Schaeffler unter Preisdruck
Preisdruck ist für die Autozuliefererindustrie der Alltag. Schaeffler konnte diese Last im zweiten Quartal nach eigener Aussage mit einer Senkung der Produktionskosten aber nicht ausgleichen. Das Unternehmen musste deshalb die Vorhersage für die Umsatzrendite korrigieren.jh München – Mit der Warnung vor einem schwächeren Jahresergebnis hat Schaeffler am Dienstag die Aktienkurse der europäischen Autozulieferer unter Druck gebracht. Das Unternehmen in Herzogenaurach bei Nürnberg erwartet für 2017 eine Umsatzrendite von nur noch 11 bis 12 % – bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern (Ebit) und Sondereffekten. Bisher hatte Schaeffler eine Marge von 12 bis 13 % in Aussicht gestellt.Der börsennotierte Familienkonzern begründet die Korrektur mit einer “deutlich schwächeren Ergebnisentwicklung im zweiten Quartal” – unter anderem wegen eines erhöhten Preisdrucks im Automobilgeschäft. Schaeffler sei es nicht gelungen, mit einer weiteren Senkung der Produktionskosten diesen Druck auszugleichen, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld in einer Telefonkonferenz.Zudem berichtete das Unternehmen von gestiegenen Entwicklungskosten und Vorleistungen aufgrund zusätzlicher Projekte für die Elektromobilität. Auch habe es Lieferengpässe mit Ersatzteilen in einem Logistikzentrum gegeben. In der Sparte Industrie entwickle sich das Ergebnis dagegen wie erwartet.Der Aktienkurs von Schaeffler sackte am Dienstag ab. Zum Handelsschluss lag er bei 12,51 Euro und mit einem Minus von 12,8 % auf dem Tagestiefstand. Erstmals seit sieben Monaten rutschte der Kurs wieder unter den Emissionspreis vom April 2016 (13,10 Euro).Rosenfeld sagte, die gesamte Autozuliefererindustrie stehe unter Preisdruck, vor allem von großen Kunden. Die LBBW vermutet, dass besonders VW diesen ausübt. Der Wettbewerber Continental, an dem Schaeffler mit 46 % beteiligt ist, bestätigte indes seine Gewinnprognose für dieses Jahr. Der Margendruck sei unverändert hoch – für das Unternehmen in Hannover also nichts Neues. Dennoch sank der Aktienkurs von Conti um 3,3 % auf 191,35 Euro.Auch Faurecia (Frankreich) und GKN (Großbritannien) verloren an der Börse an Wert – ebenso Leoni, der Nürnberger Hersteller von Bordnetzen und Kabeln. Der Preisdruck habe sich nicht verschärft, sondern sei unverändert, berichtete ein Sprecher von Leoni. Das Geschäft liege voll im Plan. Der Aktienkurs des Unternehmens gab um 3,7 % auf 46,55 Euro nach. Weniger Cash-flowDas Umfeld für die Zuliefererbranche könnte nach Ansicht des Analysehauses Kepler Cheuvreux schwieriger werden. Die Investmentbank Jefferies erwartet Bedenken bezüglich der Bewertung von Zulieferern aufgrund des von Schaeffler beklagten Preisdrucks. Dagegen hält die Schweizer Bank UBS den Einfluss auf die Branche für begrenzt. Schaeffler sei überdurchschnittlich im Geschäft mit Verbrennungsmotoren aktiv, das stärker unter Preisdruck stehe, und im Segment Antriebsstrang, in dem sich der Absatz verlangsame. Valeo, Conti und Hella trifft diese Entwicklung aus Sicht der UBS nicht so stark.Schaeffler korrigierte auch die Prognose für den freien Cash-flow: Statt bisher rund 600 Mill. Euro werden für dieses Jahr nun 500 Mill. Euro erwartet. Der Umsatz soll nach wie vor währungsbereinigt um 4 bis 5 % wachsen. 2016 hatte der Konzern 13,3 Mrd. Euro erzielt.Vorläufige Ergebnisse für das erste Halbjahr 2017 kündigte Schaeffler für Mitte Juli an. Erwartet werde ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von rund 4 % und eine Ebit-Marge vor Sondereffekten von rund 11 %. Nach den 12,2 % im ersten Quartal ergeben sich daraus etwa 9,8 % für das zweite (siehe Grafik). In den ersten drei Monaten dieses Jahres sank die Marge im Automobilgeschäft um 1,1 Punkte auf 13,1 %. Der Umsatz der Sparte stieg um 8,3 % auf 2,8 Mrd. Euro.—– Wertberichtigt Seite 6