Pharmazulieferer

Schott Pharma warnt vor schwachen Verkäufen von Spritzen – Aktie verliert 15%

Der Mainzer Pharmazulieferer hat die Erwartungen an das kommende Geschäftsjahr wegen reduzierter Verkäufe von Spritzen gedämpft. Die Marktdynamik sei zwar langfristig intakt. An der Börse zeigen sich Anleger dennoch schwer enttäuscht.

Schott Pharma warnt vor schwachen Verkäufen von Spritzen – Aktie verliert 15%

Der Pharmazulieferer Schott Pharma dämpft die Erwartungen an das kommende Geschäftsjahr wegen reduzierter Verkäufe von Spritzen an einen Großkunden. Der Umsatz dürfte währungsbereinigt in dem am 1. Oktober startenden Geschäftsjahr 2024/25 um einen hohen einstelligen bis niedrig zweistelligen Prozentsatz zulegen, teilten die Mainzer am Dienstagabend überraschend mit. Das sei weniger als der Markt dem SDax derzeit zutraue. Die von Bloomberg befragten Analysten gehen im Schnitt im kommenden Geschäftsjahr bisher von einem Umsatzplus von rund 17% aus.

Die Aktie brach am Mittwoch um mehr als 15% auf 31,68 Euro ein. Schott Pharma ist erst Ende September mit 27 Euro an der Börse gestartet. Seitdem ging es zunächst überwiegend aufwärts bis auf ein Rekordhoch bei 43,40 Euro Ende Februar. Durch den Kursrutsch zur Wochenmitte fällt die Aktie auf das Niveau von Januar zurück. Seit Jahresbeginn steht nun ein Minus von mehr als 4% zu Buche.

Auswirkungen auch auf die Marge

Auch die Profitabilität gemessen an der Marge des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen dürfte weniger steigen als gedacht, hieß es von Schott. Für das kommende Jahr hatten die Experten bislang einen Anstieg auf eine operative Marge von rund 29% auf dem Zettel. Ursache für die erwartete Entwicklung sei die reduzierte Abnahme von Spritzen durch einen großen Kunden.

Laut Jefferies-Analyst James Vane-Tempest handele es sich bei dem Großkunden um ein Unternehmen aus dem MRNA-Bereich. Mit der enttäuschenden Gewinnwarnung von Schott könne sich der Fokus der Anleger nun auch auf Gerresheimer richten, obwohl der Spezialverpackungshersteller kaum im mRNA-Segment aktiv sei. Die Gerresheimer-Aktie verlor im MDax rund 1,6%.

Insbesondere die mRNA-Technologie gilt als Hoffnungsträger in der Medizin. Sie setzt an den Bauplänen körpereigener Eiweiße an. Bekannt wurde sie bei Impfstoffen in der Corona-Pandemie. Die Forschung zu mRNA entwickelt sich schnell und eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin.

Mittelfristziele bestätigt

Die schwächeren Verkäufe von Spritzen können nach Angaben von Schott zunächst nicht durch andere Geschäftsbereiche ausgeglichen werden. Branchenweit würden Kunden nur geringe Bestände von Fläschchen in ihren Lagern aufbauen, hieß es weiter. Dieser Effekt folge auf den vorübergehenden Abbau von Lagerbeständen. Langfristig sei die Marktdynamik aber intakt, deshalb bestätigte der Pharmazulieferer seine Mittelfristprognose trotz der temporären Effekte im kommenden Geschäftsjahr.

Auch das laufende Jahr bis Ende September soll so ausfallen, wie bisher in Aussicht gestellt. Hier rechnet das Management auf vergleichbarer Basis mit einem Umsatzplus von 9 bis 11%. Davon soll ein ähnlich großer Anteil als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig bleiben wie im Vorjahr (26,6%).

Im zweiten Quartal legte der Umsatz bei Schott Pharma derweil um 5% auf 234 Mill. Euro zu. Das operative Ergebnis brach hingegen vor allem wegen Währungseffekten um 35% auf 44 Mill. Euro ein.

„Wir sind überzeugt, dass die langfristigen Wachstumstreiber im Markt intakt sind und wir mit unserer Strategie gut aufgestellt sind, um weiterhin davon zu profitieren“, sagte Finanzchefin Almuth Steinkühler laut Mitteilung.

Die detaillierten Quartalszahlen will das Unternehmen am 27. Juni vorlegen.