Schaeffler emittiert zwei Bonds zu 1,1 Mrd. Euro
Schaeffler sichert sich 80 Prozent an Vitesco
Autozulieferer refinanziert Erwerb mit Bondemissionen von 1,1 Mrd. Euro
sck München
Bei der geplanten Übernahme des Regensburger Antriebsspezialisten Vitesco befindet sich der fränkische Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler auf der Zielgeraden. Das SDax-Mitglied mit Sitz in Herzogenaurach bei Nürnberg teilte mit, dass nach dem Vollzug des öffentlichen Erwerbsangebots mit Wirkung zum 5. Januar dieses Jahres für alle außenstehenden Aktien des MDax-Unternehmens Schaeffler sich exakt 29,88% des Vitesco-Grundkapitals gesichert habe. Bei einem Preis je Anteilschein von 94 Euro entspricht dies nach Konzernangaben einer gesamten Angebotsgegenleistung von 1,1 Mrd. Euro. Zusammen mit dem Vitesco-Paket von 49,94% der Beteiligungsholding der Unternehmerfamilie Schaeffler (IHO Holding) verfügt die Schaeffler AG nunmehr über exakt 79,82% des Grundkapitals und der Stimmrechte an Vitesco. Schaeffler und die IHO Holding gingen bei dem geplanten Neuzukauf gemeinsam vor (Acting in Concert).
Damit sei der erste wichtige Schritt zum Zusammenschluss beider Unternehmen erfolgreich umgesetzt worden, ließ sich Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld in einer Mitteilung zitieren.
Vier Banken als Bookrunner
Zur Refinanzierung der Transaktion emittierte Schaeffler nach eigenen Angaben Unternehmensanleihen mit einem Gesamtvolumen von 1,1 Mrd. Euro bei internationalen Investoren. Im Detail begab Schaeffler die Anleihen in zwei Tranchen. Eine hat ein Volumen von 500 Mill. Euro, einen Coupon von 4,5% und wird am 14. August 2026 fällig. Die andere hat ein Volumen von 600 Mill. Euro, einen Coupon von 4,75% und eine Laufzeit bis 14. August 2029. Die Anleiheplatzierung war Schaeffler zufolge mehrfach überzeichnet. Als aktive Joint Bookrunner für die Bondplatzierung fungierten BNP Paribas, Bank of America, Citigroup und Deutsche Bank. Diese vier Institute begleiteten zuvor bereits den Syndizierungsprozess für die Brückenfinanzierung der Übernahme mit Bankkrediten.
Ende November vergangenen Jahres erhöhte Schaeffler ihre Offerte um 3 Euro je Aktie auf 94 Euro je Vitesco-Aktie. Damit bewertete Schaeffler das Zielobjekt mit insgesamt 3,76 Mrd. Euro. Das waren 120 Mill. Euro mehr als ursprünglich vorgesehen. Nach diesem angehobenen Preis einigten sich beide Unternehmen auf ein Abkommen über eine Verschmelzung. Rosenfeld sprach zuletzt von einem Synergiepotenzial von jährlich 600 Mill. Euro. Beide Firmen ergänzten sich auf ideale Weise. Anfang Oktober 2023 kündigte Schaeffler erstmals an, Vitesco mehrheitlich schlucken zu wollen.
Wandel der Aktien steht an
In einem zweiten Schritt will Schaeffler die börsennotierten Vorzugsaktien in Stämme wandeln. Dadurch werden diese bisher stimmrechtslosen Papiere mit den stimmberechtigten Anteilen der Unternehmerfamilie gleichgestellt. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung Anfang Februar will Schaeffler darüber abstimmen.