Schaulaufen in Berlin
ge Berlin – Auftrieb in Berlin. Nachdem Lufthansa und andere Fluggesellschaften schon einen Blick in den Datenraum der insolventen Air Berlin geworfen haben, kommt heute auch Niki Lauda an die Spree. Am Dienstag habe er einen Termin beim Insolvenzverwalter der einstmals zweitgrößten Airline in Deutschland, sagte der Gründer des Ferienfliegers “flyniki” der Tageszeitung “Österreich”. An der 2003 auf die Startbahn geschobenen Niki beteiligte sich Air Berlin schon frühzeitig. 2011 stieg der ehemalige Formel-1-Weltmeister und Pilot Lauda komplett aus der Airline aus.Nur einen Tag später, am morgigen Mittwoch, trifft dann Hans Rudolf Wöhrl den Air-Berlin-Vorstand – unter Aufsicht des vom Gericht bestellten Sachwalters Lucas Flöther. Während Lauda “nur” seine einstige Ferienfluggesellschaft zurückhaben will, zielt der schon vor Jahren stark im Luftfahrtgeschäft engagierte Wöhrl auf die Gruppe, die er als Ganzes übernehmen will. Ebenfalls in der Stadt ist am Mittwoch auch Michael O’Leary. Doch statt den Vorstand zu treffen – er habe sich immer noch nicht bei der Airline gemeldet, versichern mehrere Beteiligte -, begnügt sich der lautstarke Chef des Billigfliegers Ryanair mit einer publikumswirksamen Pressekonferenz. “Der Kredit steht”O’Leary hatte die Lufthansa-Pläne und die Umstände der Air-Berlin-Pleite samt staatlicher Bürgschaft über 150 Mill. Euro scharf als “abgekartetes Spiel” kritisiert und auch Beschwerde beim Bundeskartellamt und bei der EU-Wettbewerbskommission eingelegt.Unterdessen macht das Insolvenzverfahren in Eigenregie erste Fortschritte. Wie mehrere Seiten bestätigten, hat der Gläubigerausschuss am vergangenen Mittwoch Roland Berger als M & A-Berater mandatiert. Die Münchner Unternehmensberater sollen den Verkaufsprozess strukturieren, koordinieren und diskriminierungsfrei über die Bühne bringen, heißt es. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann strebt eine Lösung bis Ende September an – auch deswegen, weil der staatliche Überbrückungskredit die insolvente Fluggesellschaft nur begrenzte Zeit in der Luft halten kann. Über die Details des Überbrückungskredits wird momentan laut Bundeswirtschaftsministerium noch verhandelt. Der Kredit befinde sich in der “technischen Umsetzung”, sagte eine Sprecherin des Ministeriums gestern. Ausgezahlt sei die Summe bisher nicht. Das alles sei aber im Rahmen des Zeitplans. “Der Kredit steht.” Viele InteressentenGleichzeitig mit seinem bekundeten Interesse am Rückkauf von Niki schränkte Lauda allerdings ein, dass er die Chancen eines Rückkaufs derzeit noch nicht bemessen könne, da er nicht wisse, wie sich die Air-Berlin-Tochter die vergangenen Jahre entwickelt habe. Außerdem versuche die Deutsche Lufthansa alles zu kaufen. “Das führt natürlich in meinen Augen zu einem Komplettmonopol in Österreich, weil dann gibt es nur mehr die (Lufthansa-Tochter) AUA und die Niki und die Lufthansa”, zeigte sich Lauda im ORF-Abendjournal vom Sonntag skeptisch.Anders als in der Flugbranche zu hören beteuerte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries am Wochenende, Air Berlin verhandele mit der Lufthansa, mit Easyjet – und auch mit Ryanair. “Ryanair will jetzt sogar die ganze Air Berlin kaufen”, erklärte die SPD-Politikerin. Ansonsten setze die Koalition auf rasche Ergebnisse der Übernahmegespräche bei der insolventen Air Berlin – “wir warten jetzt mal ab und hoffen, dass es schnell geht”. Auch Wöhrl komme ins Spiel und wolle die ganze Fluggesellschaft kaufen. Als Resümee sagte Zypries: “Es gibt jetzt genug Interessenten. Und wie das dann tatsächlich läuft, damit hat die Bundesregierung nix zu tun und ich persönlich auch nicht.” Noch vor Wochenfrist hatte die Ministerin allerdings erklärt, sie würde es begrüßen, wenn die Lufthansa größere Anteile von Air Berlin übernehmen würde. Die Airline äußerte sich wie üblich nicht dazu, mit welchen möglichen Partnern derzeit Gespräche geführt werden – und auch nicht dazu, wie nahe man an einer Lösung ist.—– Wertberichtigt Seite 6