M&A

Schenker baut US-Geschäft aus

DB Schenker, die Logistiktochter der Bahn, baut in den USA das Geschäft der Sparte Landverkehre mit einer Übernahme aus. Für USA Truck legt der Konzern 435 Mill. Dollar auf den Tisch. Die Gerüchte über einen Verkauf von Schenker klingen plötzlich wieder weniger eilig.

Schenker baut US-Geschäft aus

sp Berlin

Der Logistikkonzern DB Schenker, eine Tochter der Deutschen Bahn, stärkt die Sparte Landverkehr mit einem Zukauf in den USA. Für USA Truck, die in Amerika eine 1900 Lkw starke Flotte betreibt und zusammen mit 36000 aktiven Vertragstransporteuren Logistikdienste anbietet, zahlt Schenker 31,72 Dollar je Aktie in bar. Im Vergleich mit dem Schlusskurs vom Donnerstag ist das ein Aufschlag von knapp 118%. Die Aktie notierte am Freitag mit 30,75 Dollar knapp 111% im Plus. Der Wert von USA Truck liegt inklusive Barmittel und Schulden bei 435 Mill. Dollar. Im Finanzbericht von USA Truck für das erste Quartal werden die Nettoschulden des Konzerns auf knapp 150 Mill. Dollar veranschlagt.

„Der Zusammenschluss unterstreicht das gemeinsame Ziel von DB Schenker und USA Truck, führender Anbieter von Transportlösungen in Nordamerika zu werden“, heißt es in der Mitteilung zur Übernahme, für die auf Seiten von DB Schenker die US-Investmentbank Morgan Stanley als Finanzberater fungierte. Latham Watkins stand dem Logistikkonzern als Rechtsberater zur Seite. USA Truck wurde von Evercore und Scudder Law Firm beraten.

In der Logistikbranche brummte zuletzt das M&A-Geschäft. Nachdem die Aktivitäten 2020 coronabedingt in vielen Regionen abgeebbt waren, wurden im vergangenen Jahr laut PwC 322 Deals im Wert von 50 Mill. Dollar oder mehr angekündigt. Das Transaktionsvolumen lag demnach bei über 219 Mrd. Dollar und damit mehr als doppelt so hoch wie 2020. Zuletzt machte DHL mit der Übernahme von Glen Cameron Group in Australien von sich Reden.

Schenker selbst gilt als Verkaufskandidat und würde nach Einschätzung von Marktbeobachtern bis zu 20 Mrd. Euro erzielen. Bloomberg berichtete am Freitag unter Berufung auf Insider, dass die Bahn den Verkauf auf die lange Bank schiebe. Die Bahn selbst hat immer wieder betont, dass es keine Entscheidung für einen Verkauf gibt. Im vergangenen Jahr hatte Schenker mit einem Umsatz von mehr als 23 Mrd. Euro und einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 1,2 Mrd. Euro einmal mehr die Bahnbilanz gerettet.

Die Entscheidung für den Zukauf von USA Truck ist Teil einer Portfoliooptimierung bei Schenker, die den Konzern auf das Kerngeschäft fokussieren soll. In diesem Zusammenhang hatte sich das Unternehmen zuletzt von Randaktivitäten wie der Handelsgruppe MTS Group getrennt und das Geschäft mit Komplettladungen mit der Offenbacher Spedition Transa an die Schwester DB Cargo weitergereicht. Mit diesen Verkaufserlösen könne der Konzern den Zukauf von USA Truck fast zur Gänze bezahlen, wie ein Beobachter der jüngsten Transaktionsaktivitäten von Schenker vorrechnet.

„Der Landverkehr in Amerika stellt ein zunehmend wichtiger werdendes Aktivitätsfeld dar“, heißt es im Geschäftsbericht der Bahn zu den Plänen von Schenker. Neben der Bedienung der nordamerikanischen Märkte würden die Aktivitäten in Südamerika ausgedehnt. Mit dem Zukauf von USA Truck, eine der größten Übernahmen von Schenker in den vergangenen Jahren, lässt der Konzern diesen Ankündigungen nun Taten folgen. Heute ist der Konzern in Nord-, Mittel- und Südamerika mit mehr als 10000 Beschäftigten an 123 Standorten aktiv. Jetzt kommen noch einmal 2000 Beschäftigte von USA Truck hinzu. Weltweit beschäftigt Schenker mehr als 76000 Mitarbeiter an 1850 Standorten.

Die 1983 in Van Buren im Bundesstaat Arkansas als Crawford Produce gegründete USA Truck, die seit 1992 an der Börse gelistet ist, steigerte ihren Umsatz im ersten Quartal auf etwas mehr als 200 (i.V. 159) Mill. Dollar und verdreifachte das Be­triebs­ergebnis auf mehr als 18 (6) Mill. Dollar.

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