Schott Pharma auf Rekordtief nach schwachen Zielvorgaben
Schott Pharma auf Rekordtief nach schwachen Zielvorgaben
Der Pharmazulieferer Schott Pharma kämpft weiter mit der aktuellen Marktunsicherheit. Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 fällt entsprechend verhalten aus und bleibt hinter den Markterwartungen zurück. Unternehmenschef Andreas Reisse bezeichnete das neue Geschäftsjahr als „Übergangsjahr“. Allerdings ruderte das Unternehmen auch bei den Mittelfristzielen zurück. An der Börse kommt dies gar nicht gut an.
Analyst Pallav Mittal von Barclays attestiert dem Pharmaverpackungshersteller Eckdaten im Erwartungsrahmen. Aufstoßen dürfte aber, dass das bis Ende September laufende neue Geschäftsjahr ein Übergangsjahr werde und die mittelfristigen Ziele gesenkt wurden, so der Experte. Kurzfristiger Gegenwind im Bereich Drug Delivery Systems (DDS) sei auch keine gute Nachricht für die Konkurrenten Gerresheimer und Ypsomed.
Laut Olivier Calvet von UBS liegt der Ausblick 2026 unter den Erwartungen. Der operative Gewinnkonsens dürfte um 11 % sinken. Die Nachfrageschwäche bei Glasspritzen sei neu. Es stelle sich die Frage, ob sie kundenspezifisch sei.
Im seit Oktober laufenden Geschäftsjahr dürfte der Erlös währungsbereinigt um 2 bis 5 % wachsen, teilte Schott Pharma weiter mit. Für die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) gehen die Mainzer von rund 27 % aus. Am Markt werden den Angaben zufolge allerdings ein Umsatzplus von gut 8 % sowie eine operative Marge von fast 29 % erwartet.
Ausblick kassiert
Zudem ruderte das Unternehmen beim mittelfristigen Ausblick zurück. Für die Geschäftsjahre 2027 bis 2029 soll im Schnitt ein jährliches Umsatzwachstum von 6 bis 8 % erzielt werden. Die operative Marge soll sich in Richtung 30 % bewegen. Zuletzt war noch ein mittleres jährliches Umsatzplus von mehr als 10 % sowie eine Marge im niedrigeren 30er-Prozentbereich erwartet worden.
„Insbesondere im Segment Drug Delivery Systems hält der Gegenwind kurzfristig an“, erklärte Schott-Pharma-Chef Reisse. Denn die veränderte Markteinschätzung eines wichtigen Kunden führe zu einer geringeren Nachfrage nach Glasspritzen.
Mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2024/25 erreichte das Unternehmen auf Basis vorläufiger Resultate währungsbereinigt ein Umsatzplus von 5,8 % auf gut 986 Mill. Euro. Damit schaffte das Unternehmen in etwa die zuvor gesenkte Prognose eines Erlöswachstums aus eigener Kraft von ungefähr sechs Prozent. Die operative Marge kletterte währungsbereinigt von 26,9 auf 28,4 %. Das entspricht einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von gut 280 Mill. Euro.
Die detaillierten Zahlen will das Management um Noch-Chef Andreas Reisse am 11. Dezember veröffentlichen. Anfang Mai 2026 wird Christian Mias das Ruder bei Schott Pharma übernehmen.
30 % an Wert verloren
Schwache Ziele von Schott Pharma haben die Aktien am Freitag auf ein Rekordtief von 17,10 Euro zurückgeworfen. Die Papiere des Pharmazulieferers verloren 2025 damit etwa ein Drittel und gehören zu den schwächsten SDax-Werten. Gerresheimer-Aktien ließen die Nachrichten derweil kalt.
Im Jahresverlauf hat sie rund 30 % an Wert verloren.
Der Mainzer Spezialglashersteller Schott hatte seine Pharmasparte im September 2023 zu einem Ausgabepreis von 27 Euro je Papier an die Börse gebracht. Bis Anfang 2024 ging es dann bis auf gut 43 Euro nach oben, seither hat der Abwärtstrend Bestand.
2026 ein Übergangsjahr
Schott Pharma kämpft weiter mit der Marktunsicherheit. 2026 werde „ein Übergangsjahr sein, in dem wir uns in einem herausfordernden Marktumfeld bewegen und die nächste Wachstumsphase vorbereiten“, hieß es am Vorabend vom Chef Andreas Reisse.
Analyst Olivier Calvet von der Bank UBS reduzierte die Schätzungen für den Umsatz und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2026 bis 2028 im Schnitt um 11 respektive 16 %. Er senkte das Kursziel von 28,80 auf 24,70 Euro, hielt aber an der Empfehlung „Buy“ fest.
Auch Experte Charles Weston von der kanadischen RBC äußerte sich negativ. So schwach wie der Wachstumsausblick jetzt ausgefallen sei, habe er ihn auch in seiner skeptischen Analyse zwei Tage zuvor nicht erwartet, schrieb er. Der Gewinnkonsens für 2029 liege jetzt 26 % zu hoch.
