IAA MobilityAutoindustrie

Scholz verspricht Schub bei E-Ladestationen

Zum Auftakt der IAA verkündete Bundeskanzler Olaf Scholz eine Gesetzesinitiative, um das Netz von E-Ladestationen in Deutschland deutlich auszuweiten. Zugleich warb er für mehr Gelassenheit in Bezug auf die gesteigerten Aktivitäten chinesischer Autobauer.

Scholz verspricht Schub bei E-Ladestationen

Bund will E-Ladestationen vorantreiben

Kanzler kündigt zur IAA Gesetzesinitiative an – Wegfall von staatlichen Prämien für gewerbliche Halter treibt E-Auto-Verkäufe

sck München

Zur offiziellen Eröffnung der IAA Mobility hat Bundeskanzler Olaf Scholz eine Initiative zum Ausbau von Ladestationen für E-Autos angekündigt. "Wir werden als erstes Land in Europa in den nächsten Wochen ein Gesetz auf den Weg bringen, mit dem die Betreiber von 80% aller Tankstellen dazu verpflichtet werden, Schnelllademöglichkeiten mit mindestens 150 Kilowatt für E-Autos bereitzustellen", sagte der SPD-Politiker in München. Zudem werde die staatliche Förderbank KfW im Herbst ein Programm aufsetzen, das die Installation von privaten Ladestellen in Kombination mit Solaranlagen und Speichern fördere, ergänzte er. Derzeit gebe es 90.000 öffentliche und 700.000 private Ladestationen. 300.000 weitere private Stationen seien in Planung.

Scholz warb erneut für das Ziel, insgesamt 15 Millionen E-Autos bis 2030 auf deutsche Straßen zu bringen. Branchenkenner befürchten aber, dass diese Vorgabe nicht erreicht werden kann. Sie argumentieren, dass die Preise für E-Autos relativ hoch seien. Breite Käuferschichten könnten sich das nicht leisten. Zudem seien die Reichweiten noch nicht überzeugend. Die Präsidentin des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, warnte indes, die Politik müsse die Rahmenbedingungen für die Autobranche verbessern. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte vom Bund erneut die Einführung eines Industriestrompreises. Zur IAA kündigten Volkswagen, die deutsche Stellantis-Tochter Opel und Renault für die kommenden Jahre günstige Einstiegsmodelle an.

VW gibt Preisnachlässe

Unterdessen räumte VW ein, auf dem hart umkämpften chinesischen Automarkt ebenfalls Preisnachlässe zu gewähren. Das im vergangenen Jahr für die Fahrzeuge des modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB) aufgelegte Kostensenkungsprogramm zahle sich inzwischen aus, sagte China-Vorstand Ralf Brandstätter der Nachrichtenagentur Reuters. "Diese Vorteile haben wir beispielsweise beim ID.3 direkt an unsere Kunden weitergegeben. Seinen Worten zufolge sind das "zeitlich befristete Aktionen". Rentabilität habe "höchste Priorität". "Wir werden deshalb auch nicht um jeden Preis Elektrofahrzeuge in den Markt drücken", so Brandstätter. In China herrscht ein Verdrängungswettbewerb, der über die Preise ausgetragen wird. VW befindet sich dadurch unter Zugzwang.

Die VW-Vorzugsaktie setzte ihren Rutsch am Dienstag um bis zu 1,7% auf 106,44 Euro fort und markierte damit ein weiteres Tief seit April 2020. Der Abwärtstrend hatte sich am vergangenen Freitag beschleunigt, nachdem sich die UBS skeptisch geäußert und die Anlageempfehlung für das VW-Papier von "Neutral" auf "Verkaufen" bei einem von 135 auf 100 Euro reduzierten Kursziel herabgesetzt hatte. Der Gegenwind, dem Volkswagen auch in Europa durch chinesische Elektroautos ausgesetzt sei, werde unterschätzt, so die Schweizer Großbank.

Derweil ist der Anteil reiner Elektroautos an den Neuzulassungen in Deutschland im August deutlich gewachsen. 86.649 batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge (BEV) entsprachen einem Anteil von 31,7%, wie aus der jüngsten Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervorgeht. Das ist mehr als das Doppelte des Vorjahreswertes und gemäß der Beratungsgesellschaft EY der zweithöchste je in einem Monat erreichte Anteil. Im Dezember 2022 war die Quote etwas höher. Seinerzeit waren besonders viele Stromer neu zugelassen worden, um noch in den Genuss der höheren staatlichen Förderung zu kommen. Letztere änderte sich zum Jahreswechsel. EY verweist auf einen ähnlichen Effekt hinter dem jüngsten Schub: Das starke Wachstum sei in erster Linie auf Last-Minute-Neuzulassungen gewerblicher Halter zurückzuführen. Zum 1. September war die staatliche Förderung für sie ausgelaufen.

Zum Auftakt der IAA verkündete Bundeskanzler Olaf Scholz eine Gesetzesinitiative, um das Netz von E-Ladestationen in Deutschland deutlich auszuweiten. Zugleich warb er für mehr Gelassenheit in Bezug auf die gesteigerten Aktivitäten chinesischer Autobauer. Neue Anbieter belebten den Wettbewerb.

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