Shop Apotheke ordnet zügiger Markterschließung alles andere unter
Von Annette Becker, DüsseldorfDie Shop Apotheke hat ihre Ziele im abgelaufenen Turnus erreicht. Der Umsatz erhöhte sich – nicht zuletzt dank der Übernahme der belgischen Online-Apotheke Farmaline – um 41 % auf 177 Mill. Euro. Allein im vierten Quartal gelang ein Erlössprung um 52 %. Finanzchef Ulrich Wandel sieht in dieser Entwicklung die Bestätigung der Strategie, mit dem Börsengang die erforderlichen Mittel für die zügige Expansion einzusammeln. “Geschwindigkeit ist für uns das A und O”, betont der Manager im Gespräch. Das Ziel, sich in den europäischen Kernmärkten zum Marktführer aufzuschwingen, sei so gut wie erreicht.Zwar beschränkt sich die Marktpräsenz des Versandhändlers für rezeptfreie Medikamente und apothekenpflichtige Kosmetika derzeit auf sieben Märkte – neben Deutschland handelt sich um Österreich, Frankreich, Italien, Spanien und Belgien und die Niederlande. Diese aber deckten 80 % des Online-Handels mit den OTC-Produkten ab. Von daher sieht Wandel auch keine Notwendigkeit, den Markteintritt in anderen Ländern zu forcieren. Zu groß sei die Gefahr, sich zu verzetteln.Doch obgleich die niederländische Gesellschaft, die im Herbst 2016 an die Frankfurter Börse ging, keine weiteren Akquisitionen auf dem Schirm hat, war der Kauf der belgischen Farmaline ein maßgeblicher strategischer Schritt. Denn die belgische Versandapotheke, die seit dem vierten Quartal 2016 konsolidiert wird, war außer in ihrem Heimatmarkt auch in Italien und Spanien präsent. “Die Übernahme von Farmaline hat unser Wachstum in Europa um rund zwei Jahre beschleunigt”, weiß Wandel und verweist auf den Markteintritt in Frankreich, der viel Zeit in Anspruch nahm.Zwar hat die Shop Apotheke den operativen Verlust 2016 noch einmal ausgeweitet, das war jedoch geplant. Auch im laufenden Turnus wird auf Ebene des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Verwaltungskosten mit Verlust operiert, doch soll sich die auf diese Kennziffer berechnete Umsatzrendite auf – 2 bis – 3 % verbessern nach – 3,3 % im zurückliegenden Turnus.Zugleich geht Wandel davon aus, das Wachstum 2017 noch einmal zu beschleunigen. Konkret wird mit einem Umsatzplus zwischen 45 und 55 % gerechnet. Damit Hand in Hand würden weitere Marktanteilsgewinne gehen, räumen die Berater von Sempora dem Online-Pharmamarkt in Kontinentaleuropa im Zeitraum 2016 bis 2018 doch nur ein Wachstum von 24,7 % jährlich ein.”Die Anteilsentwicklung des Online-Handels in Deutschland und Österreich zeigt, in welche Richtung der E-Commerce mit OTC-Produkten auch in unseren anderen Kernmärkten geht”, ist Wandel überzeugt. In Deutschland, wo E-Commerce mit OTC-Produkten schon seit 2004 erlaubt ist, liege der Anteil heute bei 15 %. In Österreich seien es inzwischen 5 %, obwohl der Online-Handel mit rezeptfreien Medikamenten dort erst seit 2015 erlaubt ist. Entsprechend groß ist hierzulande aber auch der Wettbewerb, abzulesen am Marktanteil des Marktführers Shop Apotheke von 17 %. In Österreich liegt der Marktanteil dagegen bei 40 %.Im Vergleich zu stationären Apotheken kann die Shop Apotheke mit Kampfpreisen antreten, kauft sie aufgrund der großen Einkaufsvolumina doch deutlich günstiger ein als die Wettbewerber. “Stationäre Apotheken erwirtschaften eine Bruttomarge von rund 24 % und eine Ebit-Marge von rund 6 %. Das ist unsere Benchmark”, gibt Wandel die Richtung vor. Bis es so weit ist, dürften aber noch Jahre vergehen. Denn bei aller Freude über das rasante Wachstum hüllt sich Wandel in Schweigen, wenn es um das Erreichen der Gewinnschwelle geht. Stattdessen verweist er auf das Research der Konsortialbanken. Citi geht beispielsweise davon aus, dass der Break-even nicht vor 2019 erreicht wird. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs, der mit 27,50 Euro unter dem Emissionspreis von 28 Euro liegt.