Kohlefasern

SGL Carbon erwartet Stabilisierungsjahr

Der Kohlefaserspezialist SGL stimmt für 2023 auf stagnierende Erlöse ein, und auch für den operativen Ertrag sind keine Sprünge zu erwarten. Der CFO spricht von einem Investitions- und Stabilisierungsjahr.

SGL Carbon erwartet Stabilisierungsjahr

hek Frankfurt – Der Kohlefaserspezialist SGL Carbon blickt mit Vorsicht auf das laufende Geschäftsjahr. Der Umsatz werde auf dem Vorjahresniveau von 1,14 Mrd. Euro verharren, und auch die Spanne für das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) oszilliert mit 160 Mill. bis 180 Mill. Euro um den 2022er Wert von 172,8 Mill. Euro.

Wie SGL mitteilt, schlagen auf der Kostenseite die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie deutliche Lohnsteigerungen durch. In den USA hat SGL den Standort Gardena geschlossen, der für 30 Mill. Euro Umsatz steht. Zudem wirkt sich der Wegfall des Liefervertrags für das Elektroauto i3 erstmals ganzjährig aus. BMW hat die i3-Produktion im Sommer 2022 eingestellt. Dem steht die rege Nachfrage nach Spezialgrafit für Halbleiter-, Solar- und LED-Industrie gegenüber. Hinzu kommen „Preisinitiativen“. Die Wiesbadener wollen 2023 einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investieren, um vor allem dem wachsenden Bedarf an Spezialgrafit für Hochleistungshalbleiter nachzukommen. Dabei werden laut CFO Thomas Dippold Beträge, die über die Abschreibungen hinausgehen, von Kunden finanziert.

Vorstandschef Torsten Derr sieht 2023 als Stabilisierungsjahr, in dem man das Erreichte halten wolle. Die 2022er Zahlen bestätigten die „erfolgreiche Transformation“. SGL sei heute eine neue Firma, sagt Derr in der Pressekonferenz. Ende 2022 hatte der krisengebeutelte Konzern seine zwei Jahre zuvor aufgelegte Restrukturierung abgeschlossen.

Mittelfristig, also bis 2027, soll die Marge auf 18 bis 19 % des Umsatzes klettern. 2022 waren es 15,2 %. Damit habe SGL die 2020 aufgestellten Mittelfristziele für 2025 bereits nahezu erreicht, sagt  Derr. Das Umsatzwachstum bis 2027 veranschlagt SGL auf 8% im Jahr, die Gewinnausweitung auf 14%, so dass die Erlöse dann 1,5 Mrd. bis 1,6 Mrd. Euro und das bereinigte Ebitda zwischen 270 Mill. und 300 Mill. Euro erreichen würden.

Die Investmentbank Stifel Europe macht geltend, dass das Ebitda im Schlussquartal 2022 mit 37 Mill. Euro klar unter den Erwartungen geblieben sei. Daher habe der Konzern nur das untere Ende der (erhöhten) Jahresprognose erreicht.

Fortschritte macht SGL bei den Finanzrelationen. Ende 2022 standen noch 170,8 Mill. Euro Nettofinanzschulden in den Büchern, 17,2 % weniger als ein Jahr zuvor. Die Eigenkapitalquote kletterte auf 38,5 % – 2020 waren es 17,5 %. Die Ratingagentur Moody’s hat ihre Einstufung von „B3“ auf „B2“ angehoben, womit das Rating aber weiter im hochspekulativen Bereich liegt. Ein Wermutstropfen ist der von 111,5 Mill. auf 67,8 Mill. Euro ge­schrumpfte Free Cashflow, wobei der Rückgang zum Teil mit Grundstücksverkäufen im Vorjahr zusammenhängt.

Im Nettoergebnis kommen Erträge aus Bewertungsanpassungen auf latente Steuern zum Tragen, so dass unter dem Strich 126,9 (2021: 75,4) Mill. Euro Gewinn stehen. Der Steuerertrag wird mit „der guten Geschäftsentwicklung verbunden mit positiven Ertragsaussichten in den USA“ begründet.

Das Auslaufen des als margenstark klassifizierten i3-Auftrags schlägt sich im Segment Carbonfasern in einem Gewinnrückgang um ein Fünftel auf 43,2 Mill. Euro nieder.