Hauptversammlung

Showdown im Kampf um Disney

Auf der Hauptversammlung von Disney gipfelt der Konflikt zwischen CEO Bob Iger und dem Aktivisten Nelson Peltz. Die aktuellen Direktoren des Mickey-Mouse-Konglomerats haben im teuersten Stimmrechtskonflikt aller Zeiten wohl die Nase vorn, doch das Rennen dürfte bis zum Schluss eng bleiben.

Showdown im Kampf um Disney

Showdown im Kampf um Disney

CEO Iger und Verbündete vor Hauptversammlung gegen Aktivisten im Vorteil – Teuerster Stimmrechtskonflikt aller Zeiten

Auf der Hauptversammlung von Disney gipfelt der Konflikt zwischen CEO Bob Iger und dem Aktivisten Nelson Peltz. Die aktuellen Direktoren des Mickey-Mouse-Konglomerats haben im teuersten Stimmrechtskonflikt aller Zeiten wohl die Nase vorn, doch das Rennen dürfte bis zum Schluss eng bleiben.

xaw New York

Vor der zukunftsweisenden Hauptversammlung von Disney am Mittwoch bahnt sich ein Coup für CEO Bob Iger an. Denn im Ringen um Aktionärsstimmen befinden sich der Vorstandschef des Entertainment-Riesen und die aktuellen Mitglieder des Verwaltungsrats gegenüber aktivistischen Investoren Stand Dienstag im Vorteil. So waren bereits zu Wochenbeginn mehr als die Hälfte der Aktionärsstimmen abgegeben – Milliardär Nelson Peltz, der mit seinem Hedgefonds Trian zwei Sitze im Kontrollgremium beansprucht, würde nach der aktuellen Verteilung laut Insidern mit seinen Plänen scheitern.

Bis zum Abschluss der Hauptversammlung steht allerdings ein enges Rennen bevor. Denn nicht nur die noch ausstehenden Stimmen dürften ins Gewicht fallen. Auch bei bereits abgegebenen Vota können Aktionäre umschwenken. Noch in der vergangenen Woche lag Peltz in seinem Duell mit Direktorin Maria Elena Lagomasino vorn, zu diesem Zeitpunkt waren allerdings erst 20% der Stimmen abgegeben. Ex-Disney-Finanzchef Jay Rasulo, für den der Aktivist einen zweiten Verwaltungsratssitz beansprucht, hinkte indes schon damals hinterher.

Disney-Chef Bob Iger hat mächtige Unterstützer hinter sich versammelt. Foto: picture alliance/Sipa USA.

Der Stimmrechtskampf beim Entertainment-Giganten dürfte sich indes zur teuersten Proxy-Auseinandersetzung aller Zeiten ausgewachsen haben. Bereits zu Jahresbeginn lagen bei der US-Börsenaufsicht SEC Dokumente vor, gemäß denen die aktuellen Disney-Direktoren sowie Trian Partners und der in einer weniger beachteten aktivistischen Kampagne steckende Hedgefonds Blackwells über 70 Mill. Dollar auszugeben planten, um Aktionäre auf ihre jeweilige Seite zu ziehen.

Blackrock will im Sinne Igers stimmen

Iger und Trian haben jeweils mächtige Unterstützer im Rücken. Der weltgrößte Assetmanager Blackrock, der laut dem Datendienst Factset 78 Millionen Aktien des Unterhaltungskonzerns im Wert von 9,5 Mrd. Dollar und damit 4,2% der ausstehenden Anteile kontrolliert, will laut Insidern nach den Empfehlungen des aktuellen Verwaltungsrats stimmen – ebenso wie T. Rowe Price, die eine Beteiligung von rund 0,5% hält.

Peltz dagegen arbeitet mit Ike Perlmutter zusammen – der ehemalige Vorsitzende des 2009 von Disney übernommenen Comicverlages Marvel hält über 25 Millionen Aktien des Konzerns und hat die zugehörigen Stimmrechte in die Hände von Trian gelegt. Zudem genießt der Hedgefonds die Unterstützung des größten US-Pensionsfonds Calpers und der Investmentgesellschaft Neuberger Berman. Diese stößt sich daran, dass Disney es versäumt habe, die Nachfolge für den 73-jährigen Iger zu regeln, der sich seit November 2022 in zweiter Amtszeit an der Konzernspitze befindet.

Hedgefonds-Größe Nelson Peltz kritisiert, dass Disney die Nachfolge für CEO Bob Iger nicht rechtzeitig geregelt habe. Foto: Kareem Elgazzar/The Cincinnati Enquirer via AP.

Diesen Kritikpunkt hatte auch der 81-jährige Peltz wiederholt angeführt. Zudem hätten die Disney-Direktoren dem Management Anreize zu setzen, im Sinne der Investoren zu handeln. So seien sie für zu niedrige Einnahmen und Bewertungen verantwortlich. Seit Anfang 2021 hat die Disney-Aktie rund ein Drittel ihres Werts verloren, in den vergangenen Monaten lag sie allerdings wieder im Aufwind.

Reorganisation verleiht Rückenwind

Analysten verweisen auf eine im Frühjahr 2023 angekündigte Reorganisation. In diesem Zuge beschlossene Einsparmaßnahmen zeigen Wirkung: Das Mickey-Mouse-Konglomerat ist laut Iger auf dem besten Weg, die Kosten bis Ende September um mehr als 7,5 Mrd. Dollar einzudämmen. Für den Geschäftsturnus 2024 rechnet Disney mit einem kräftigen Überschuss von 4,60 Dollar pro Aktie.

Entsprechend sang mit Jamie Dimon, CEO von J.P. Morgan, einer der einflussreichsten Köpfe der Wall Street zuletzt ein Loblied auf Iger. Dieser sei ein „herausragender Anführer“, der das Entertainment-Geschäft in- und auswendig kenne. Neue Direktoren in den Verwaltungsrat zu bestellen, sei ein unnötiges Risiko.

Jamie Dimon, CEO von J.P. Morgan, hat in den vergangenen Jahren einen engen Austausch mit Disney-Chef Bob Iger gepflegt. Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRESS | Alex Brandon.

Daneben deckt ein weiterer Wall-Street-Kopf Iger den Rücken. James Gorman, ehemals Morgan-Stanley-CEO, zog im Februar in den Disney-Verwaltungsrat ein, in dem auch Mary Barra, Chefin von General Motors, sitzt. Der Stimmrechtsberater Glass Lewis hat Aktionäre aufgerufen, für die aktuelle Direktorenriege zu stimmen. Auch „Star Wars“-Schöpfer George Lucas und die Familie Disney sprachen dem Verwaltungsrat ihr Vertrauen aus.

Fehde mit Musk

Peltz weiß indes auch Elon Musk hinter sich. Der Milliardär führt eine Fehde gegen Iger, seit dieser sich wegen einer Antisemitismus-Kontroverse entschloss, keine Disney-Anzeigen mehr auf der Social-Media-Plattform X zu schalten. Zudem plädiert der Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services für eine Aufnahme von Peltz in den Disney-Verwaltungsrat. Der Aktivist betont, Iger „nicht feuern, sondern ihm helfen“ zu wollen. Allerdings hat Trian dem Disney-Chef bereits vor dem Showdown auf der Hauptversammlung die Stimmen verweigert.

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