Börsengänge

Schott Pharma injiziert vor IPO gute Zahlen

Schott Pharma profitiert vom Boom der Anti-Fettleibigkeitsmedikamente. "Ein Börsengang noch in diesem Jahr ist nach wie vor möglich", sagte Finanzchefin Almuth Steinkühler der Börsen-Zeitung.

Schott Pharma injiziert vor IPO gute Zahlen

Im Gespräch: Almuth Steinkühler

Schott Pharma reif für baldiges IPO

Finanzchefin: Ein Börsengang noch in diesem Jahr ist nach wie vor möglich

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Die Geschäfte bei Schott Pharma, die ihren Börsengang laut Finanzkreisen für September plant, laufen gut. So stieg der Umsatz im ersten Geschäftshalbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 13% auf 449 Mill. Euro, das Betriebsergebnis (Ebitda) kletterte noch etwas deutlicher um knapp 17% auf 132 Mill. Euro, wie das Unternehmen aus Mainz am Donnerstag mitteilte. Die entsprechende operative Marge erhöhte sich um 1 Prozentpunkt auf 29,4%.

Schott Pharma ist eine Tochter des Spezialglaskonzerns Schott AG und produziert mit 4.700 Beschäftigten unter anderem Spritzen, Fläschchen, Ampullen und andere Verpackungen für die Pharmaindustrie und profitiert von dem Trend, dass die Kunden aus der Pharmaindustrie immer mehr ihrer Medikamente in vorbefüllten Glasspritzen verkaufen – etwa bei Insulinen, mRNA-Therapien und anderen biologisch hergestellten Medikamenten.

Spritze für mRNA-Therapien

„Wir haben die einzige Spritze am Markt, die die mRNA-Anforderungen erfüllt“, sagte Finanzchefin Almuth Steinkühler der Börsen-Zeitung. „Damit sind wir gut positioniert für entsprechende Grippeimpfstoffe, die es in kurzfristig anpassbarer Zusammensetzung geben wird“, erklärt die 41 Jahre alte Managerin, die zuvor für Continental und Thyssenkrupp arbeitete.

„Auch im neu entstehenden und stark wachsenden Markt für Antifettleibigkeitsmedikamente haben wir Lieferverträge mit den führenden Herstellern aus den USA und Europa“, kündigte Steinkühler an. Produzenten solcher Abnehm-Spritzen, die vor einem regelrechten Boom stehen, da ein Siebtel der Weltbevölkerung als übergewichtig gilt, sind beispielsweise Eli Lilly aus den USA und Novo Nordisk aus Dänemark. Auch das Geschäft beim Schott-Pharma-Wettbewerber Gerresheimer wird bereits von dem neuen Trend angeheizt.

Schott Pharma fühlt sich bereit für IPO

Zu den Plänen für ein IPO im Jahr 2023, das laut Finanzkreisen ab Juli durch Gespräche mit Analysten vorbereitet werden soll, sagte Finanzchefin Steinkühler: „Ein Börsengang noch in diesem Jahr ist nach wie vor möglich. Nach dem Carveout im August 2022 haben wir auch den Aufsichtsrat mit unabhängigen Personen besetzt. Damit sind wir bereit.“

Ob der Startschuss fällt, dürfte auch davon abhängen, wie das IPO der Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera verläuft. Hier werden voraussichtlich am kommenden Montag (26. Juni) die Bücher zur Zeichnung der Aktien geöffnet.

Beim geplanten Börsengang könnte die Schott AG rund 30% der Anteile an Schott Pharma abgeben. Der Wert des Tochterunternehmens wird auf 3 Mrd. bis 4 Mrd. Euro geschätzt. Als globale Koordinatoren für das IPO wurden bereits die Deutsche Bank, die Bank of America und BNP Paribas mandatiert, heißt es in Finanzkreisen.

IPO soll Flexibilität steigern

Ähnlich wie Schott Pharma aufgestellte Unternehmen, die als vergleichbare börsennotierte Wettbewerber gelten, sind Stevanato aus Italien und West Pharma aus den USA. Der Kurs von Stevanato, die in den USA notiert ist, hat sich seit Dezember verdoppelt. Bei West Pharma ging es im selben Zeitraum um rund die Hälfte nach oben.

Anders als der deutsche Konkurrent Gerresheimer braucht Schott Pharma kein frisches Eigenkapital, um neue Fabriken zu bauen. „Wir brauchen das IPO nicht zur Finanzierung unserer Wachstumspläne. Dafür genügt der operative Cashflow. Eine Börsennotierung würde uns jedoch in Zukunft mehr Flexibilität verschaffen, zum Beispiel für weiteres Wachstum“, sagte die Finanzchefin.

Zur Diskussion um eine Entkoppelung von China angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen erklärte Steinkühler: „Wir planen keinerlei Rückzug aus China. Wir haben dort eine hervorragende Marktposition und wollen das nicht aufgeben.“

Schott Pharma profitiert vom Boom der Anti-Fettleibigkeitsmedikamente. “Ein Börsengang noch in diesem Jahr ist nach wie vor möglich”, sagte Finanzchefin Almuth Steinkühler der Börsen-Zeitung. Das Unternehmen brauche das IPO aber nicht für die Wachstumspläne. Die lassen sich aus dem Cashflow finanzieren

Im Februar 2022 wechselte Almuth Steinkühler von Thyssenkrupp zu Schott. Seit dem Carve-out der Pharmasparte ist die 41-Jährige deren Finanzchefin.