Börsengänge

Schönheitswettbewerb: Flix sucht mit Evercore Banken für IPO aus

Mit bis zu 1 Mrd. Euro Emissionserlös wäre der Fernbusbetreiber Flix im Jahr 2023 das größte deutsche IPO, das noch vor Jahresende erfolgen könnte. Die Investorenstimmung hat sich dank des erfolgreichen 526-Mill.-Euro-Börsengangs von Thyssenkrupp Nucera verbessert.

Schönheitswettbewerb: Flix sucht mit Evercore Banken für IPO aus

Flix sucht mit Evercore die Banken für das IPO aus

“Schönheitswettbewerb” geht dem Ende entgegen – Mandate für Techem-Verkauf vergeben

cru Frankfurt

Der europäische IPO-Markt gibt weitere Lebenszeichen. Der Verkehrsdienstleister Flix SE, der die Flixbusse betreibt, wählt in den kommenden Tagen die Investmentbanken für seinen Börsengang aus. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Derweil hat der Schweizer Finanzinvestor Partners Group für den Verkauf oder Börsengang des Eschborner Heizungsablesekonzerns Techem bereits die Koordinatoren ausgewählt. Laut einem Bloomberg-Bericht handelt es sich um Goldman Sachs, UBS und Morgan Stanley.

Mit bis zu 1 Mrd. Euro Emissionserlös wäre die Flix SE 2023 das größte deutsche IPO, das noch vor Jahresende erfolgen könnte. Die Investorenstimmung hat sich dank des erfolgreichen 526-Mill.-Euro-Börsengangs von Thyssenkrupp Nucera verbessert. Der Kurs des Herstellers grüner Wasserstofftechnik ist seit dem Debüt am Freitag mit dem Ausgabepreis von 20 Euro um 20% auf 24 Euro gestiegen. Davon wird eine Wirkung als “Eisbrecher” erhofft, obwohl am Montag der kleine Energiespeicheranbieter Intilion seinen Börsengang mangels Nachfrage abgeblasen hat.

Greyhound in den USA übernommen

Begleitet wird Flix SE bei der Auswahl der IPO-Banken von Evercore. Der Investment-Banking-Berater führt dazu einen Bewerbungsprozess durch – im Fachjargon “Schönheitsparade” genannt. Alle größeren Investmentbanken bewerben sich um das IPO des Unternehmens, das beim Debüt mit 4 Mrd. Euro bewertet werden könnte.

Flix SE ist eine digitale Plattform, die sich um Technologie, Branding, Marketing und Vertrieb für regionale Bus- und Bahnbetreiber kümmert. Das Münchener Unternehmen kaufte 2021 die Greyhound-Busse in den USA. Der wichtigste Konkurrent ist das britische Unternehmen Trainline, das im Juni 2019 für 1,1 Mrd. Pfund an die Börse ging. Für Bewertungsmaßstäbe werden auch Online-Buchungsplattformen wie Airbnb als Vergleich herangezogen. Trainline-Aktien wurden beim Börsengang zu 350 Pence angeboten und stehen jetzt bei 315 Pence. Das ergibt eine Marktkapitalisierung von etwa 1,5 Mrd. Euro und ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 25 für 2023.

Umfeld alles andere als rosig

Das Umfeld für IPOs ist alles andere als rosig. Das zeigt etwa der Markt für Venture Capital: Bei Finanzierungsrunden für Jungunternehmen außerhalb der Börse sinken oftmals die Bewertungen. Bei Finanzinvestoren erfreuen sich Fortsetzungsfonds (Continuation Funds) großer Beliebtheit, da sie es Private-Equity-Fonds ermöglichen, ihre alten Unternehmensbeteiligungen in neue Fonds umzuschichten und gleichzeitig aus den alten Fonds auszusteigen, ohne einen Börsengang durchführen zu müssen.

Flix machte 2022 rund 1,5 Mrd. Euro Umsatz und nahm im Juni 2021 etwa 650 Mill. Dollar an Eigen- und Fremdkapital im Rahmen einer privaten Finanzierungsrunde auf, an der sich General Atlantic, Permira, Canyon Partners, TCV, HV Capital, Blackrock, Baillie Gifford, Silver Lake und weitere Investoren beteiligten.

Neben Flix treibt auch der Medikamentenspritzenhersteller Schott Pharma seine IPO-Vorbereitungen mit Analystengesprächen voran. Andere große deutsche Börsengänge wie der des Panzergetriebeherstellers Renk aus dem Portfolio des Finanzinvestors Triton oder der des Eschborner Heizungsablesekonzerns Techem, die mit bis zu 8 Mrd. Euro bewertet wird, dürften wahrscheinlich erst in der ersten Hälfte des Jahres 2024 erfolgen.

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