Showdown um Autostrade rückt näher

Rom droht mit Konzessionsentzug für den Autobahnbetrieb

Showdown um Autostrade rückt näher

bl Mailand – Showdown im Konflikt zwischen dem börsennotierten Infrastrukturkonzern Atlantia und Rom. Die italienische Regierung droht der Atlantia-Tochter Autostrade per l’Italia (Aspi) mit dem Entzug der Konzession für den Betrieb eines etwa 3 000 Kilometer langen Autobahnnetzes, sollte nicht bis zum heutigen Mittwochabend eine Einigung über die Veräußerung an die mehrheitlich staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) erzielt werden. Das Kabinett könnte dem Vernehmen nach schon am Freitag eine entsprechende Entscheidung treffen und einen staatlichen Sonderkommissar einsetzen. Suche nach KompromissBei einer Verwaltungsratssitzung bei Aspi sollten am Dienstagabend Kompromisslösungen ausgelotet werden. Ein Entzug der Konzession hätte unkalkulierbare Folgen für den Staat und das Unternehmen selbst, dem angesichts von 10 Mrd. Euro Schulden der Konkurs droht. Klagen zu erwartenAtlantia und Aspi bzw. deren Aktionäre, zu denen die Allianz und mehrere Staatsfonds gehören, dürften bei einem einseitigen Konzessionsentzug Klagen gegen den italienische Staat einreichen. Es droht ein jahrelanger Rechtsstreit. Experten zufolge könnten auf Italien Zahlungen von 20 Mrd. Euro und mehr zukommen.Atlantia bzw. Aspi wehren sich gegen einen von der Regierung verlangten Verkauf von Aspi an die CDP zu einem Preis, der weit unter dem Marktpreis liegt. Atlantia hatte die Regierung letzte Woche mit dem Plan herausgefordert, die 88-prozentige Beteiligung an Aspi entweder an den Meistbietenden zu veräußern oder an die Börse zu bringen. Der Atlantia-Aktienkurs ist durch diesen Konflikt seit Tagen unter Druck, legte aber am Dienstag bis zum Nachmittag um 1,53 % auf 13,57 Euro zu.Der Konflikt dauert schon mehr als zwei Jahre. Rom drohte Aspi seit dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua im August 2018 mit dem Konzessionsentzug. Aspi trage die Verantwortung für die Katastrophe, so Rom. Juristisch ist die Schuld Aspis bisher aber nicht festgestellt worden. Es gibt Indizien, dass die staatliche Aufsichtsbehörde zumindest eine Mitschuld trägt. Mitte Juli hatten sich beide Seiten geeinigt, dass Atlantia den Anteil abgibt. Es gibt jedoch unterschiedliche Interpretationen darüber, auf welche Weise und zu welchem Preis dies erfolgen soll. Die Regierung will, dass die CDP einen nennenswerten Anteil übernimmt.