Medien

Senderfusion in Frankreich steht vor dem Aus

Die französische Kartellbehörde funkt dazwischen: Nur unter hohen Auflagen werde die Fusion der TV-Sendergruppen TF1 und M6 erlaubt. Bouygues und RTL wollen das nicht akzeptieren.

Senderfusion in Frankreich steht vor dem Aus

ab/wü Köln/Paris – Die vor gut einem Jahr eingestielte Fusion der beiden französischen Sendergruppen TF 1 und M6 droht zu scheitern. Die französische Kartellbehörde macht in einer vorläufigen Stellungnahme erhebliche wettbewerbsrechtliche Bedenken geltend, wie die RTL Group, Mehrheitsaktionärin von M6, mitteilte. Der Chef des Fernsehsenders M6 hatte die Bombe kurz zuvor bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse platzen lassen. Die von den Wettbewerbshütern ins Spiel gebrachten Auflagen – im Fokus steht der TV-Werbemarkt – seien derart hoch, dass sich der Zusammenschluss nicht mehr lohnen würde.

Bouygues, der Hauptaktionär von TF 1, und RTL, die bei M6 die Kon­trolle ausübt, hatten im Mai 2021 ihre Fusionspläne bekannt gegeben. Entstehen sollte ein französischer Medien-Champion mit einem Umsatz von 3,4 Mrd. Euro, der den Tech-Plattformen aus den USA Paroli bieten sollte. Allerdings war von Anbeginn klar, dass die kartellrechtlichen Hürden hoch sind, da die fusionierte Sendergruppe in Frankreich beim Zuschaueranteil auf 41% und beim TV-Werbemarkt sogar auf einen Marktanteil von 75 % käme. TF1 und M6 plädieren deshalb dafür, zusätzlich zur Fernsehwerbung auch den Werbemarkt im Internet zugrunde zu legen. Dadurch würde sich ihr Marktanteil laut Schätzungen von „Le Monde“ auf 42 % verringern.

Der erste Bericht greife zwar nicht dem Abschlussbericht der Wettbewerbsbehörde vor, spreche jedoch dagegen, erklärte M6-Chef Nicolas de Tavernost nun. Der Bericht schlage wegen der befürchteten Wettbewerbsprobleme Maßnahmen vor, die es nicht ermöglichten, ein kohärentes industrielles Projekt aufzubauen, sagte der designierte Chef der geplanten Sendergruppe.

Um den gesetzlichen Vorgaben für die Konzentration von Medien zu entsprechen, hatten TF1 und M6 bereits angekündigt, die Sender TFX und 6ter an die Altice-Gruppe zu verkaufen und die Frequenz von Paris Première auf dem DTT-Netz (Digital Terrestrial Television) frei zu machen. TF1 hat zudem gerade ihre Onlinemedien (u. a. Aufeminin, Marmiton und Doctissimo) an Reworld Media abgetreten und sich von Internet-Marketingaktivitäten getrennt. Man wolle am Fusionsvorhaben festhalten, teilte TF1-Mutter Bouygues mit. Man werde der Wettbewerbsbehörde innerhalb von drei Wochen auf den vorläufigen Bericht antworten. Die Anhörungen vor dem Kolleg der Kartellbehörde seien für den 5. und 6. September angesetzt.

Die Wettbewerbsbehörde, die seit Januar von dem früheren Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) Benoît Cœuré geleitet wird, dürfte im Oktober ihr abschließendes Urteil abgeben, heißt es in Paris. Danach muss sich noch die für die audiovisuelle Branche zuständige Aufsicht Autorité de régulation de la communication audiovisuelle et numérique zu dem gewünschten Zusammenschluss äußern. Sie steht ihm eher positiv gegenüber, genau wie die französische Regierung.