsvorsitzende Michael Grosse in einem Mediengespräch. In den vergangenen vier Quartalen habe man „deutlich profitables Wachstum zeigen“ können. Wachstums- und Ergebnisstreiber ist dabei vor allem das margenstarke Kerngeschäft mit Verbrauchsmaterialien wie sterile Einwegbeutel oder Filter für die Herstellung von Biopharmazeutika. Die branchenweite Investitionszurückhaltung von Kunden bremse zwar das Geschäft mit Bioprozess-Equipment und -Anlagen. Das Hauptsegment Bioprocess Solutions (BPS), das für mehr als 80% des Konzernumsatzes steht, steigerte die Erlöse im Neunmonatsvergleich aber wechselkursbereinigt um 9,9%, was den Rückgang in der kleineren Labor-Sparte um 1,3% wettmachte und zu einem Umsatzzuwachs im Konzern um 7,5% führte.

Erhöhte Zölle kompensiert

Stärker als der nominal um 7,8% gestiegene Umsatz kletterte das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) der BPS-Sparte durch Volumen-, Produktmix- und Skaleneffekte um 17,3%. Dadurch ergab sich eine auf 31,5 (i.V. 28,9)% erhöhte bereinigte Ebitda-Marge im Hauptsegment, die im Konzern eine Verbesserung auf 29,7 (27,7)% ermöglichte. Mit der nun „geschärften“ Prognose stellt Sartorius für das Gesamtjahr 2025 eine Umsatzsteigerung auf Konzernebene um rund 7% in Aussicht – nach bislang etwa 6% organischem Wachstum mit einem Prognosekorridor von plus/minus zwei Prozentpunkten. Allein die BPS-Sparte soll um etwa 9% zulegen. Mit Blick auf die erhöhten US-Importzölle verwies Vorstandschef Grosse auf kompensierende Preiszuschläge, die von Kunden akzeptiert würden. Das Umsatzplus durch diese Zuschläge betrage auf Jahressicht 1% oder rund 30 Mill. Euro.

Beim Verhältnis des Auftragseingangs zum Umsatz (book-to-bill-ratio) sieht Grosse Sartorius mit einem Wert von „deutlich über eins“ in diesem Jahr „gut unterwegs“. Die bereinigte Ebitda-Marge auf Konzernebene erwartet man in Göttingen 2025 nun knapp über 29,5% nach bislang avisierten 29 bis 30%. Die BPS-Sparte soll bei 31,5% landen, das Labor-Segment bei 21,5%.

Verschuldungsgrad soll sinken

Grosse geht davon aus, dass die auf den Umsatz bezogene Investitionsquote im Gesamtjahr wie vorgesehen rund 12,5% erreichen wird – nach 11,7% Ende September. Beim dynamischen Verschuldungsgrad, der das Verhältnis der Nettoverschuldung zum bereinigten Ebitda angibt, erwartet Sartorius zum Jahresende wie bislang vorgesehen einen Rückgang auf einen Faktor von 3,5 (i.V. 4,0). Grosse sagte auf Nachfrage, in den kommenden Quartalen darauf zu achten, den seit der Polyplus-Übernahme 2023 erhöhten Verschuldungsgrad „in einen vernünftigen Korridor“ zwischen 2 und 3 zu bringen. Größere Zukäufe plant Sartorius derzeit dem Vernehmen nach nicht. Nennenswerte Lücken im Portfolio, die man nicht selbst durch Eigenentwicklung schließen könne, sieht Grosse nicht.

Der neue Vorstandsvorsitzende teilte mit Blick auf die Unternehmensstrategie mit, man habe ein Projekt gestartet, um künftige Marktentwicklungen, technologische Veränderungen und Kundenerwartungen sowie Nachhaltigkeitsthemen abzuschätzen und ihre möglichen Auswirkungen auf Sartorius. In den kommenden Monaten würden Vorschläge entwickelt und zur Abstimmung gebracht.

Dax-Abstieg nicht relevant

Den Abstieg von Sartorius aus dem Dax bezeichnete Grosse als „emotional nicht toll“. Aus Sicht des Finanzmarktes habe dies aber „keine große Relevanz“, und auch für Kunden und Mitarbeiter mache das Ausscheiden aus dem Leitindex „keinen Unterschied“.

Beim Bankhaus Metzler, das zum Kauf der Sartorius-Aktie bei einem Kursziel von 300 Euro rät, hieß es, das „sehr solide“ dritte Quartal deute darauf hin, dass die dringend erwartete Erholung der Instrumentennachfrage bald eintreten werde. Angesichts der bisherigen Erholung der Verbrauchsmaterialverkäufe könne Sartorius bald von einem Geschäftsmix profitieren, der stärker der Situation vor der Pandemie entspreche, auch wenn es einige Quartale dauern werde, ehe sich die Instrumentenverkäufe in allen Kundensegmenten erholen. Metzler hob zudem das erste vierteljährliche Umsatzwachstum in der Labor-Sparte seit dem vierten Quartal 2022 hervor, was darauf hindeute, dass auch der Rückgang bei Laborgeräten zu Ende gehe. Der Anfang Juli akquirierte Mikrogewebe-Spezialist Mattek trug laut Sartorius knapp 1 Prozentpunkt zum Umsatzwachstum der Labor-Sparte bei.

Auch die US-Investmentbank Jefferies, die ihre Kaufempfehlung für die Sartorius-Aktie bei einem Kursziel von 263 Euro bestätigte, sprach von einem soliden dritten Quartal. Dem Markt dürften die erhöhten Vorgaben des Laborzulieferers für die Bioprozess-Sparte gefallen. Das gelte auch für eine Stabilisierung im Geschäft mit Laborinstrumenten.