Siemens-Energiesparte legt Margenziel auf Eis

Große Gasturbinen bleiben Ladenhüter

Siemens-Energiesparte legt Margenziel auf Eis

mic München – Die Siemens-Sparte Konventionelle Kraftwerke legt ihr Margenziel auf Eis. Die operative Marge der Division, die der Konzern als “Power and Gas” führt, werde in den Geschäftsjahren 2018 und 2019 im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich liegen, prognostizierte das verantwortliche Vorstandsmitglied Lisa Davis bei der Präsentation der Halbjahreszahlen – und dies, obwohl die Kosten für Personalabbau herausgerechnet werden. Diese würden beträchtlich sein und zum Ende des Geschäftsjahres erwartet, sagte Davis. Die Korrektur der Ziele begründete Davis mit dem stockenden Absatz der kompliziertesten Produkte im Portfolio der Sparte: “Im Markt für große Gasturbinen gibt es keine Anzeichen einer mittelfristigen Erholung.” Dagegen sehe Siemens in den Märkten für kleine, mittlere und aeroderivative Turbinen und für Kompressoren mittelfristig eine moderate Erholung. Der Anstieg des Ölpreises sorge außerdem dafür, dass die Öl-und-Gas-Investitionen angekurbelt würden: “Die Kunden sind jedoch sehr kostenbewusst, der Wettbewerb ist hart.”Die Sparte Konventionelle Kraftwerke zielte bisher auf eine Marge in der Bandbreite von 11 % bis 15 %. Diese Vorgabe wurde seit fünf Quartalen nicht mehr erreicht. Im vergangenen Quartal sank die Marge auf das Rekordtief von 3,9 %. Dabei habe es bei ein paar Projekten zu hohe Ausgaben gegeben, sagte Davis. Diese Projektbelastungen hätten jedoch keinen großen Einfluss gehabt. Finanzvorstand Ralf Thomas zeigte sich bezogen auf den gesamten Siemens-Konzern zuversichtlich, im Geschäftsjahr die als normales Niveau eingeschätzte Höhe von 200 Mill. Euro Sonderbelastungen aus Projekten nicht zu überschreiten. Der Umsatz der Sparte Konventionelle Kraftwerke brach auf vergleichbarer Basis um 21 % auf 2,9 Mrd. Euro ein, der Auftragseingang allerdings nur um 7 % auf 3,2 Mrd. Euro. Davis strich heraus, dass Siemens im Markt für Gasturbinen mit mehr als 10 Megawatt auch Erfolge vorzeigen könne. Der Konzern habe im zweiten Quartal den größten Marktanteil unter allen Wettbewerbern gehabt. Finanzvorstand Ralf Thomas räumte allerdings ein, dass Siemens im Neugeschäft auch Aufträge akzeptiere, die anfangs leicht defizitär seien und ihren ökonomischen Sinn erst durch das Servicegeschäft erhielten. Dickes Lob für BahntechnikWidersprüchliche Signale ortet Thomas in der Sparte Antriebstechnologie/Prozessindustrie, die als zweite Sparte das Margenzielband im zweiten Quartal nicht erreichte. Es lag mit 6,7 % unter der Vorgabe von 8 % bis 12 %. Einerseits wiesen die rohstoffnahen Industrien in Richtung Stabilisierung. Andererseits bleibe die Nachfrage der Windkraftbranche nach mechanischen Komponenten weiterhin schwach. Thomas zeigte sich dennoch zuversichtlich. Er habe ein ziemlich gutes Gefühl, dass die Sparte auf dem richtigen Weg sei, sagte er.Ein dickes Lob des Finanzvorstandes erhielt die Sparte Bahn- und Mobilitätstechnik, die vor einer Fusion mit Alstom steht. Die Ergebnismarge von 11,1 % suche in dieser Branche ihresgleichen. 18 Quartale in Folge sei das Zielband erreicht oder übertroffen worden. Thomas sprach von einem exzellenten Job des Managements um Sabrina Soussan, Michael Peter und Karl Blaim, das er damit – was in einer Zahlen-Pressekonferenz bei Siemens unüblich ist – namentlich nannte.