Schallende Ohrfeige für Boeing und FAA

Abschlussbericht stellt schwere Fehler fest

Schallende Ohrfeige für Boeing und FAA

wü Paris – Noch ist das Flugverbot für die 737 Max nicht aufgehoben. Doch die amerikanische FAA (Federal Aviation Administration) und die europäische EASA (European Aviation Safety Agency) haben bereits signalisiert, mit den von Boeing vorgeschlagenen Veränderungen einverstanden zu sein. Diese reichen jedoch nach Ansicht der Hinterbliebenen der bei den zwei Abstürzen 2018 und 2019 ums Leben gekommenen 346 Opfern nicht aus. Sie forderten die FAA auf, weitere Maßnahmen vorzunehmen, da die der 737 Max innewohnende aerodynamische Unbeständigkeit durch die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht angegangen werde.Die Forderung der Hinterbliebenen setzt die US-Aufsichtsbehörde zusätzlich unter Druck, nachdem der Untersuchungsausschuss des amerikanischen Repräsentantenhauses im Zusammenhang mit der 737 Max starke Vorwürfe gegen sie und Boeing erhoben hat. Der Ausschuss warf der FAA und dem Flugzeugbauer in einem am Mittwoch veröffentlichten Untersuchungsbericht zu den Abstürzen des Mittelstreckenjets schwerwiegende Fehler, Schlamperei, Vertuschungen und mangelnde Kontrolle vor. Die Abstürze der 737 Max – mit dem Modell wollte Boeing dem A320neo von Airbus die Stirn bieten – seien nicht das Ergebnis eines einzelnen Versagens, technischer Fehler oder schlecht gehandhabter Ereignisse gewesen, heißt es in dem 245 Seiten langen Abschlussbericht. Vielmehr seien eine Reihe falscher technischer Annahmen von Boeing-Ingenieuren, mangelnde Transparenz und eine unzureichende Aufsicht durch die FAA daran schuld.Der Untersuchungsausschuss hatte diese Vorwürfe bereits in einem vorläufigen Abschlussbericht im März erhoben, untermauerte sie nun aber mit weiteren Indizien. Kritisiert wird in dem Bericht auch die Art, wie die Aufsichtsbehörde bisher mit dem Flugzeugbauer zusammenarbeitete, da Boeing-Mitarbeiter einige Aufgaben der FAA übernahmen. Gleichzeitig habe Boeing zu viel Einfluss auf die FAA gehabt, heißt es in dem Bericht. Die Flugaufsicht erklärte nun, bereits mit Veränderungen reagiert zu haben. Sie sei bereit, mit dem Untersuchungsausschuss zusammenzuarbeiten, um sie umzusetzen.