Schaeffler bewegt die Conti-Aktionäre

Hauptversammlung rätselt über die Kündigung der Investorenvereinbarung

Schaeffler bewegt die Conti-Aktionäre

m. Hannover – Aus Sicht von Continental wird die Autonachfrage in Europa erst mittelfristig wieder in die Gänge kommen. Dynamik werde es weiter nur in Asien mit dem Zugpferd China geben, erklärte Continental-Chef Elmar Degenhart in der Hauptversammlung des Dax-Konzerns am Mittwoch in Hannover. Auch das Geschäft in Nordamerika werde mit verminderter Dynamik weiter zulegen.Doch statt des Rekordjahres 2012 beherrschte eine Frage am Mittwoch das Aktionärstreffen: Plant Großaktionär Schaeffler (49,9%) nach dem angekündigten Ausstieg aus der Investorenvereinbarung den Rückzug bei Conti? Dass Schaeffler von der künftigen Freiheit Gebrauch macht, erscheint nicht abwegig – zumindest was die 13,8% betrifft, die direkt bei der Familie liegen, deren Holding hoch verschuldet ist. So sorgte die vor wenigen Tagen aufgekündigte Investorenvereinbarung für Diskussionen. Degenhart nannte den Schritt des Ankeraktionärs aus Sicht Schaefflers nachvollziehbar. Es handele sich dabei lediglich um einen formalen Schritt. An der sehr gut funktionierenden, pragmatischen und zielorientierten Zusammenarbeit zwischen beiden Konzernen werde dies nichts ändern. Der Vorstand werde sich zudem weiterhin dafür einsetzen, dass die Interessen aller Aktionäre berücksichtigt würden.Die Frage, ob Schaeffler künftig ein fünftes Aufsichtsratsmandat beanspruchen werde, konnte Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle nicht beantworten. Ihm seien die weiteren Pläne von Schaeffler nicht bekannt. Nachdem so etwas wie Frieden eingekehrt sei, so Alexander von Vietinghoff-Scheel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, komme es wieder zu Ungewissheit. Aber möglicherweise schrecke man beim Namen Schaeffler schon aus Gewohnheit auf. Das Abkommen läuft jetzt in einem Jahr im Mai 2014 aus. Schielen auf ZukäufeDie weltweite Autoproduktion dürfte im laufenden Jahr nur leicht auf 83 (i.V. 81) Millionen Einheiten zulegen. Da der Elektronikanteil in den Fahrzeugen weiter steigt, hat die bei Fahrassistenzsystemen stark aufgestellte Conti Wachstumsspielräume. Mit Continental komme das vollautomatische Fahren früher, hieß es.Degenhart strebt eine regional ausgewogenere Aufstellung an und will die Abhängigkeit des Konzerns von der Erstausrüstung reduzieren. Der Anteil Asiens soll bis 2015 auf 30% von derzeit 18% steigen. Nord- und Südamerika sollen ihren Anteil von 25% halten.Nachdem die finanziellen Spielräume schneller als geplant erweitert werden konnten, gebe es auch wieder Wachstumschancen über Zukäufe. Insbesondere außerhalb der Autoindustrie ist dies geplant, um die Abhängigkeit von der schwankenden Nachfrage der Autohersteller zu verringern, sagte Degenhart.Angestrebt werde künftig eine ausgewogenere Umsatzverteilung zwischen der Automobilindustrie sowie anderen Industriekunden und den Endverbrauchern. Es sei ein sehr anspruchsvolles Ziel, deren Anteil von derzeit 28% bis 2020 in Richtung 40% zu bringen, sagte Degenhart.Nach dem langen Winter laufe jetzt die Aufholjagd im Sommerreifengeschäft. Degenhart prognostizierte für das zweite Quartal noch einmal eine verbesserte Produktion und Absatzsituation, auch durch Überlaufeffekte aus dem ersten Quartal. Dem Unternehmen komme zupass, dass die Rezession in einigen europäischen Regionen durch das Wachstum in Nord- und Südamerika und insbesondere in Asien (China) ausgeglichen werden konnte. Zudem habe der Preisdruck bei den Rohstoffen etwas nachgelassen.Für 2013 bestätigte Degenhart das Ziel eines Umsatzwachstums von 5% auf über 34 Mrd. Euro. Dabei soll die bereinigte operative Marge bei über 10% herauskommen.Nach der Wiederaufnahme in den Dax im September war Conti dort 2012 mit einem Kursplus von 80% das am besten performende Unternehmen. Zusammen mit einer auf 2,25 (1,50) Euro erhöhten Dividende sowie einem unter 60% gesunkenen Verschuldungsgrad gab es viel Lob von den Aktionärsvertretern. Bei einer Präsenz von 81,% wurde die gesamte Tagesordnung mit hohen Zustimmungsraten beschlossen.