Schnelltests lassen Airlines hoffen

Erste Versuche bei Alitalia - Auch Lufthansa plant im Oktober Pilotprojekt

Schnelltests lassen Airlines hoffen

Reuters Zürich/Frankfurt/Mailand – Sie desinfizieren, sie filtern die Luft, sie bieten flexibles Buchen an – doch alle Bemühungen um sicheres Fliegen trotz Corona-Pandemie verhelfen den Airlines bisher kaum zu einer Erholung ihres vom Virus niedergeworfenen Geschäfts. Steigende Infektionszahlen, auf die die Behörden erneut mit strengeren Vorsichtsregeln reagieren, lassen die Buchungszahlen nach einem kurzen Aufrappeln im Sommer wieder abbröckeln. Jetzt setzen die Fluglinien große Hoffnungen in neue Covid-Schnelltests, die Vertrauen bei Kunden schaffen und Quarantänepflichten überflüssig machen sollen.Alitalia experimentiert mit den Antigen-Tests seit der vergangenen Woche auf einigen Flügen zwischen Mailand und Rom. Im Unterschied zu den bisher verbreiteten PCR-Tests liefern Antigen-Tests ähnlich wie ein Schwangerschaftstest ein Ergebnis schon nach rund 15 Minuten, wie etwa Hersteller Qiagen ankündigte. Sie sind zudem billiger und kosten laut dem Airline-Verband IATA rund 6 Euro. Allerdings haben sie nur eine Genauigkeit von 80 bis 90 % und nicht von mehr als 95 % wie die PCR-Tests, die erst nach mehreren Stunden ein Resultat bringen. “Das Nächste, was kommt”Der Abstrich muss genauso wie beim PCR-Test tief in der Nasenhöhle und im Rachen genommen werden, so dass die Testperson ihn nicht zuverlässig selbst benutzen dürfte. Womöglich muss aber kein medizinisches Fachpersonal zum Stäbchen greifen. Beim Pilotprojekt von Alitalia wickeln die Behörden die Tests ab, die Kosten werden über den Ticketpreis hereingeholt. Sollte sich der Einsatz bewähren, könnten sie auf weitere Inlandsstrecken und später auf internationale Verbindungen ausgeweitet werden, so Alitalia.Auch die Lufthansa plant den Einsatz von Schnelltests für Passagiere im Rahmen eines Pilotprojekts im Oktober, wie Björn Becker, Produktmanager für Digital- und Bodendienste der Airline-Gruppe, gegenüber Journalisten erklärte. “Das ist definitiv das Nächste, was kommt”, sagte er. “Unternehmen wie Abbott oder Roche bringen diese Tests auf den Markt, und wir schauen uns das an.” In einem ersten Schritt sollen sie mit einem Teil der Passagiere einzelner Transatlantikflüge erprobt werden, um Erfahrungen zur Praktikabilität für die Kunden und die Organisation beim Abflug zu sammeln. An Flughäfen in den beiden Ländern könnten dafür Testzentren eingerichtet werden.Der weitgehende Ausfall der lukrativen Transatlantikflüge reißt das tiefste Loch in die Kasse der Lufthansa. Doch ohne Aufhebung der Reisebeschränkungen zwischen Europa und den USA und internationale Vereinbarungen zum Testregime dürfte sich an der Flaute nichts ändern. Hinzu kommt, dass sich viele Geschäftsreisende aus Kostengründen und dank der mit der Pandemie eingeübten Praxis von Videokonferenzen weiter rar machen.Die IATA setzt sich deshalb bei der globalen Luftfahrtorganisation der Vereinten Nationen ICAO dafür ein, dass die Tests noch in diesem Jahr weltweit eingeführt und von allen Ankunftsländern anerkannt werden. Denn dies gebe den Fluggästen mehr Sicherheit, dass sich kein Infizierter an Bord befinde, erklärte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac.